Das Projekt SISI: Ein „Spekulatives Institut für Soziale Interventionen“
Auf der Suche nach neuen Räumen der Gemeinschaft im städtischen und digitalen Raum.
Jan Phillip Ley und Theresa Muhl im Gespräch mit Anita Thanhofer
JPL: Jede:r konnte mitmachen und das Ziel war immer, dass wir einen neuen Raum erzeugen. Neue Räume haben wir NRC, Neue Räume der Commons, genannt. Das Key Feature am Ende des Projektes war eine Art offenes digitales Forum, das Leute zu einem bestimmten Thema an einem bestimmten Ort in der Stadt gegründet haben. Wie zu Beginn bereits kurz angesprochen, konnten sie nach dem Einloggen Inhalte teilen und sich zu verschiedensten Themen austauschen. So entstanden Orte, an denen man seine Lieblingsmusik teilen und hören konnte, ein NRC wurde zum digitalen Dating-Room, ein anderer wiederum zum Archiv kommentierter Wahlplakate und viele mehr.
TM: Es gab natürlich Situationen, in denen der Aspekt der gegenseitigen Wissensvermittlung stärker war. Einmal hat uns zum Beispiel eine Schulklasse besucht. Einerseits haben uns die Schüler:innen zugehört, aber andererseits gab es auch Situationen, in denen sie uns etwas aufgezeigt haben und wir auf sie gehört haben. Das war total schön, als sich die zwei Seiten von Wissenden und Zuhörenden vermischt und aufgelöst haben. Bei den Spaziergängen mit den Expert:innen war es hingegen so, dass wir eher die Vermittler:innen zwischen den Expert:innen und den Spaziergangsteilnehmenden waren. Wir haben die Plattform aufgemacht und versucht, Gruppen zusammenzuführen. Ich will nicht zu viel über die Dinge reden, die in diesen zehn Tagen schwierig waren, sondern eher über die guten, aber es war ein Problem, dass wir neu waren, dass wir sozusagen von außen hinzugekommen sind und dass wir nicht einmal in Wien leben. Wir hatten keine Community, auf die wir zurückgreifen hätten können. All das hat die dortige Umsetzung unseres Projekts erschwert.
Welche Rolle spielt Kommunikation im Projekt SISI? Ihr habt eingangs erklärt, dass das Projekt ein Hybridprojekt ist und sowohl aus einem analogen als auch einem digitalen Raum besteht. Insofern stellt sich mir die Frage der Kommunikation innerhalb des digitalen Raumes. Hat sie in der Umsetzung in Wien stattgefunden? Und wie hat sie stattgefunden?
JPL: Vielleicht spreche ich erstmal über den Ablauf hinter den Kulissen. Ein Projekt von diesem Ausmaß machen ja nicht zwei Leute allein. Da steht ein interdisziplinäres Team, bestehend aus verschiedenen Künstler:innen, Webdesigner:innen, Theoretiker:innen usw. dahinter.
TM: Ein kleines Team. Es wirkt jetzt sehr groß.
JPL: Ja, es waren wechselweise sechs bis acht Personen. Schon in der Zusammenarbeit im Team spielte die Kommunikation eine große Rolle. Wie kommuniziert man so eine Projektidee? Wie kommuniziert man den Ablauf verschiedener Phasen des Projekts intern, im Team? Wie macht man das, wenn sich die Leute an verschiedenen Orten befinden? Kommunikation war in allen Projektphasen enorm wichtig. Ein Kommunikationstool, das wir nutzten, war unsere Website, sisi-project.org. Die Website ist grundsätzlich der Dreh- und Angelpunkt des Projektes, weil SISI eben auch ein digitales Projekt ist. Die Repräsentation im digitalen Raum ist daher zentral. Wir versuchen auf dieser Website klar zu kommunizieren, einfach und für jedermann verständlich. Darüber hinaus versuchen wir mittels visueller Anteile viele Leute anzusprechen und mitzunehmen. Das ist wichtig. Ich habe allerdings grundsätzlich die Erfahrung gemacht, dass es sehr schwierig ist, komplexe Themen auf Website-taugliche Inhalte herunterzubrechen. Das Beste ist deshalb immer noch, auch vor Ort zu sein, mit den Leuten direkt zu reden und auch im gemeinsamen Tun zu lernen. Deswegen bespielten wir im Rahmen der Vienna Design Week zehn Tage lang einen Leerstand als eine Art Institutszentrale. Wir hatten auch eine Institutseröffnungsfeier, zu der aber niemand gekommen ist, außer Freund:innen. Das Thema war aber Gemeinschaft, und man kann Gemeinschaft nicht allein machen. Daher stellte sich uns die Frage, wie wir es schaffen könnten, so zu kommunizieren, dass wir die Leute vor Ort erreichen und mitnehmen.
Jan Phillip Ley,
Theresa Muhl,
Anita Thanhofer
(
2021):
Das Projekt SISI: Ein „Spekulatives Institut für Soziale Interventionen“.
Auf der Suche nach neuen Räumen der Gemeinschaft im städtischen und digitalen Raum.
Jan Phillip Ley und Theresa Muhl im Gespräch mit Anita Thanhofer
. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten
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