Veranstaltungsreihe W&K-Forum

Die Veranstaltungsreihe W&K-Forum wurde vom Schwerpunkt Wissenschaft und Kunst (W&K) im Frühjahr 2015 ins Leben gerufen. Das Ziel besteht darin, dem kontroversiellen Diskurs rund um kultur- und gesellschaftspolitische Fragestellungen in der Stadt Salzburg eine Plattform zu bieten. Hierzu sollen herausragende Persönlichkeiten unterschiedlicher Fachbereiche eingeladen werden, um ihre Expertise zu Themen, die mit Wissenschaft und Kunst zusammenhängen, im gesellschaftlichen Kontext darzulegen bzw. miteinander zu diskutieren. Durch die Wahl aktueller Inhalte, die Einbindung bekannter Persönlichkeiten und die Kooperation mit wichtigen Kulturinstitutionen in der Stadt wird angestrebt, neben den Studierenden eine breite kulturinteressierte Öffentlichkeit zu erreichen.

Die Reihe wurde am 4. März 2015 mit einem Vortrag des Philosophen Konrad Paul Liessmann (Wien) unter dem Titel „Wissenschaft ist keine Kunst! Eine Polemik“ im Unipark Nonntal eröffnet. Dabei beleuchtete er auf pointierte Weise aus einer historischen Perspektive die Wechselwirkungen zwischen den beiden Begriffen, aus denen die Bezeichnung des W&K-Schwerpunkts und -Forums besteht. In den darauffolgenden W&K-Foren stellten sich Fragestellungen zu Kunst und Macht als eines der Schwerpunktthemen heraus.

Am 5. Mai 2015 fand im Unipark Nonntal die Podiumsdiskussion „Kunst, Religion und Terror“ statt, an der sich der Karikaturist Gerhard Haderer (Linz), der Journalist Viktor Hermann (Salzburg) und die Medien- und Kunsttheoretikerin Dorna Safaian (Berlin) beteiligten. Moderiert von Manfred Kern vom W&K-Programmbereich Kunstpolemik – Polemikkunst sprachen die ExpertInnen angesichts des Anschlags auf Charlie Hebdo über den Disput zu Karikaturen mit religiösen Motiven und beleuchteten dessen Zusammenhang mit dem „Bilderstreit“ in verschiedenen Religionen.

Am 29. Mai 2015 fand zum Motto „Warum tanzt der Mensch?“ im Toihaus Theater eine Gesprächsrunde mit der Tänzerin, Schauspielerin und Choreografin Cornelia Böhnisch (Salzburg), der Choreografin Monica Delgadillo Aguilar (Wien), der Tanzanthropologin Andrée Grau (London) und der Tanzwissenschaftlerin Claudia Jeschke (Salzburg) statt. Die Beteiligten beleuchteten die Rolle des Tanzes und des Tanzens aus verschiedenen Perspektiven: im interkulturellen Vergleich ebenso wie mit Blick auf soziale und rituelle Kontexte sowie künstlerische und (community-)aktivistische Intentionen.

Am 16. Juni 2015 hielten im KunstQuartier der Kultursoziologe Andreas Reckwitz (Frankfurt a.d. Oder), der Soziologe Martin Weichbold (Salzburg) und der Historiker Michael Werner (Paris) Vorträge zum Thema „Aktuelle Festivals der Neuen Musik als Foren für zeitgenössische Kultur“ und diskutierten darüber mit dem Publikum. Bei dieser von der Musikwissenschaftlerin Simone Heilgendorff (Salzburg/Berlin) moderierten Veranstaltung wurden v.a. interdisziplinäre Querverbindungen dargestellt, die sich bei der vergleichenden Erforschung europäischer Musikfestivals aus der musikwissenschaftlichen Perspektive ergeben.

Am 16. November 2015 diskutierten die KünstlerInnen Katharina Kapsamer (Salzburg), Martin Krenn (Wien) und Moira Zoitl (Berlin) unter der Mitwirkung von Elke Smodics (Wien) und Elke Zobl vom W&K-Programmbereich Zeitgenössische Kunst und Kulturproduktion im Salzburger Kunstverein über Möglichkeiten und Grenzen gesellschaftlicher Mitgestaltung. Ausgehend vom Motto „Mission impossible?“ zeigten sie dabei Potenziale auf, die – im zeitgenössischen Kunstdiskurs oft inflationär gebrauchten – Begriffe Teilhabe, Partizipation und Intervention im Rahmen konkreter Kunstprojekte inhaltlich zu füllen.

Am 3. Dezember 2015 hielt der Archäologe Andreas Schmidt-Colinet, der von 1980 bis 2010 die deutsch-österreichisch-syrischen Grabungen in Palmyra leitete, im KunstQuartier einen Vortrag unter dem Titel „Palmyra geht uns alle an“. Dabei hob er die katastrophalen Folgen des Krieges in Syrien hervor – sowohl was die Menschen als auch was den systematischen Raub und die unwiederbringliche Zerstörung von Kulturgut betrifft.

Am 12. Januar 2016 wurde in der Stadtgalerie Lehen eine öffentliche Podiumsdiskussion zum Thema „Musik und Macht“ abgehalten. Bei dieser von Martin Losert vom W&K-Programmbereich Vermittlung zeitgenössischer Musik moderierten Veranstaltung debattierten die Musikwissenschaftlerin Morag Grant (Berlin, Wien), der Komponist Shahriyar Farshid (Iran / Salzburg), der Politikwissenschaftler und Orientalist Nadim Mazarweh (Wien) sowie der Komponist Samir Odeh-Tamimi (Israel / Berlin) über das Wechselspiel von Kunstproduktionen und staatlicher Macht mit einem Fokus auf den Nahen Osten. Im Zuge dessen kamen Werke der beiden beteiligten Komponisten zur Aufführung.

Am 11. März 2016 fand in der ARGEkultur im Rahmen des Digital Spring-Festivals eine Podiumsdiskussion zu „Kunst-Aktivismus in Migrationskontexten“ statt. Nach einer kurzen Präsentation ihrer dem Bereich des Kunst-Aktivismus zuordenbaren Werke tauschten sich Khaled Barakeh (Damaskus / Frankfurt), André Leipold (Vertreter des „Zentrums für Politische Schönheit“ Berlin) und Sonja Prlić (Salzburg) miteinander aus, wobei Sabine Bruckner (Salzburg) die Moderation übernahm. Im Fokus stand die Frage, wie KünstlerInnen, die sich mit aktuellen Entwicklungen in Bezug auf Migrationsbewegungen auseinandersetzen, die Grenze zwischen politischem und künstlerischem Engagement definieren bzw. ob eine solche Grenze überhaupt existieren kann.

Am 7. April 2016 lud der Leiter des Kooperationsschwerpunkts Wissenschaft und Kunst Gerbert Schwaighofer folgende ExpertInnen in den Unipark Nonntal ein, um über die Frage „Wozu Salzburg Kulturhauptstadt 2024?“ zu diskutieren: Den ehemaligen Intendanten der Kulturhauptstadt Linz 09 Martin Heller (Zürich), die Initiatorin der Wanderausstellung Kulturhauptstadt 2024 Elisabeth Leitner (Wien), die Leiterin des Salzburg Centre of European Union Studies an der Universität Salzburg Sonja Puntscher-Riekmann und den Bankier Heinrich Spängler (Salzburg). Dabei wurden sowohl die Potenziale besprochen, welche sich aus einer entsprechenden Bewerbung Salzburgs ergeben könnten, als auch die Hindernisse auf diesem Weg thematisiert.

Am 11. Mai 2016 gaben im Unipark Nonntal unter dem Titel „Böhmergan?!“ folgende ExpertInnen von der Universität Salzburg Stellungnahmen zur sogenannten Böhmermann-Erdoğan-Affäre ab und diskutierten darüber: Manfred Kern (FB Germanistik), Elisabeth Klaus (FB Kommunikationswissenschaft) und Otto Lagodny (FB Strafrecht). Sie zeigten auf, dass die Affäre ein aktuelles Beispiel für politisch-ideologische Kunstfeindschaft abgibt sowie – wie es Manfred Kern formulierte – „die mächtige Ohnmacht der Provokation in der Kunst“ unter Beweis stellt.

Am 2. Juni 2016 präsentierte der deutsche Journalist, Autor und Migrationsforscher Mark Terkessidis in der Stadtgalerie Lehen sein neues Buch Kollaboration. Bei seinem Vortrag stand die Frage, ob wir uns „auf dem Weg in eine Gesellschaft der Vielfalt“ (so der Titel der Veranstaltung) befinden, im Vordergrund. Daraufhin diskutierte er mit dem Publikum über die demokratiepolitische Bedeutung von Kunst, Kollaboration und kultureller Diversität.

Die bisher letzte Veranstaltung der Reihe fand am 7. Juni 2016 in der ARGEkultur statt und trug den Titel „Die im Syrup stecken“. Es handelte sich um ein Gesprächskonzert mit Musik von Stephan Winkler (Berlin). Anhand der Aufführung mehrerer seiner Werke durch das ensemble mosaik (Berlin) und im Austausch mit Martin Losert gab der Komponist einen Einblick in sein vielfältiges Schaffen.

Die behandelten Themen waren zumeist nicht nur aktuell, sondern betrafen mehrmals auch tagespolitische Entwicklungen. Als Vortragende und DiskutantInnen konnten oft höchst renommierte und häufig internationale ExpertInnen auf den jeweiligen Gebieten gewonnen werden. Zusätzlich zu universitären Räumlichkeiten fanden einige Vorträge und Diskussionen ebenso an weiteren wichtigen kulturellen Orten in Salzburg in Kooperation mit den jeweiligen Kulturinstitutionen statt. Aus diesen Gründen stießen die Foren größtenteils auf hohes Publikumsinteresse. Die Themenwahl für die Veranstaltungen ab Herbst 2016 – u.a. eine Podiumsdiskussion zu polemischen Konfrontationen rund um Elfriede Jelinek – verspricht eine erfolgreiche Fortsetzung der Reihe.

( 2016): Veranstaltungsreihe W&K-Forum. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 07 , https://www.p-art-icipate.net/veranstaltungsreihe-wk-forum/