Konstitutionsfaktoren im Kreislauf kultureller Produktionsprozesse
Bevor sie auf den Kulturkreislauf im Detail einging, zeigte Barbara O’Connor die Verbindung zwischen Ökonomie und Kultur auf. So können auch ökonomische Prozesse für Menschen von Bedeutung sein und umgekehrt wird auch an ökonomischen Orten Bedeutung produziert. Vor allem die Globalisierung bringt eine steigende Wichtigkeit von Kultur in den weltweiten Handelsbeziehungen. Gerade Konzerne wie Disney, Sony, Google, oder die Musik-, Film- und Fernsehindustrie bestätigen, dass Kultur als globales Geschäft verstanden werden kann.
In studying the production of culture it is necessary to understand not just the technical processes and economic patterns of manufacturing, organization and distribution. It is also important to understand the culture – the ways of life – through and within which music, films and hardware technologies are made and given meaning. (Negus 1997: 69) (* 7 )
Der Kulturkreislauf wurde 1997 von Paul du Gay, Stuart Hall, Linda Janes, Hugh Mackay und Keith Negus eingeführt. Als Untersuchungsgegenstand diente der Sony Walkman, der damals als typisches kulturelles Artefakt und Medium der modernen Zeit galt (vgl. du Gay et al. 1997: 2). (* 8 ) Um den Walkman zu untersuchen, muss zumindest Wissen darüber vorhanden sein, wie er produziert und konsumiert wird, welche soziale Identitäten damit in Verbindung gebracht werden, wie er repräsentiert wird und welche Mechanismen seine Distribution und Anwendung regulieren. Diese Aspekte vereinen die AutorInnen in einem Kreislauf, dem sogenannten Circuit of Culture (vgl. du Gay et al. 1997: 3 f.): (* 8 ) Repräsentation – Identität – Konsum – Regulierung – Produktion.
Die AutorInnen betonen, dass es sich um einen Kreislauf handelt, daher gibt es keine festgelegte Reihenfolge. Wichtig ist, dass die einzelnen Elemente voneinander abhängig sind und sich aufeinander beziehen. Sie können nicht klar voneinander getrennt werden, fließen ineinander und überschneiden sich (vgl. du Gay et al. 1997: 4). (* 8 )
Barbara O’Connor erläuterte jedes Element des Kulturkreislaufs. Alle Mitglieder einer Gesellschaft sind zur Produktion von Kultur ermächtigt. Dazu zählen einerseits von ihnen durchgeführte Rituale zur Reproduktion sozialer Solidarität, aber andererseits auch deren Konsum. Kulturelle und künstlerische Produktion ist so alt wie die Menschheit selbst. O’Connor nannte die Gilden der mittelalterlichen Gesellschaft bis hin zu ModedesignerInnen, JournalistInnen und Werbefachleute als Beispiele. Die Repräsentation ist von den gegebenen Bedeutungen abhängig, die in den verschiedenen Bereichen der Kultur produziert werden. Sie macht ebenfalls auf die Ästhetisierung des alltäglichen Lebens aufmerksam, wobei allen Produkten ein bestimmtes Image verliehen wird. Die Wahl, welches Produkt konsumiert wird, wird demnach nicht zufällig getroffen. Diese Aspekte bestimmen die Identität einer Person. Sie fungiert als Brücke zwischen dem Individuum und der Gesellschaft und weist auf Unterschiede zwischen der eigenen Person und anderen hin. Barbara O‘Connor machte in der Lehrveranstaltung darauf aufmerksam, dass besonders für Künstlerinnen und Künstler ihre Identität wichtig ist, da sie ständig versuchen, sich und ihre Arbeit auf eine bestimmte Weise zu definieren und zu repräsentieren. Die kulturelle Produktion wird durch eine Vielzahl an Faktoren beeinflusst und reguliert. Dazu zählen Eigentumsverhältnisse, Kontrolle, Richtlinien, Zensur und Zugang zu oder Verteilung der kulturellen Produkte.
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Geertz, Clifford (1973): The Interpretation of Cultures. New York: Basic Books.
Shiach, Morag (1989): Discourse on Popular Culture: Class, Gender and History in Cultural Analysis, 1970 to the Present. Stanford: Stanford University Press.
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Bourdieu, Pierre (1984): Distincion. A Social Critique of the Judgement of Taste. London: Routledge & Kegan Paul.
Hall, Stuart (1997): Representation. Cultural Representations and Signifying Practices. Milton-Keynes: Open University Press/Sage.
Negus, Keith (1997): The production of culture. In: du Gay, Paul (Hg.): Production of Culture/Cultures of Production. London: Sage, S. 67-104.
du Gay, Paul/Hall, Stuart/Janes, Linda/Mackay, Hugh/Negus, Keith (1997): Doing Cultural Studies. The Story of the Sony Walkman. London: Sage.
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periscope (o.J.): periscope, online unter http://www.periscope.at/ [16.06.2013].
Eva Kraxberger ( 2013): Circuit of (Pop-)Culture. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 03 , https://www.p-art-icipate.net/circuit-of-pop-culture/