Feldgänge

Das (Be)Zeichnen des Felds der Walking Art

Das Gehen als Modus der Alltagsbewegung hat im 21. Jahrhundert in der Kunst, aber auch in der Wissenschaft vermehrt an Bedeutung gewonnen. Um der Frage nachzugehen, was die besondere Faszination an der analogen Aktivität des Gehens in unserer durch Digitalisierung zusehends entkörperten Welt ausmacht und mit welchen Konzeptionen es in der zeitgenössischen Kunstproduktion eingesetzt wird, performe ich Walking Interviews*1 *(1) mit KünstlerInnen, die das Gehen zu einem intrinsischen Teil ihrer künstlerischen Praxis gemacht haben. Dabei verstehe ich das Gehen neben und mit meinen GesprächspartnerInnen als ein „Denken durch den Körper“ (Braidotti 2002: 5).star (*3) Erkenntnis wird durch ‚Erfahrung, Intuition und Sinneswahrnehmung‘,*2 *(2) aber auch durch einen sprachlichen Austausch in Korrelation zur körperlichen Bewegung generiert. Gleichzeitig weist mein Gehen auch eine gestalterische Dimension auf. Durch die Bewegung meines eigenen Körpers von Walking Interview zu Walking Interview zeichne ich die Kontur des Felds*3 *(3) der Walking Art.*4 *(4) Erst durch und in meiner Praxis findet der Begriff der Walking Art eine räumliche Ausformulierung und wird als Handlungsraum erfahrbar. In seiner konkreten Realisierung verstehe ich dabei das Feld als Modell der performativen Wirklichkeitserfassung und Wissensbildung zwischen künstlerischer und wissenschaftlicher Praxis, so wie es die deutsche Kunsttheoretikerin Elke Bippus in ihrem Text Landschaft-Karte-Feld*5 *(5) konzipiert hat.

„Die mit dem Modell des Feldes einhergehende Verschiebung des Interesses auf die Handlung trägt der Performanz der Darstellung Rechnung, also dem Machen, Konstruieren, dem Hervorbringen von Wirklichkeit in einer konstellativen Anordnung, in der man nicht alleiniger Herr ist. Eine performative Darstellung lässt deutlich werden, dass sie keine bloß konstative Abbildung ist, sondern Wirklichkeiten, Bilder, Vorstellungen hervorbringt. In zweierlei Hinsicht ist eine performative Darstellung selbstreferentiell: Einerseits liefert sie eine Selbstbeschreibung dessen, was sie tut, und andererseits ist sie Teil dessen, was dargestellt wird.“ (Bippus 2005: 21)star (*1)

Mit Bezug auf Bippus‘ performativen Feldbegriff, der auf Prozesse der Hervorbringung fokussiert, verstehe ich meine künstlerisch-forschende Herangehensweise als eine Praxis, die ‚Handlungswissen‘ generiert. Indem ich mich ins Feld begebe und dieses durch meine Praxis erweitere, werde ich Teil der ‚konstellativen Anordnung’, deren einzelne Standpunkte durch mein Gehen in Beziehung zueinander gesetzt werden. Im Zusammenspiel räumlicher, zeitlicher, körperlich-sinnlicher und sozialer Komponenten in der Performance der Walking Interviews und auch in der Frage nach der Mediatisierung des performativen Geh-Akts in Artefakte zeigen sich Parallelen zu den künstlerischen Werken, die auf dem Gehen als künstlerische Praxis basieren. Der Vollzug und die Beschreibung meiner eigenen Bewegungen ermöglichen somit grundlegende Rückschlüsse auf das beschriebene Feld. Dabei wird die multisensorische Dimension des Geh-Akts in Artefakte übertragen, die auch für RezipientInnen sinnliche Wahrnehmung und damit einen Erkenntnisgewinn ermöglichen. Im Sinne von Elke Bippus kann daher argumentiert werden, dass meine performative Darstellung in hohem Maß selbstreferentiell ist. Gleichermaßen untersucht und erweitert sie das zeitgenössische Feld der Walking Art. Mein körperliches Zeichnen des Felds ist somit immer auch ein wissenschaftliches Bezeichnen desselben und vice versa.*6 *(6) Im vorliegenden Text stelle ich die Performance eines Walking Interviews und deren Mediatisierung in verschiedene Artefakte vor. Im Anschluss daran möchte ich anhand der verschiedenen Mediatisierungen des Walking Interviews mit Daniel Belasco Rogers (plan b) und Daniela Hahn (2017)star (*11) einen exemplarischen Einblick in mein Handeln ermöglichen.

