Recommended: „Go Public!“

Folgende Bücher können wir als vertiefende Lektüre zum Thema „Go Public!“ empfehlen:

Birgit Mandel: Interkulturelles Audience Development. Zukunftsstrategien für öffentlich geförderte Kultureinrichtungen

Jede (öffentliche) Kultureinrichtung versucht sich durch ein Alleinstellungsmerkmal auszuzeichnen: Manche bemühen sich um ein außergewöhnliches Programm, andere erarbeiten besondere Vermittlungskonzepte und wieder andere spezialisieren sich auf ein ausgewähltes soziales Milieu – nämlich ein solches, das andernorts und andernfalls oftmals Diskriminierung erfahren muss. Menschen mit Migrationshintergrund „machen Theater“ für Menschen mit Migrationshintergrund. Dass solche Projekte auch bei MigrantInnen erfolgreich angenommen werden, scheint nicht in Frage gestellt zu werden. Doch wie können klassische Theater, Museen oder andere öffentliche Einrichtungen ihr Haus speziell für Menschen mit Migrationshintergrund attraktiv gestalten? Welche Möglichkeiten bestehen, um diese Zielgruppe zu gewinnen?

Birgit Mandel beschäftigte sich in ihrem Herausgeberwerk „Interkulturelles Audience Development. Zukunftsstrategien für öffentlich geförderte Kultureinrichtungen“ intensiv mit dieser Fragestellung. Basierend auf einem Forschungsprojekt zum Thema bereiten sie und beitragende AutorInnen diverse Lösungsansätze hinsichtlich Programmgestaltung, Kommunikation und Vermittlung auf, um neues Publikum (mit Migrationshintergrund) zu akquirieren und gleichzeitig organisatorische und künstlerische Weiterentwicklungen zu forcieren. In diesem Zusammenhang fließen außerdem theoretische Abhandlungen, Beschreibungen aus der Praxis und zusammengefasste Studienergebnisse des 1. Interkulturbarometers für NRW“ mit ein.

Birgit Mandel erarbeitete unter der Mitarbeit von Melanie Redlberger eine Anleitung zur Öffnung staatlich subventionierter Kulturhäuser für unterschiedliche ethnische Zugehörigkeiten. Die Autorin betont die Notwendigkeit des interkulturellen Blickes sowie dessen Inklusion in den Tätigkeitsbereich des Audience Developments, um „den öffentlichen Kultursektor insgesamt vielfältiger aufzustellen“ (Mandel 2013, o.S.).star (* 1 )

Die habilitierte Prof. Dr. Birgit Mandel hält die Leitung des Studienbereichs Kulturmanagement und Kulturvermittlung am Institut für Kulturpolitik an der Universität Hildesheim inne. Sowohl in diesem Zusammenhang als auch darüber hinaus veröffentlichte sie zahlreiche Publikationen, die sich mit unterschiedlichsten Themenstellungen in Kulturvermittlung, -marketing und -PR auseinandersetzen.

Mandel, Birgit (unter Mitarbeit von Melanie Redlberger) (2013): Interkulturelles Audience Development. Zukunftsstrategien für öffentlich geförderte Kultureinrichtungen. 254 S. ISBN 978-3-8376-2421-2.

Markus Miessen: Albtraum Partizipation

Partizipation – Was bedeutet dieses Wort? Welches Konzept steckt dahinter? Wieso wurde es in den letzten Jahren regelrecht inflationär gebraucht? Warum predigen viele PolitikerInnen, (Online-)Unternehmen, AktivistInnen, KünstlerInnen und viele andere die „Partizipation“ in unendliche Höhen? (Vgl. Ruppert 2012)star (*3)

