Wie man sich zum Suchen entschließt und dabei findet

Birte Endrejat ist eine Berliner Künstlerin, die das Beobachten zum Teil ihres künstlerischen Schaffens macht. Ihre Recherchen dafür scheinen oft ziellos und beginnen sehr unspezifisch. Ein spannender Zugang zur künstlerischen Produktion, der im November 2012 eine Handvoll StudentInnen des Mozarteums und der Uni Salzburg in einem Seminarraum im Kunstquartier versammelte. Wünsche und Vorstellungen an den bzw. vom Workshop zum Thema „Recherche“ wurden zu Beginn viele geäußert, wirklich vorstellen konnte sich aber kaum jemand etwas. Bald waren die LehrveranstaltungsteilnehmerInnen aber mitten im Thema und beschäftigten sich mit Fragen wie: Was bedeutet künstlerische Recherche? Wozu recherchieren Künstler? Funktioniert das Recherchieren regelgeleitet?

Theoretischer Input, Künstlerpublikationen und die Erzählungen von Birte Endrejat spannten den Rahmen, bis es plötzlich hieß: „Jetzt geht raus und beobachtet das Erste, was euch auffällt.“ Eine scheinbar wenig zielgerichtete Suche – ein schwieriges, fast abwegiges Unterfangen, besonders für die Studierenden der Paris-Lodron-Uni, die es im Studium immerhin fast ausschließlich mit konkreten Forschungsfragen zu tun gehabt hatten. Dementsprechend planlos irrten die meisten zunächst herum, bis sich langsam einzelne Bezugspunkte herauszukristallisieren begannen: Die einen beobachteten Schneeflocken, die sich Ende November langsam über die Stadt legten, für andere wurde das Stimmengewirr auf der Straße zum Gegenstand des Interesses, wieder andere setzten die Hauben der PassantInnen zu dadaistischen Kompositionen zusammen oder häuften Text- und Bildmaterial an. Theorie und Praxis verschmolzen.

Das Darauf-Einlassen und die Auseinandersetzung mit den Zweifeln, was denn am Suchen Kunst sein soll, war das Schwierige, aber Birte Endrejat stand mit Rat und Tat zur Seite, half Ideen zu entwickeln und Unsicherheiten zu beseitigen. Beim gemeinsamen Essen wurde weiterdiskutiert. Am Ende hatte jede/jeder sein Projekt, das sie/er näher verfolgen wollte. Und hatte sich selbst, seinen Horizont und seinen Zugang zum künstlerischen Schaffen erweitert. Die Antworten auf die Eingangsfragen blieben allerdings diffus. Klar wurde aber, dass das Tun, die eigene künstlerische Produktion, im Zentrum steht. Und dieser Prozess kann mitunter irrational wirken.

Sandra Bernhofer ( 2013): Wie man sich zum Suchen entschließt und dabei findet. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 03 , https://www.p-art-icipate.net/wie-man-sich-zum-suchen-entschliest-und-dabei-findet/