Walking Interview mit Daniel Belasco Rogers und Daniela Hahn. Foto: Daniela Hahn, © Daniela Hahn und Brigitte Kovacs

Von der Performance eines Walking Interviews zum Artefakt

Meine Performance eines Walking Interviews beginnt mit der Einladung einer Künstlerin bzw. eines Künstlers. Diese kann auf mündlichem oder schriftlichem Weg erfolgen. Der/die KünstlerIn muss eine aktive künstlerische Praxis aufweisen, bei der das Gehen einen intrinsischen Bestandteil darstellt. Es ist mir wichtig, dass nicht nur KünstlerInnen der gleichen Generation und mit ähnlichen konzeptuellen Setzungen eingeladen werden. Vielmehr soll ein möglichst breites Spektrum an unterschiedlichen künstlerischen Herangehensweisen und Mediatisierungsverfahren aufgezeigt werden. Bereits in der Einladung skizziere ich die spezifischen Rahmenbedingungen für die Performance eines Walking Interviews. Um Bezüge zur jeweiligen künstlerischen Praxis und dem zu untersuchenden Feld herzustellen sowie den freien Fluss von Gedanken und Kreativität zu stimulieren (vgl. Oppezzo/Daniel 2014star (*8) und Jabr 2014star (*7)), findet jedes Interview im Gehen statt. Der Treffpunkt und die Wegroute werden von den eingeladenen KünstlerInnen festgelegt. Dabei soll das gewählte Setting in Referenz zum künstlerischen Schaffen der jeweiligen Künstlerin bzw. des Künstlers ausgewählt werden. So schuf beispielsweise der niederländische Künstler Jeroen Jongeleen auf Basis der während des Walking Interviews gelaufenen Kreisform eine eigene künstlerische Arbeit, der er den Namen Running 15 Kilometers On A 5 Meter String (2015) gab.

Jeroen Jongeleen, Running 15 Kilometers On A 5 Meter String, Vroesenpark, Rotterdam NL, 2015. © Jeroen Jongoleen

Weiters soll ein Walking Interview mindestens zehn Minuten und maximal zehn Tage lang sein. Innerhalb dieser Zeitspanne ist es der/dem Interviewten überlassen, die konkrete Dauer zu bestimmen. Mit diesen Bedingungen wird bereits im Vorfeld des Walking Interviews eine Situation geschaffen, die es außerhalb der Alltagsroutine situiert und durch die Verortung im öffentlichen Raum für Unvorhersehbares öffnet. Sollte die/der eingeladene KünstlerIn mit diesen Bedingungen einverstanden sein, wird ein Treffpunkt innerhalb Europas vereinbart. Meine Anreise zu den oftmals entlegenen Orten, wie beispielsweise Penryn im Südwesten Englands*7 *(7), sehe ich dabei als ersten Schritt meines ‚Feldgangs’ und somit als ein Segment der Kontur des zu zeichnenden Felds. Bereits am Weg zu dem vereinbarten Treffpunkt dokumentiere ich meine Gedanken, indem ich sie während des Gehens auf Band spreche. Diese Tonaufnahmen bleiben jedoch unveröffentlicht und dienen lediglich dazu, den inneren Monolog, der meine Perspektive auf das Walking Interview darlegt und Teil des Transkripts wird, zu einem späteren Zeitpunkt erfahrungsgetreu verfassen zu können. Auch während des Walking Interviews selbst werden Tonaufnahmen gemacht. Durch die Verkabelung sind meine InterviewpartnerInnen und ich während der gesamten Dauer des Walking Interviews in enger Gehdistanz miteinander verbunden. Dies bewirkt oftmals eine Anpassung des Gehrhythmus.

Walking Interview mit Daniel Belasco Rogers und Daniela Hahn. Foto: Daniela Hahn, © Daniela Hahn und Brigitte Kovacs

Im Gleichklang der Schritte entwickelt sich ein Gedanken- und Redefluss, der zwar durch meine Fragen gelenkt, jedoch nicht von ihnen dominiert wird. Vielmehr ist es mein primäres Anliegen, der Künstlerin bzw. dem Künstler eine (Rede-)Plattform zu bieten, um ihren/seinen spezifischen Standpunkt bzw. Zugang zum Gehen zu erläutern. Während ich im Gespräch die inhaltliche Richtung mitbestimme, verlasse ich mich räumlich völlig auf meine GesprächspartnerInnen, die die Route, das Ziel, die Geschwindigkeit*8 *(8) und die Länge unseres Gangs vorgeben. Indem ich mich von – mir bis dato – Fremden an unbekannte Orte führen lasse, stellt jedes Walking Interview eine Vertrauensübung dar. Wie lange wir gehen und wo der Walk endet, wird oftmals erst im Gehen entschieden. In der Umkehrung der Rollen von Interviewerin und Interviewten wird das Walking Interview für mich zu einem Forschungs-Dérive*9 *(9), in dem das Unvorhersehbare eine konstituierende Funktion bekommt (vgl. Bippus 2005: 24).star (*1) Während ich mich neben meinen GesprächspartnerInnen durch eine unbekannte Umgebung treiben lasse, wird unsere Unterhaltung von dieser beeinflusst. Wie sich bei der Durchführung der Walking Interviews in verschiedenen räumlichen Umgebungen in unterschiedlichen europäischen Ländern gezeigt hat, erweist es sich schwieriger, sich in lauten und verkehrsreichen Umgebungen einem Gedankengang hinzugeben, als das in menschenleeren Naturlandschaften der Fall ist. Dennoch kommt es auch in ländlichen und nicht nur in urbanen Umgebungen zu unvorhersehbaren Störungen oder Ablenkungen, die zu Unterbrechungen des Gesprächs führen oder dieses in völlig neue Bahnen lenken indem aktuelle Begebenheiten besprochen bzw. neue Gedankenstränge und Fragen aufgegriffen werden. Während markante Einflüsse – wie beispielsweise der Straßenverkehr oder die Observierung durch die Polizei*10 *(10) – bereits beim Gehen bewusst wahrgenommen werden, bleiben Randerscheinungen oftmals unbemerkt, da die Konzentration zu sehr auf die/den jeweiligen GesprächspartnerIn fokussiert ist. Dass jedoch auch scheinbar unbedeutende Ereignisse, das Kreischen von Möwen oder das Scheppern von Geschirr Einfluss auf das Gespräch nehmen können, wird oftmals erst in den Tonaufnahmen deutlich. Indem die Aufmerksamkeit auf diese unerwarteten Ereignisse gelenkt wird, finden inhaltliche Ausführungen oftmals ein abruptes Ende. Somit kann festgestellt werden, dass sich erst im nachträglichen Hören die zwei bedeutungsgenerierenden Handlungsstränge, die Unterhaltung einerseits und die (Klang-)Landschaft der durchschrittenen Umgebung andererseits, in ihrer vollen Dimension und wechselseitigen Verquickung eröffnen. Die Aufnahmen werden im Normalfall*11 *(11) nicht nachbearbeitet oder gekürzt, um die Performance in ihrer tatsächlichen Dauer und situativen Einbettung wiederzugeben. Gleichzeitig wird in den Tonaufnahmen der Einfluss der Umgebung auf den Gang bzw. auf das Gespräch, die Auswirkung der physischen Betätigung auf den Körper – beispielsweise durch schweres Atmen – und die spezifische Atmosphäre zwischen den Sprechenden hörbar. Die zwischenmenschliche Komponente zeigt sich unter anderem in Form der Tonhöhe, des Tonfalls und der Wortwahl, aber auch in den nicht transkribierten Nebengeräuschen, wie beispielsweise Lachen. Da die Walking Interviews zumeist in einer intimen Atmosphäre zu zweit*12 *(12) stattfinden, ermöglichen es die Tonaufnahmen, die individuellen Begegnungen nachzuerleben bzw. in die Situationen miteingebunden zu werden. Im Akt des Zuhörens werden die RezipientInnen – zumindest imaginativ – Teil der Begegnung*13 *(13). In ihrer Gesamtheit stellen die Tonaufnahmen eine Bandbreite an unterschiedlichen Stimmen zum Thema des Gehens in der zeitgenössischen Kunst dar, die den aktuellen künstlerischen Diskurs prägen.

Philipp Grein zeichnet das Walking Interview mit Thabi Mooi. © Brigitte Kovacs

Der Diskurs in seiner etymologischen Bedeutung von lat. Discursus, ‚das Auseinanderlaufen, Umherrennen‘ bzw. lat. Currere, ‚laufen, rennen, eilen‘*14 *(14) findet in der Performance von Walking Interviews eine konkrete Ausformulierung als Zahl der ergangenen Schritte. Während der Performance eines Walking Interviews nehme ich mit einer Schrittzähler-App die Anzahl der gegangenen Schritte auf. Diese Zahl findet Eingang in das Transkript jedes einzelnen Walking Interviews. Sie wird gemeinsam mit der Zeit- und Ortsangabe in der Überschrift angeführt und steht für die Dauer bzw. körperliche Intensität der jeweiligen Begegnung. Die Summe aller Schritte symbolisiert auf der Metaebene aber auch den Prozess, den es braucht, um die Kontur des Feldes der Walking Art mit meinen Füßen zu zeichnen. Sie steht somit für den Verlauf des Forschungsprojekts per se.

