Exzess der Vermittlung – und wie viel davon vertragen welche BesucherInnen?

Artikel von Maximiliane Buchner, Glossarbeiträge von Marlies Berger, Maximiliane Buchner, Andrea Kurz und Manuela Seethaler – Studierende der praxisorientierten Lehrveranstaltung „Exzess der Vermittlung“ – Lehrende Luise Reitstätter

Vermittlung für Kinder

Marlies Berger

Vermittlung für Kinder bedeutet, dass Museen und Kultureinrichtungen eigens dem Alter der Kinder angepasste Programme und Workshops zu verschiedenen Ausstellungen und Objekten anbieten und kindgerecht vermitteln. Geschultes Personal wie KulturvermittlerInnen oder PädagogInnen führen diese Aufgaben aus. Den Kindern wird ein Thema oder Objekt näher gebracht und verständlich erklärt. Zusätzlich wird das Vermittlungsprogramm auf die Fähigkeiten und den Wissensstand der Kinder abgestimmt. Indem kulturelle Inhalte verständlich und klar für Kinder angeboten werden, entwickeln sich neue Zugänge für die Sprösslinge. Die Kultureinrichtungen gelten nicht mehr als belanglos, sondern eröffnen neue Perspektiven für Kinder und vielleicht auch zukünftige BesucherInnen (Museumsbund e.V., 2008: 8-10, 15).star (*6)

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ORF Lange Nacht der Museen 2014, Museum der Moderne Mönchsberg, Salzburg. Foto: Manuela Seethaler

Ein Beispiel dazu: Im Salzburger Freilichtmuseum können Kinder im Volksschulalter das Alltagsleben von vor 100 Jahren aus nächster Nähe erleben. Das heißt, dass die Kinder die Dorfschule im Museum besuchen und im ehemaligen Klassenzimmer Platz nehmen dürfen, um sich den damaligen Unterrichtsmaterialien zu widmen. Ausgerüstet mit einem Griffel und einer Schiefertafel probieren sich die Kinder in Kurrentschreiben.star (*7) Um ihnen abwechslungsreiche Abläufe in den Museen zu bieten und sie an die Themen näher heranzuführen, werden explizit abgestimmte Programme für Kinder in den Kultureinrichtungen angeboten. Didaktische Modelle und Materialien, von MuseumspädagogInnen ausgearbeitet, helfen Themen besser zu veranschaulichen und für die Kinder Zugänge zur Kunst zu intensivieren. Nebenbei werden bei Vermittlungsprogrammen das Spielerische, die Fantasie und der Ideenreichtum der Kinder angeregt und diese dadurch in ihrer gesellschaftlichen Entfaltung gefördert (Kollar 2013: 24-27).star (*8) Auch in Kindermuseen wird Vermittlung für Kinder großgeschrieben, indem diese als „unterschiedliche Freizeitorte des Lernens“ ausschließlich Kinder als Zielgruppen adressieren (Harrasser u.a. 2011: 274).star (*9) Grundsätzlich stimmen Museen ihre Vermittlungsangebote mit den schulischen Lehrplänen ab, sodass Wissensvermittlung auch außerhalb von Schulen oder Kindergärten stattfinden kann. Die Kompetenzen der Kinder werden erkannt, gefördert und durch Vermittlungsprogramme gefestigt (Schratz-Hadwich 1992: 76-78)star (*10) ‑ sei es anhand von Spiel- und Wissensstationen, Programmen zu Sonderausstellungen, Mitmach-Workshops oder das Kind in der Rolle als ForscherIn. Auch Kindergeburtstage, Theaterinszenierungen oder Bastelstationen vermitteln den Kindern entsprechendes Wissen, holen sie in ihrer Kreativität ab oder bieten die Möglichkeit, hinter die Kulissen eines Museums oder Kulturbetriebes zu blicken.

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Wikipedia-Eintrag „Lange Nacht der Museen“. Online unter http://de.wikipedia.org/wiki/Lange_Nacht_der_Museen (02.03.2015).

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Lange Nacht der Museen erlebte Besucheransturm; Vienna online 07.10.2012. Online unter http://www.vienna.at/lange-nacht-der-museen-2012-erlebte-grossen-besucheransturm/3377414 (02.03.2015).

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Booklet der ORF Langen Nacht der Museen 2014

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Presseaussendung Vienna Art Week vom 26.05.2014

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Vienna Art Week: Kunstmarathon startet wieder, ORF.at vom 17.11.2014. Online unter http://wien.orf.at/news/stories/2679688/ (02.03.2015).

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Salzburger Freilichtmuseum (o.J.): Salzburger Freilichtmuseum. Projekte für Volksschulkinder. Online unter http://www.freilichtmuseum.com/de/schulen/volksschule.html (01.03.2015).

