Wie eine Partyreihe online ging: WOFF

Die WOFF-Partyserie wurde 2015 von Benjamin Egger als spielerisches Gefäß für die unabhängigen Kunsträume von Zürich gegründet. Gegenwärtig wird das Format von Benjamin Egger, Gregory Hari, Monica Germann, Luca Büchler und Esther Kempf organisiert und findet jeweils zu einem auf das jeweilige Datum abgestimmten Thema statt. Von der Crucifiction Edition am Karfreitag, der GOGO Edition zum Eröffnungsjubiläum der ersten Gogo-Bar bis hin zur Dancing On My Own Edition am Todestag von Lady Di, mäandrieren die Themen freizügig durch die Kulturgeschichte.

Die neunte Edition mit dem Untertitel The Cosmological Order sollte am 3. April 2020 den Tag feiern, an dem der erste Satellit in die Umlaufbahn des Mondes einschwenkte. Doch dann kam der Lockdown aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus. Die Party musste abgesagt werden. Was aber passt besser zum Thema der kosmologischen Ordnung, als eine Party, die gar nicht an einem geografischen Ort stattfindet, sondern an mehreren Orten gleichzeitig?

Vor dem Hintergrund dieser Frage entstand die Idee, eine Online-Partyplattform zu entwickeln, um die darin virtuell partizipierenden Menschen zu verbinden. Mit Hilfe der Grafiker Marlon Ilg und Ray Lenzin und dem Einsatz der Programmierer von flxlabs wurde woff.rocks ins Leben gerufen, eine Webseite, die verschiedene Chaträume, virtuelle Dancefloors, eine Toilette und diverse Performances als Live-Streams bereitstellt. So konnte man sich neben dem Tanzen in den eigenen vier Wänden zu live DJ-Sets auch live die Hand lesen oder sich die Tarotkarten legen lassen. Die Party war ein Erfolg, das Feedback durchgehend positiv und der Wunsch nach einer weiteren, die Lockdown-Öde durchbrechenden Edition wurde schnell laut. Das WOFF-Team entschied deshalb kurzerhand, eine neuneinhalbte Ausgabe zum 201. Jubiläum der Erstveröffentlichung von The Life and Strange Surprizing Adventures of Robinson Crusoe of York unter dem Motto La Isla Bonita zu veranstalten. Diesmal unter anderem mit Performances von Teresa Vittucci, als Karaoke singender Alleinunterhalterin Boomboombodylove oder den Lötscher Sisters mit einem dreiteiligen Aerobic-Programm. Die Party fand in Kollaboration mit der Fashion Revolution Week statt und diente auch als Abschlussveranstaltung für deren Online-Programm.

Im Gespräch mit Marcel Bleuler vom Kooperationsschwerpunkt Wissenschaft und Kunst an der Universität Salzburg kam anschließend die Idee auf, die Plattform woff.rocks als Präsentationsraum für eine Gruppe MA-Studierender der Kommunikationswissenschaft zu nutzen. Die Studierenden beschäftigten sich während des Semesters mit dem Nachtleben in Salzburg und mussten aufgrund des Lockdowns neue Teilhabemöglichkeiten finden. Mit der Hilfe von flxlabs wurde die Party-Webseite in einen virtuellen Ausstellungsraum umgewandelt, der auf salzburg.woff.rocks aufrufbar war. Die Studierenden präsentierten verschiedene selbst entwickelte, zum Teil partizipative Formate, die allesamt live gestreamt wurden: vom Online-Quiz über eine moderierte Fahrradtour bis hin zu einem Interview über Online-Partys während des Lockdowns. Darüber hinaus wurden auch studentische Arbeiten wie etwa Videobeiträge oder Podcasts gezeigt. Der Party-Plattform wurde auf diese Weise – während die Zahlen der Ansteckungen mit Covid-19 endlich sanken – nochmals neues Leben eingehaucht.

 

Benjamin Egger ( 2020): Wie eine Partyreihe online ging: WOFF. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 11 , https://www.p-art-icipate.net/wie-eine-partyreihe-online-ging-woff/