Im Anschluss an ein Walking Interview zeichne ich mit der Hand und aus meiner Erinnerung den Weg, den ich mit meiner/m GesprächspartnerIn gemeinsam gegangen bin. Da diese Zeichnungen aus einer einzelnen Line bestehen, nenne ich sie one-line-drawings. Wie das Gehen und das Denken ist auch das Zeichnen prozessorientiert. In den Zeichnungen wird der gedankliche Prozess des Sich-Zurückerinnerns an die ephemere Bewegung sichtbar. Anstatt die geographische Wegstrecke vermeintlich authentisch wiederzugeben, zeigt sich in den Zeichnungen die Verschiebung zwischen der Erinnerung an einen Ort bzw. an eine ephemere Bewegung im Verhältnis zum realen Ort bzw. der realen Bewegung. Das wird beispielsweise im Vergleich zwischen meiner aus der Erinnerung gefertigten Handzeichnung und der digitalen GPS-Zeichnung, die Daniel Belasco Rogers aus den während unseres Walking Interviews gesammelten GPS-Daten kreierte, besonders deutlich.

In der etymologischen Bedeutung von ‚zeichnen‘ als ‚mit einem Zeichen versehen‘*15 *(15) fungieren die one-line-drawings auch als visuelles Symbol für jeden einzelnen Walk. In der Gegenüberstellung der verschiedenen Zeichnungen zeigt sich die Vielfalt der geschaffenen ‚Gesprächsräume‘.

One-line-drawings © Brigitte Kovacs

In einem letzten Mediatisierungsschritt transkribiere ich die Tonaufnahmen, wobei ich am Anfang und am Ende der Transkription einen Monolog als inhaltliche Klammer einfüge. Während bei den Walking Interviews die Stimme der/des Interviewten im Zentrum steht, ist es meine eigene Stimme in Form eines inneren Monologs, die Einblick in die räumliche, zeitliche, emotionale Einbettung des Interviews und in meine persönlichen Erfahrungen gibt. Die zentralen Erkenntnisse meines Forschungsprojekts beruhen somit auf Körperwissen, das durch meine eigenen Bewegungen generiert wird. Um das subjektiv gewonnene und in meinem ‚Körperarchiv‘ gespeicherte Wissen auch anderen zugänglich zu machen, transformiere ich die für mich wesentlichsten Aspekte jeder Begegnungen in Artefakte. So finden sich in den Gesprächstranskriptionen inhaltliche Aussagen, in den Tonaufnahmen kann die spezifische Atmosphäre einer Begegnung nachempfunden werden und die Zeichnungen zeigen meine Erinnerungen an die ergangenen Wegstrecken und geben gleichermaßen Auskunft über das vom Künstler/von der Künstlerin gewählte Setting. Dabei ermöglichen die unterschiedlichen audiovisuellen Qualitäten der verschiedenen Medien das Feld der Walking Art auf mehreren sinnlichen Ebenen zu erfahren. Was für mich als Performerin zutrifft, gilt somit auch für die RezipientInnen: „Es geht nicht um einen Überblick, sondern um die Erfahrungen, die man machen kann, wenn man sich in ein Feld begibt.“ (Bippus 2005: 20)star (*2) In diesem Sinn erhebt mein Forschungsprojekt nicht den Anspruch eines allumfassenden Überblicks über das bis dato noch vage definierte und sich stetige in Bewegung befindliche Feld der Walking Art. Vielmehr soll RezipientInnen ermöglicht werden, durch die von mir angefertigten Artefakte Einblicke in diese spezifische künstlerische Praxis nehmen zu können.

