Suchen und Finden – ein Seminar zur künstlerischen Recherche

Workshop, 30. November–2. Dezember 2012 im Rahmen des Artists Talk (koordiniert von Beate Terfloth)

Was bedeutet künstlerische Recherche? Welchen Teil der eigenen Arbeit macht sie aus? Wozu recherchieren KünstlerInnen? Tun sie dies nach (eigenen) Regeln? Grenzt sich die künstlerische von der akademischen Recherche ab? Und nicht zuletzt: Kann künstlerische Recherche überhaupt definiert werden?

Der Titel des Seminars ist von Manfred Sommers’ philosophischer Abhandlung entlehnt, die sich mit dem Suchen und Finden als sich in der Welt zu orientieren auseinandersetzt. Sein Text, welcher uns Voraussetzungen des Suchenden aufzeigt und den Prozess umfangreich beleuchtet, begleitet uns in Fragen wie: Was muss ich wissen, um suchen zu können? Warum kann ich mich zum Suchen entscheiden, nicht aber zum Finden?

Anhand von ausgewählten Künstlerpublikationen untersuchen wir das Vorgehen zeitgenössischer KünstlerInnen und die Sichtbarkeit ihrer Recherche(methoden) als bewusst kommunizierten Teil der künstlerischen Position. Wir betrachten Publikationen unter anderem von Kateřina Šedá, Hans Peter Feldmann, Sophie Bélair Clément, Dora Garcia oder Peggy Buth und untersuchen die Grenze zwischen dem Werk und den Methoden, die zum Werk führen.
Die Studierenden begeben sich im Seminar in einen praktischen Versuch: Sie erproben Methoden des Recherchierens in kurzen zeitlichen Sequenzen. Die entstehenden Zwischenergebnisse werden gemeinsam besprochen und zum Ausgangspunkt der Reflexion, was ein Vertiefen in ein Thema oder Material sein kann. Worum geht es jeder/jedem Einzelnen? Wie funktionieren eigene Strategien zum Erlangen von Wissen? Muss man zu Beginn der Suche schon wissen, was man erfahren möchte?

Zentral ist, unmittelbar in abwegig erscheinenden und nicht zielgerichteten Vorgehensweisen zu finden, ohne diese (zu lange) in Frage zu stellen. Dem Seminar zugrunde liegt die Auffassung, dass Theorie und Praxis sich komplementär bildende Komponenten sind, die untrennbar miteinander existieren. Theoretische Auseinandersetzungen können durch das Erleben der künstlerischen Recherche durchdrungen und weitreichender diskutiert werden. Die Kombination aus Erfahrung und Verinnerlichung eröffnet eine theoretische und praktische Fortführung, um sich eigenständig in selbst gewählte Felder vertiefen zu können.

Birte Endrejat ( 2013): Suchen und Finden – ein Seminar zur künstlerischen Recherche. Workshop, 30. November–2. Dezember 2012 im Rahmen des Artists Talk (koordiniert von Beate Terfloth). In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten