Baue, wo du stehst!

Im Rahmen von zwei Workshoptagen zum Thema Künsterlisches Experimentieren im öffentlichen Raum dreht sich alles um die Fragen:

  • Welche Themen brauchen in einer Stadt von morgen mehr Platz und wie können wir sie angehen?
  • Wie können wir künstlerisch-experimentell im öffentlichen Raum arbeiten?
  • Wie wird der öffentliche Raum zur Leinwand gemeinsamer Zukunftsvisionen?

Im DIY-Labor von und mit dem Künstler und Aktivisten Tomash Schoiswohl arbeiteten Studierende und Teilnehmer*innen der Lebenshilfe mit Karton, mit Pappendeckel, mit dem Abfall der zunehmenden Paketflut. Die Themen dieses Workshops waren: Zustellung, Transport, Lieferdienste, der Kult um Geschwindigkeit, die Beschleunigung des sogenannten „letzten Kilometers“. Wie stark beeinflusst die Dynamik hinter solchen Prozessen unseren Alltag, wie verändert diese Entwicklung den öffentlichen Raum? Wie kann man Widerstand ausüben, Prozesse rücksichtsvoller gestalten und eine demokratische Öffentlichkeit herstellen?

Sinnbilder dieser Fragen wurden eine gigantische Schnecke, ein kaputtes Fließband und ein Chaos-Objekt, zusammengesetzt aus einzelnen Karton-Bauteilen. Dadurch sollte an den Slogan der Geschichtswerkstätten angeknüpft werden, die in den 1970er und 1980er Jahren mit „Grabe wo du stehst“ eine reflexive und aktivistisch-involvierte Untersuchung von Arbeit, Alltag oder von Stadtteilen meinten. Die abgewandelte Parole dazu lautete: Baue, wo du stehst! Bevor die Karton-Konstruktionen jedoch im öffentlichen Raum erprobt wurden, ging es in die Küche: Denn mit der Aktion sollte nicht nur durch Blockaden eine Entschleunigung passieren, sondern sie sollte auch mit dem Angebot verbunden werden, sich Zeit für ein Glas selbstgemachten Apfelkompotts zu nehmen.

Die mit Kompott befüllten Gläser landeten schließlich in einem Einkaufswagen und wurden ein wichtiges Element des gemeinsamen Rundgangs in der Innenstadt. Wer freut sich nicht, wenn in der Sommerhitze auf Wunsch ein kühles Glas Kompott in der Hand landet? Fußgänger*innen begegneten der Aktion schließlich durchwegs wohlwollend und durch den großen Enthusiasmus und durch die Freude der Studierenden und Teilnehmer*innen konnte auch das ein oder andere Ärgernis schnell gelöst werden.