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Kollar, Elke (2013): Kultur vermitteln – Kultur verstehen. Didaktische Materialien der Klassik Stiftung Weimar. In: Bundesverband Museumspädagogik e.V. (Hg.): Standbein Spielbein. Museumspädagogik aktuell. Anleitung zum Selbstentdecken – didaktische Materialien im Museum, Nr. 96, 2013, S. 24-28.

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Harrasser, Doris u.a. (2011): Wissen Spielen. Untersuchungen zur Wissensaneignung von Kindern im Museum. Bielefeld: transcript Verlag, S. 274.

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Schratz-Hadwich, Barbara (1992): Lernen im Kindermuseum. Oder California dreaming…?. In: Hierdeis, Helmwart (Hg.): Mit den Sinnen begreifen. 10 Anregungen zu einer erfahrungsorientierten Pädagogik. Innsbruck: Österr. Studien-Verlag, S. 70-88.

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Ritter, Manfred (1986): Vorwort. In: Ritter, Manfred (Hg.): Wahrnehmung und visuelles System. Heidelberg: Spektrum-d.-Wiss.-Verl.-Ges., S. 7-15.

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Albers, Irene (2001): Prousts Photographisches Gedächtnis. In: Zeitschrift für französische Sprache und Literatur, 2001, 111. Jg., H. 1, S. 19-56.

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Busch, Bernd (1995): Belichtete Welt: Eine Wahrnehmungsgeschichte der Fotografie. München: Fischer Taschenbuch Verlag.

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Kravagna, Christian (1997): Vorwort. In: Kravagna, Christian (Hg.): Privileg Blick. Kritik der visuellen Kultur. Berlin: Ed. Id-Archiv, S. 7-14.

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Wonisch, Regina (2002): Museum und Blick. Online unter http://www.iff.ac.at/museologie/service/lesezone/imblick.pdf (01.03.2015).

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Palmer, Daniel S. (2014): Share and Share Alike (Part II): Sharing and Liking and Lacking. Online unter http://the-exhibitionist.com/share-and-share-alike-part-ii/#more-346c (01.03.2015).

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Bublitz, Hannelore (2010): Diskurs II. In: Hedinger, Johannes M./Gossolt, Markus (Hg.): Lexikon zur zeitgenössischen Kunst von Com&Com. Sulgen: Niggli, S. 35f.

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Mörsch, Carmen (2009): Am Kreuzungspunkt von vier Diskursen. Die documenta 12 Vermittlung zwischen Affirmation, Reproduktion, Dekonstruktion und Transformation. In: Mörsch, Carmen/Forschungsteam der documenta 12 Vermittlung (Hg.): Kunstvermittlung 2. Zwischen kritischer Praxis und Dienstleistung auf der documenta 12. Ergebnisse eines Forschungsprojektes. Zürich: diaphanes. S. 9-34.

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Yi, Byung Jun (2013): Museum, Artefakte und informelles Lernen: Eine Herausforderung für die Erwachsenenbildung. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 16. Jg., S. 219-228.

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Hausmann, Andrea/Frenzel, Linda (2014): Kunstvermittlung 2.0: Konzeptionelle Überlegungen und empirische Ergebnisse. In: Hausmann, Andrea/Frenzel, Linda (Hg.): Kulturvermittlung 2.0: Neue Medien und ihre Potenziale. Wiesbaden: Springer, S. 1-16.

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Mandel, Birgit (2014): Status quo zur Kunst- und Kulturvermittlung in und außerhalb des Web 2.0. In: Hausmann, Andrea/Frenzel, Linda (Hg.): Kulturvermittlung 2.0: Neue Medien und ihre Potenziale. Wiesbaden: Springer, S. 17-26.

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Klein, Hans-Joachim/Bachmayer, Monika (1981): Museum und Öffentlichkeit. Fakten und Daten – Motive und Barrieren. Berliner Schriften zur Museumskunde Band 2. Berlin.

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Hünnekens, Ludger: Weiterbildung. Schwerpunkt-Interview: Kunst verstehen lernen. Interview mit Ludger Hünnekens, ehemaliger Direktor des Museums Frieder Burda, 6/2012. Online unter http://www.personalwirtschaft.de/media/Personalwirtschaft_neu_161209/Produktfamilie/Weiterbildung/Aktuelle%20Ausgabe/Leseproben/WB_0612/126_Interview_H%C3%BCnnekens.pdf (01.03.2015).

Maximiliane Buchner ( 2015): Exzess der Vermittlung – und wie viel davon vertragen welche BesucherInnen?. Artikel von Maximiliane Buchner, Glossarbeiträge von Marlies Berger, Maximiliane Buchner, Andrea Kurz und Manuela Seethaler – Studierende der praxisorientierten Lehrveranstaltung „Exzess der Vermittlung“ – Lehrende Luise Reitstätter. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 06 , https://www.p-art-icipate.net/exzess-der-vermittlung-und-wie-viel-davon-vertragen-welche-besucherinnen/