Markus Miessen, Architekt mit gesellschaftspolitischen Vorstellungen, versucht in seiner 2012 erschienenen Publikation „Albtraum Partizipation“ sämtliche Illusionen und Wahnvorstellungen, die dem Begriff im Zeitverlauf zugeschrieben worden sind, abzuschütteln und ein neues Selbstverständnis zu kreieren: Basierend auf fehlgeschlagenen Partizipationsprojekten wie etwa dem Ägyptischen Frühling, der Occupy-Bewegung oder die „von der Piratenpartei geforderte ‚Liquid Democracy‘“ (Auer, 2013, o. S.) star (*4) diskutiert der Autor den Begriff Partizipation und dessen oft missverstandenes Konzept – ein basisdemokratisches Konzept, bei dem jedeR aktiv teilhaben soll, um entweder über bereits festgelegte Möglichkeiten abzustimmen und Entscheidungen dadurch zu legitimieren oder, um oftmals geistlose Inhalte zu produzieren, die allerdings schnell verbreitet werden sollen. Genau dem steht Markus Miessen entgegen. Er fordert eine Partizipationskultur, die auf konstruktiver Kritik und Verantwortung beruht – und wo Entscheidungen teilweise auch gegen die Masse getroffen werden können und sogar sollen. Demzufolge versucht der Autor die Rolle von ungefragten TeilnehmerInnen, sogenannten „interesselosen Außenseitern“ (Merve Verlag 2013, o. S.) star (*2)zu bestärken – und zwar von jenen Außenseitern, die ungeachtet bestehender Normen neue Perspektiven durch konstruktive und kreative Kritik eröffnen und darüber hinaus bereit sind, Verantwortung zu tragen. Dabei geht der Autor von einem agonistischen Demokratiemodell aus. (Vgl. Ruppert 2012)star (*3)

Markus Miessen trägt mit seiner Publikation „Albtraum Partizipation“ somit zu einem verschärften Diskurs über den Partizipationsbegriff bei, nämlich einem Dissens-orientierten – entgegen jeder gewöhnlichen Vorstellung!

Der Autor und Architekt Markus Miessen (*1978), beschäftigt sich in seinen Arbeiten mit Fragen hinsichtlich kritischer Raumpraktiken, Raumpolitik und auch dem Aufbau von Institutionen. Derzeit ist er außerdem Professor für Critical Spatial Practice an der Städelschule Frankfurt/Main, und lektoriert an der HEAD Genf und der USC Los Angeles.

Miessen, Markus (2012): Albtraum Partizipation. Berlin: Merve-Verlag. 247 S. ISBN 978-3-88396-277-1

Hildegard Bockhorst, Vanessa-Isabelle Reinwand, Wolfgang Zacharias: Handbuch kulturelle Bildung

Kulturelle Bildung – diese Worte haben seit geraumer Zeit große Relevanz in Politik, Bildung, Kunst und Kultur. Doch eine Gesamtdarstellung dieser allumfassenden Materie, sowie ihrer Einflussbereiche und Wirkungsformen war noch nicht zu finden. Bis jetzt.

Im Herbst 2012 erschien das „Handbuch Kulturelle Bildung“. Die HerausgeberInnen Hildegard Bockhorst, Vanessa-Isabelle Reinwand und Wolfgang Zacharias erarbeiteten mit Unterstützung des Bundesbeauftragten für Kultur und Medien eine erste umfassende Darstellung des Begriffs Kulturelle Bildung. Sie versuchten, „das ‚Universum Kulturelle Bildung‘ in einer kollektiven und theoriefundierten wie auch praxisdifferenzierenden Bestandsaufnahme abzubilden“.star (*5) Das Ergebnis zählt mehr als 1000 Seiten mit Beiträgen von über 180 AutorInnen, die in zwei Teile gegliedert sind: Im ersten Teil sind Texte über gesellschaftliche, pädagogische, ästhetische und anthropologische Grundlagen gesammelt dargestellt, während im zweiten Teil die facettenreiche Komplexität der Materie in Hinblick auf ihre Unterschiedlichkeiten wie Zielgruppen, Orte oder (politische) Themenschwerpunkte behandelt wird.

Das „Handbuch Kulturelle Bildung“ erhebt demnach den Anspruch eines Nachschlagewerkes sowohl für PraktikerInnen als auch TheoretikerInnen, das darüber hinaus versucht, einen systematisch geordneten Überblick über das Phänomen der Kulturellen Bildung zu geben. Diese sehr umfassende und fundierte Publikation wird der zunehmenden Bedeutung von kultureller Bildung gerecht.

Hildegard Bockhorst ist Geschäftsführerin der Bundesvereinigung Kulturelle Jugendbildung e.V.; Vanessa-Isabelle Reinwand hält seit April 2012 die Professur für Kulturelle Bildung am Institut für Kulturpolitik an der Universität Hildesheim inne und der Kunst- und Kulturpädagoge Wolfgang Zacharias ist in unterschiedlichsten Gremien in Bayern aktiv.

Bockhorst, Hildegard/Reinwand, Vanessa-Isabelle/Zacharias, Wolfgang (2012): Handbuch kulturelle Bildung. München: kopaed Verlag. ISBN 978-3-86736-330-3.