Epilog: Einblicke in das Walking Interview mit Daniel Belasco Rogers und Daniela Hahn

 

Am 28. April 2017 unternahm ich mit dem englischen Künstler Daniel Belasco Rogers und der deutschen Theater- und Tanzwissenschaftlerin Daniela Hahn ein Walking Interview in Berlin. Ausgangspunkt war das Atelier des Künstlerduos plan b, das Daniel Belasco Rogers gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Sophia New bildet. Unser mehr als zwei Stunden dauernder Gang durch belebte Stadtgebiete und eine beinahe ländlich wirkende Kleingartensiedlung wurde von Daniel Belasco Rogers mit GPS aufgezeichnet, wobei jede/r von uns ein eigenes GPS-Gerät mit sich führte. Weiters zeugen die von mir produzierten Artefakte von unserer Begegnung. Diese werden in der Dissertation wissenschaftlich ausgewertet, sollen hier jedoch lediglich als Einladung gesehen werden, sich ins Feld der Walking Art zu begeben und eigene multisensorische Erfahrungen in der Auseinandersetzung mit den Artefakten zuzulassen.

 

Hörproben aus den Tonaufnahmen

Hörbeispiel 1 Hörbeispiel 2 Hörbeispiel 3 Hörbeispiel 4 Hörbeispiel 5 Hörbeispiel 6

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Bippus, Elke (2005): Landschaft-Karte-Feld: Felder zeichnen. Bremen: thealit.

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Bippus, Elke (2009): Einleitung: Kunst des Forschens. In: Bippus, Elke (Hg.): Kunst des Forschens. Praxis eines ästhetischen Denkens. Zürich-Berlin: diaphanes, S 7-26.

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Braidotti, Rosi (2002): Metamorphoses: Towards a Materialist Theory of Becoming. Malden, MA: Polity Press.

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Collier, Mike/Morrison-Bell, Cynthia (Hg.) (2013): Walk on. From Richard Long to Janet Cardiff. 40 years of art walking. Sunderland: Art Editions North.

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Debord, Guy (1956): Theory of the Dérive. Online unter http://www.cddc.vt.edu/sionline/si/theory.html (23.4.2016)

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Fischer, Ralph (2011): Walking Artists. Über die Entdeckung des Gehens in den performativen Künsten. Bielefeld: Transcript Verlag.

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Gallissaires, Pierre (1995): Der Beginn einer Epoche. Texte der Situationisten. Aus dem Französischen übersetzt von Gallissaires, Pierre/Mittelstädt, Hanna/Ohrt, Roberto. Hamburg: Edition Nautilus.

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Oppezzo, Marily/Schwartz, Daniel (2014): Give Your Ideas Some Legs: The Positive Effect of Walking on Creative Thinking. In: Journal of Experimental Psychology: Learning, Memory, and Cognition. 40. Jg., H. 4, S. 1142-1152  und online unter https://www.apa.org/pubs/journals/releases/xlm-a0036577.pdf (1.4.2017).

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Ulmer, Jasmine (2014): Embodied writing: choreographic composition as methodology. In: Research in Dance Education. 16. Jg., H. 1, S. 33-50.

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Walking Interview mit Daniel Belasco Rogers und Daniela Hahn, 28.4.2017

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Walking Interview mit Hamish Fulton, 29.11.2016

Ich verwende den Begriff des Interviews, da ich mit konkreten Fragestellungen in die Begegnungen mit den eingeladenen KünstlerInnen hineingehe. Da diese Begegnungen jedoch in ihrer Konzeption sowie Durchführung offen für Unerwartetes bleiben, wobei sich die tradierten Rollenzuschreibungen zwischen Interviewerin und Interviewten aufzulösen beginnen, handelt es sich vielmehr um gleichberechtigte Gespräche, die im Gehen stattfinden. So sind die Interviewten beispielsweise eingeladen, auch mir Fragen zu meiner Praxis zu stellen.

Hier sei auf Jasmine B. Ulmer verwiesen, die rekurrierend auf C.E. Moustakas festhält: „Within phenomenology, knowledge is produced through perception, intuition, and experience.” (Ulmer 2015: 38)

Auch wenn das Feld im kulturwissenschaftlichen Kontext primär von Pierre Bourdieus Begriff des sozialen Feldes geprägt ist, stellt Bourdieus Werk The Field of Cultural Production (1993) keine zentrale Referenz für mein Forschungsprojekts dar, da es mir weniger um Subjektivierung, soziale Rahmung und um die Analyse eines bestimmten Habitus geht als um ein ‚Spiel’ mit den diversen Bedeutungsebenen des Felds als Alltagsbegriff (vgl. u.a. http://www.duden.de/rechtschreibung/Feld oder https://www.merriam-webster.com/dictionary/field). So beziehe ich mich beispielsweise auf das Feld als spezifisches Forschungs- bzw. Fachgebiet, das Feld als abgegrenzte Bodenfläche oder auch als Spielfeld. Gleichzeitig stellen meine Feldgänge eine Modifizierung der empirischen Forschungsmethode der Feldforschung hin zu einer performativen Forschungsmethode dar.

