Eine Reise zu Jean Cocteau

Dichter und Maler, Librettist, Choreograph, Schauspieler, Autor von Romanen und Bühnentexten, Drehbuchautor und Filmregisseur … – Jean Cocteau hat sich in den unterschiedlichsten Formen des künstlerischen Ausdrucks souverän bewegt, und er war mit vielen anderen Künstlern seiner Zeit – wie Apollinaire, Picasso, Satie, Milhaud oder Poulenc – eng verbunden.

Im vergangenen Sommersemester – genauer eigentlich schon seit Dezember letzten Jahres – haben sich Studierende verschiedener Studienrichtungen an der PLUS und der Universität Mozarteum mit dem vielseitigen Künstler beschäftigt, ganz besonders mit seinen Gedichten und deren Vertonungen durch namhafte Komponisten – hauptsächlich aus der Zeit der frühen Zwanzigerjahre.

Die Anregung dazu kam – genauso wie wichtige fachliche Unterstützung – von Susanne Winter vom FB Romanistik; Anlass war der 50. Todestag Cocteaus im Jahr 2013, zu dem sich verschiedene Veranstaltungen in Forschung und Lehre anboten. Kooperationspartnerin im Mozarteum war die Leiterin der Gesangsabteilung, Elisabeth Wilke, Organisation und Gesamtleitung lagen bei Eva Spambalg-Berend. Weitere Lehrende der Universität Mozarteum kamen im Lauf der Arbeit unterstützend dazu.

Aus der zentralen Anfangsidee, einen Abend mit den zum Teil wenig bekannten Liedkompositionen und ausgesuchten Texten Cocteaus zu gestalten, ergab sich ein spannender, wenn auch fordernder Prozess.

Es ging um die Annäherung an eine aus heutiger Sicht weit entfernte, hoch artifizielle Ästhetik und darum, eine uns gemäße Form der Umsetzung zu finden und zu realisieren. Dabei waren sowohl die Art der Kooperation der verschiedenen beteiligten Abteilungen, Fach- und Programmbereiche, wie auch die Form der Lehrveranstaltung als sehr ergebnisorientierte und gleichzeitig möglichst offene Projektarbeit noch nicht erprobt; beides musste – mit entsprechendem Mut zum Risiko – erst im Verlauf des Arbeitsprozesses entwickelt werden.

Schließlich arbeiteten über zwanzig studentische TeilnehmerInnen aus den Abteilungen Gesang, Schauspiel und Regie, Bühnenbild sowie aus den Studien Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft, Romanistik, Germanistik, Kommunikationswissenschaft und Kulturmanagement zusammen an der Realisierung des Projekts.

Während die Studierenden des Mozarteums mit der musikalischen und schauspielerischen Erarbeitung des Materials den künstlerischen Part übernahmen, setzten sich die Studierenden der PLUS im Rahmen einer anwendungsorientierten Übung mit der dramaturgischen und organisatorischen Seite des Vorhabens auseinander – in den verschiedensten Facetten: Recherche, Planung, Übersetzung französischer Texte, Werbung und die Gestaltung des Programmhefts gehörten dazu, aber auch Mitarbeit bei der Probendisposition, Regieassistenz und schließlich die Videodokumentation.

In der Spannung zwischen der Dynamik einer künstlerischen Produktion und den festen Vorgaben der Organisation ergänzten sich die unterschiedlichen Perspektiven und Kompetenzen der TeilnehmerInnen an diesem interuniversitären und spartenübergreifenden Projekt in einer produktiven Zusammenarbeit; das große Engagement aller Beteiligten führte schließlich zu einer gut besuchten und sehr erfolgreichen Aufführung am 1. Mai im Solitär des Mozarteums.

Plakat Café Cocteau_WK

Programm Cafe Cocteau

Café Cocteau (Ausschnitte aus der Aufführung)

Einschätzungen der TeilnehmerInnen

„Café Cocteau“ war meine erste Veranstaltung im Bereich Kulturmanagement und hat mich sowohl überrascht als auch begeistert. Vor allem die Praxisbezogenheit war für mich neu an der Universität.

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Es war sehr interessant zu erfahren und „am eigenen Leibe zu spüren“, wie viel dramaturgische Hintergrundarbeit in einer kulturellen Veranstaltung steckt! Sehr spannend war auch die Möglichkeit, die gesamte Palette an organisatorischen Aufgaben wie Probenkoordination, Assistenz und Werbung mitzubekommen.

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Durch die zahlreichen komparatistischen Ansätze konnte ich mein Wissen in den Musikwissenschaften anreichern und gleichzeitig Einblicke in die Gestaltung und Organisation eines künstlerischen Projekts gewinnen. Zu Beginn des Kurses war es etwas schwer, die Struktur und Herangehensweisen an das Projekt zu begreifen, da viele Ideen vorgebracht wurden, ihr konkretes Umsetzen sich jedoch erst später entwickelte.

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Neben dem Thema Jean Cocteau an und für sich, war für mich vor allem der Einblick in die Arbeit der KollegInnen des Mozarteums neu und interessant.

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Es war spannend zu erfahren, wie die einzelnen Blöcke „Liedauswahl“, „Übersetzung“, „Werbung“,… aufgebaut sind, was in welchen Block gehört und wie zeitintensiv eigentlich die Arbeit in den einzelnen Bereichen ist. Außerdem bekamen alle ein Gesamtbild, anstatt nur die eigene Aufgabe zu machen.

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Das Team „Textrecherche“ der Komparatistinnen hat sich intensiv mit den französischen Texten Cocteaus auseinandergesetzt und eine Übersetzung wie auch eine Interpretation präsentiert. Ein Anliegen war es uns, den Darstellerinnen und Darstellern einen Einblick in den Inhalt der jeweiligen Texte zu geben, so dass sie sich für ihren Auftritt bestens vorbereitet fühlen. Bei unserem ersten Treffen im Dezember hatten wir alle noch ein sehr unklares Bild vor Augen, was hier nun wirklich organisiert werden soll. Im Laufe der Zeit hat das Ganze immer mehr Form angenommen.

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Ungewohnt für mich war in jedem Fall, wie minutiös das „Endprodukt“ inszeniert war, was aber im Nachhinein betrachtet wohl mit für den Erfolg der Produktion ausschlaggebend war.

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Insbesondere fand ich an dieser Übung interessant, dass es als ein Kooperationsprojekt mit der Uni Mozarteum Salzburg konzipiert war und wir somit mit Studierenden und Vertretern/innen des Mozarteums in Kontakt kamen, deren Studien- und Tagesablauf sich von dem der Uni-Studierenden doch erheblich unterscheidet. Für mich als Komparatistik-Studierende war es zudem sehr interessant Einblicke in die dramaturgische Arbeit zu bekommen. Alles in allem möchte ich betonen, dass die Übung für mich sehr produktiv war, wobei der schönste Moment natürlich der Abend der Aufführung unseres gemeinsamen Liederabends war.

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Projekte wie diese fordern viel Eigeninitiative und Engagement der Studierenden; doch sie geben die Möglichkeit sich auszuprobieren und das bisher Gelernte in die Praxis umzusetzen. Es war schön zu sehen, wie sich die Gruppe trotz ihrer Mitglieder aus unterschiedlichsten Disziplinen ergänzte und gut zusammenarbeitete. Da die Gruppe sehr vielseitig war und sich durch unterschiedlichste Kompetenzen auszeichnete, war die Zusammenarbeit sehr fruchtbar.

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Für mich war es ein Gewinn mit solch hervorragenden Musikern zu arbeiten, eine Arbeit zu machen, die von der Musikalischen und der Darstellenden Fakultät gemeinsam mit der Wissenschaft kreiert wurde.

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Ich habe diese Lehrveranstaltung gewählt, weil mich besonders die Idee der Organisation einer öffentlichen Veranstaltung angesprochen hat. Ich habe dies als gute Möglichkeit empfunden, das in vielen anderen LVA erlernte theoretische Kulturmanagement-Wissen einmal praktisch umzusetzen und dabei zu überprüfen, wie sich die Theorie auf das reale Leben umsetzen lässt bzw. welche Schwierigkeiten sich dabei ergeben. Abschließend kann ich sagen, dass sich meine Erwartungen voll erfüllt haben. In meinem eigenen Bereich hat vor allem auch die tolle Zusammenarbeit mit dem Technik-Team im Mozarteum und mit den KollegInnen von FS1 eine große Rolle gespielt. Ich habe auch bei der Aufnahme und beim Filmschnitt durch die Erfahrung wieder einiges dazugelernt und freue mich über das entstandene Ergebnis.

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( 2013): Eine Reise zu Jean Cocteau. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 03 , https://www.p-art-icipate.net/eine-reise-zu-jean-cocteau/