Institute for Art Education: Zeit für Vermittlung. Eine online Publikation zur Kulturvermittlung

Pro Helvetia hatte eine Vision: Die „Kulturvermittlung in der Schweiz [nicht nur] zu stärken“ , sondern auch der Vermittlung „in der Kulturförderung einen höheren Stellenwert“star (*6) einzuräumen. Diese Vision wurde als Ziel des Programms ‚Kulturvermittlung formuliert, das über vier Jahre hinweg (2009 – 2012) durchgeführt wurde. Für die wissenschaftliche Begleitung war das Institute for Art Education der ZHdK (Zürcher Hochschule der Künste) zuständig, das wiederum versuchte, programmunterstützende Instrumente zur erarbeiten. Ein solches Instrument ist die Onlinepublikation „Zeit für Vermittlung“. Sie bietet sowohl einführende als auch vertiefende Texte zu neun zentralen Themenbereichen der Kulturvermittlung (Was ist Kulturvermittlung? Für wen Kulturvermittlung? Was wird vermittelt? Wie wird vermittelt? Wir wirkt Kulturvermittlung? Warum (keine) Kulturvermittlung? Wer macht Kulturvermittlung? Gute Kulturvermittlung? Kulturvermittlung vermitteln?), sowie ein umfassendes Glossar. Darüber hinaus werden vier Praxisbeispiele genannt und in Hinblick auf die einzelnen oben genannten Aspekte analysiert. Abschließend können die Perspektiven von rund 40 AkteurInnen der Schweizer Kulturlandschaft als Antriebsmotor für zukünftige Projekte verstanden werden.

Der Titel der Publikation spiegelt seine Intention wider: „Zeit für Vermittlung“ ist nicht nur ein zukunftsweisendes Onlinetool zur Förderung und Weiterentwicklung aktueller Vermittlungspraxen, sondern „Zeit für Vermittlung“ ist auch erforderlich, um die Relevanz dieses oftmals noch unterschätzten Bereichs zu lancieren.

Neben inhaltlicher Bedeutungskraft überzeugt die Gestaltung der Website durch schlichtes Design; die Funktionalität steht im Vordergrund und das Navigieren durch die einzelnen Menüpunkte gestaltet sich unkompliziert. Derzeit steht die Onlinepublikation „Zeit für Vermittlung“ in deutscher, französischer und italienischer Sprache zur Verfügung; eine englischsprachige Version ist noch in Planung.

Institute for Art Education (o.J.): Zeit für Vermittlung. Le temps de la médiation. Tempo di mediazione. Eine online Publikation zur Kulturvermittlung. http://www.kultur-vermittlung.ch/zeit-fuer-vermittlung/

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Mandel, Birgit (2013) im Skype Interview mit Transkript. Transkript. Verlag für Kommunikation, Kultur und soziale Praxis (2013): Birgit Mandel: Interkulturelles Audience Development. Zukunftsstrategien für öffentlich geförderte Kultureinrichtungen, URL: http://www.transcript-verlag.de/ts2421/ts2421.php [aufgerufen am: 07.09.2013]

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Merve Verlag (2013): Markus Miessen: Albtraum Partizipation. https://www.merve.de/index.php/book/show/404 [aufgerufen am: 02.09.2013].

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Ruppert, Max (2012): Albtraum Partizipation? In: quergewebt. Das Blog zum Grimme Online Award. http://blog.grimme-online-award.de/2012/12/albtraum-partizipation/ [aufgerufen am: 02.09.2013].

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Auer, Alfred (2013): Albtraum Partizipation. In: Pro Zukunft. Rezensionsdatenbank der Internationalen Bibliothek für Zukunftsfragen. http://www.prozukunft.org/v1/2013/07/albtraum-partizipation/ [aufgerufen am: 02.09.2013].

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BKJ Bundesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V. (2012): Nachrichten zur kulturellen Bildung, URL: http://www.bkj.de/all/artikel/id/6373.html [aufgerufen am: 04.09.2013].

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Mörsch, Carmen (o.J.): Zeit für Vermittlung (Vorwort). In: Zeit für Vermittlung. URL: http://www.kultur-vermittlung.ch/zeit-fuer-vermittlung/v1/?m=0&m2=1&lang=d.

Julia Jung ( 2013): Recommended: „Go Public!“. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 03 , https://www.p-art-icipate.net/birgit-mandel-interkulturelles-audience-development-zukunftsstrategien-fur-offentlich-geforderte-kultureinrichtungen/