Berlin, abseits einer Lehrveranstaltung

Tag 2

Neuer Tag, neuer Sightseeing-Marathon. Zuerst ins DDR-Museum. Hier wird sehr originalgetreu dargestellt, wie es damals in der DDR aussah, finstere Atmosphäre inklusive. Man findet einen Trabi, Spreewaldgurken, FKK-Bilder, eine voll eingerichtete Plattenbauwohnung, zahlreiche Schautafeln, sowie ein kleines Kino mit Nachrichten aus der Zeit von damals.

Wem es Steinhaufen und Bilder besonders angetan haben, dem ist die Museumsinsel zu empfehlen. Am Vorplatz gibt es günstigere Kombitickets zu kaufen. Im Pergamonmuseum sieht man einen ganz besonderen Steinhaufen, das Ischtar-Tor, welches die Imposanz der babylonischen Zeit widergibt. Ist man gut im Ausblenden von fotografierenden Touristenmassen, kann man auch den Rest des Museums sehr genießen. Im Neuen Museum findet man die ägyptischen Sammlungen – und die Büste der Nofretete, wenn man sich die Mühe macht, sich durch weitere Menschengruppen zu kämpfen. Danach ist die Alte Nationalgalerie an der Reihe – hier sind unzählige Gemälde und Statuen, vor allem des 19. Jahrhunderts, ausgestellt. Ich gehe so schnell wie möglich durch, zu sehr schmerzen die Füße, und gebe auf. Möglicherweise sind während der Woche weniger Menschen hier. Es gäbe auch noch weitere Museen auf der Museumsinsel, aber wie vielleicht schon aufgefallen ist, stehe ich nicht so auf Steinhaufen und Bilder.

Der nächste Programmpunkt gleich um die Ecke ist eher nach meinem Geschmack: das Deutsche Historische Museum, untergebracht im ehemaligen Zeughaus. In der Dauerausstellung wird die gesamte deutsche Geschichte gezeigt, und das ist tatsächlich sehr viel; ich entdecke unterschiedliche und detaillierte Darstellungen in Textform, sowie Ausstellungsstücke. Nach dem Rundgang, der umso länger wird, je mehr Sonderausstellungen man sich ansieht, kann man im Zeughauskino entspannen. Hier wird eine Dokumentation über Deutschland im 20. Jahrhundert gezeigt.

Diesen anstrengenden Tag lasse ich auf der Friedrichsstraße ausklingen. Südlich von „Unter den Linden“ kann man Checkpoint Charlie besuchen, nördlich findet man die Ausstellung im „Tränenpalast“, wo der Alltag der deutschen Teilung dargestellt wird. Und irgendwann habe selbst ich genug von Museen.

Dennoch möchte ich noch jedem Berlinbesucher/jeder Berlinbesucherin das Jüdische Museum ans Herz legen. Zwar habe ich mir das schon an einem Abend während der Exkursion angesehen, aber es hat mich so überwältigt, dass ich es niemandem vorenthalten möchte. Nicht nur, weil die jüdische Geschichte sehr lange, spannend und gleichzeitig schrecklich ist, sondern weil das Wissen in diesem Museum sehr gut vermittelt wird. Alleine die Architektur des Gebäudes ist bemerkenswert und auch der Rundgang ist weitaus weniger verwirrend als im Deutschen Historischen Museum, wenngleich es mit Sicherheit gleich viele Exponate gibt. Hier wird nicht einfach nur dargestellt, sondern vor allem auch verglichen: Wie lebten jüdische Frauen im Mittelalter, im Unterschied zu heute? Was sind die Unterschiede zwischen Juden, Christen und Muslime? Außerdem gibt es auch viele Stationen für Kinder.

Das waren meine Erlebnisse beim Berlinbesuch. Auch wenn die meisten Menschen mehr das Nachtleben erkunden als ich oder mehr einkaufen gehen – seht euch doch bitte Museen an, wenn ihr nach Berlin kommt. Die sind wirklich gut.

 

Julia Demel ( 2013): Berlin, abseits einer Lehrveranstaltung. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 03 , https://www.p-art-icipate.net/berlin-abseits-einer-lehrveranstaltung/