Bis dahin und (nicht) weiter. Künstlerisch-kulturelle Befragungen von Grenzen

Ein Symposiumsrückblick

Reinhold Bidner und Sonja Prlic gehören zur Künstler_innengruppe gold extra, die neue Wege, Formate und Ausdrucksformen durch Hybrid Media schaffen. Ihr Vortragsthema lautete Grenzen, Flucht und Migration in Computerspielen der Künstler_innengruppe gold extra. Sie präsentierten interaktive Simulationen aus dokumentarischem Material innerhalb des Mediums Computerspiel, das einen virtuellen Raum für Kommunikation öffnet. Das Computerspiel Frontiers ist eine Inszenierung von Fluchtsituationen: Das Spiel ist mit Bildern von Fluchtrouten aus Afrika nach Europa ausgestattet, eine der Spielstrategien ist beispielsweise die Lösungssuche bei Spannungssituationen zwischen Polizei und Flüchtlingen. Das Spiel wirft Fragen der eigenen Positionierung sowie nach Spielgewohnheiten von Shooter Games und alternativen Handlungsstrategien auf. Es öffnet neue Kommunikationsräume für Menschen verschiedener Altersgruppen, in denen schwierige Fragestellungen und stereotype Zuschreibungen über Flüchtlinge thematisiert werden. Das zweite Projekt From Darkness ist eine komplexe Arbeit, die in Form einer interaktiven Dokumentation den Spieler_innen Einblicke in das Leben von Menschen in Afrika bietet. Der Ausgangspunkt dieser Idee waren die Rohstoffkriege in Ost- und Zentral Afrika. Es wurden 60 Stunden des Video- und Interviewmaterials verwendet, das bei Recherchereisen in Kenia und Uganda aufgenommen worden war. Das Spiel versucht, europäische und afrikanische Realitäten nebeneinanderzustellen und ein positives Bild der unbekannten Regionen zu vermitteln. Es geht darum, Informationen über existierende Personen in Form eines Computerspiels zu sammeln, vielleicht auch damit konfrontiert zu werden und die eigene begrenzte Perspektive zu verändern. Über eine Spurensuche im Alltag dort lebender Menschen werden Geschichten in virtueller Form erzählt, die sonst hinter den Grenzen Europas verschwinden würden.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die theoretischen Beiträge spannend und bereichernd waren, weil viele unterschiedliche Aspekte zum Thema Grenze und Raum zur Sprache kamen. Die konkreten künstlerischen Projekte gaben einen Einblick in das kreative Schaffen der Künstler_innen und ihre Auseinandersetzung mit ‚Grenzen‘ im Kontext von Migration. Die intensiven Diskussionen nach den jeweiligen Vorträgen machten zahlreiche andere mögliche Perspektiven auf das Thema sichtbar, was ein weiterer interessanter Aspekt des Symposiums war sowie Fragen und Ausgangspunkte für weitere Diskussionen lieferte.

Margarete Beling, Monika Urbonaite ( 2017): Bis dahin und (nicht) weiter. Künstlerisch-kulturelle Befragungen von Grenzen. Ein Symposiumsrückblick. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 08 , https://www.p-art-icipate.net/bis-dahin-und-nicht-weiter-kunstlerisch-kulturelle-befragungen-von-grenzen/