Im Rahmen des Walking Interviews mit dem britischen Künstler Hamish Fulton (2016) gab dieser an, den Begriff der Walking Art bzw. der Walking Artists 1977 in Abgrenzung zu anderen Kunstformen wie der Land Art begründet zu haben. Obwohl es bis dato keine eindeutige Definition gibt, was genau darunter zu verstehen ist, so fand der Begriff doch in künstlerischen sowie wissenschaftlichen Diskursen internationale Verbreitung. Als Beispiel wäre hier die Publikation Walking Artists. Gehen in den performativen Künsten (2010) des deutschen Kulturwissenschafters Ralph Fischer zu nennen oder die Ausstellung Walk on. 40 Years of Art Walking (UK/2013). Für mich steht der Begriff der Walking Art für eine Vielzahl an künstlerischen Praktiken, bei denen das Gehen die Grundlage der Kunstproduktion darstellt.

Der Text Landschaft-Karte-Feld basiert auf einem Vortrag von Elke Bippus und der Künstlerin Katharina Hinsberg zum Thema Felder zeichnen im Kontext des Forschungsprojekts Kunst des Forschens.

Sowohl in ihrem Aufsatz Landschaft-Karte-Feld als auch in dem mit mir geführten Gespräch am 2.5.2016, das in Auszügen in diesem eJournal veröffentlicht wird (Felder zeichnen als künstlerisch-wissenschaftliche Praxis), assoziiert Bippus das Bezeichnen mit einer wissenschaftlich-beschreibenden Tätigkeit, währenddessen das Zeichnen eine performativ-selbstagierende Dimension aufweist. „Die Tätigkeit eines Wissenschaftlers, einer Wissenschaftlerin wird weniger mit einem Zeichnen denn mit einem Bezeichnen assoziiert. Etwas liegt vor und wird analysiert, klassifiziert, benannt und bestimmt. Die Beschreibung eines Feldes ist dabei abhängig von spezifischen Interessen, Objekten und Spielregeln, die von den Akteuren angenommen werden.“ (Bippus 2005: 5)

Walking Interview mit Moira Williams (2015).

Die Walking Interviews mit den niederländischen Künstlern Jeroen Jongoleen (2015) und Guido van der Werve (2016) wurden beispielsweise im Laufen durchgeführt, da die erhöhte Geschwindigkeit ihren künstlerischen Praxen entspricht.

Der Dérive (wörtlich: driften) ist eine von der Situationistischen Internationalen entwickelte, auf dem Gehen basierende Technik zur Erforschung einer Stadt. Unter dem Schlagwort ‚Umherschweifen‘ wurde sie von den Situationisten wie folgt definiert: „Mit den Bedingungen der städtischen Gesellschaft verbundene experimentelle Verhaltensweise: Technik des eiligen Durchquerens abwechslungsreicher Umgebungen. Im besonderen Sinne auch: die Dauer einer ununterbrochenen Ausübung diese Experiments.“ (Gallissaires 1995: 51)

Beim Walking Interview mit Jeroen Jongeleen wurden wir rund 15 Minuten von Polizisten kritisch observiert.

Aufgrund der technischen Vorgaben dieses eJournals werden im Rahmen dieses Beitrags nur exemplarische Hörproben zur Verfügung gestellt.

Bis jetzt fand nur ein Walking Interview zu dritt statt, nämlich jenes mit Daniel Belasco Rogers und Daniela Hahn.

Um herauszufinden, wie sehr die spezifische Atmosphäre und durchwanderte räumliche Umgebung des Walking Interviews in den Tonaufnahmen hörbar wird, bat ich den Künstler Philipp Grein seine Eindrücke während des Hörens eines Walking Interviews fortlaufend auf eine Papierrolle zu zeichnen. Dabei zeigte sich, dass das Setting des Walking Interviews realitätsnah erfasst und wiedergegeben wurde.

Zur etymologischen Bedeutung von Diskurs siehe: https://www.dwds.de/wb/Diskurs.

Zur etymologischen Bedeutung von zeichnen siehe: https://www.dwds.de/wb/zeichnen.

Brigitte Kovacs ( 2017): Feldgänge. Das (Be)Zeichnen des Felds der Walking Art. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 08 , https://www.p-art-icipate.net/feldgange/