Exzess der Vermittlung – und wie viel davon vertragen welche BesucherInnen?
Artikel von Maximiliane Buchner, Glossarbeiträge von Marlies Berger, Maximiliane Buchner, Andrea Kurz und Manuela Seethaler – Studierende der praxisorientierten Lehrveranstaltung „Exzess der Vermittlung“ – Lehrende Luise Reitstätter
Glossar der Vermittlung
Marlies Berger befasste sich beispielweise besonders mit Aspekten der Kunstvermittlung für Kinder und untersuchte das üppige Angebot für diese Zielgruppe (von morgen) unter anderem im Spielzeugmuseum in Salzburg, im ORF Landesstudio und im Museum der Moderne Mönchsberg. Im Angebot für dieses dankbare Klientel (in Form von Kleinkindern und Familien) sind es insbesondere kreative Mitmach-Elemente, die für Begeisterung sorgen.
Manuela Seethaler ging wiederum der Frage nach fotografischen Wahrnehmungsprozessen im Museum nach und erforschte, welche Rolle die Fotografie generell heute im Kunstbetrieb spielt: Wie präsentieren sich sowohl Museen als auch ihre Selfie-schießenden BesucherInnen in der Öffentlichkeit durch Bilder? Wie verändert sich die Wahrnehmung durch den Blick durch die Kamera? Was spricht für ein Verbot, was spricht für die zusätzliche fotografische Bilderflut?
Andrea Kurz fokussierte dagegen das Verhältnis von Institution zu gewähltem Vermittlungs-Diskurs anhand der Frage, inwieweit sich das Profil eines Hauses (Museum, Galerie, Ausstellungshalle etc.) in der Art der Kunstvermittlung und Formen des Sprechens niederschlägt. Hier wurde der krasse Gegensatz zwischen der ORF Lange Nacht der Museen und der VIENNA ART WEEK offensichtlich. Das Angebot bei der VIENNA ART WEEK war offensichtlich auf eine andere Besucherklientel zugeschnitten: Die Inklusion von Off-Spaces als alternative Orte der Kunstproduktion, -präsentation und -diskussion sowie der Open Studio Day mit dem möglichen Besuch zahlreicher KünstlerInnenateliers, KuratorInnenführungen und KünstlerInnengespräche sollten dem Publikum einen exklusiven Einblick in die Orte der Kunstproduktion geben. (*5)
Angesichts der Menschenströme, die sich in der Langen Nacht durch Salzburg bewegten, untersuchte ich im Gegenzug, wie sich das umfangreiche Schau- und Vermittlungsangebot auf das Publikum auswirkt, von dem ich annahm, es nütze zwar gerne das Angebot des Kulturevents aus, gehöre aber nicht unbedingt zum „ständigen“ Besucherstab in Museen und Ausstellungen. Beobachtete Zeichen der Ratlosigkeit und Unsicherheit im Umgang mit dem „Objekt Museum“ sind unter dem Begriff der Deplatziertheit zusammengefasst und analysiert. Insgesamt verstehen sich die hier empirisch beforschten und theoretisch kontextualisierten Begriffe als Startschuss zum kontinuierlich erweiterbaren „Glossar der Kunstvermittlung“. Denn zum Sehen und Erleben, aber auch Reflektieren und Analysieren gibt es reichlich.
Wikipedia-Eintrag „Lange Nacht der Museen“. Online unter http://de.wikipedia.org/wiki/Lange_Nacht_der_Museen (02.03.2015).
Lange Nacht der Museen erlebte Besucheransturm; Vienna online 07.10.2012. Online unter http://www.vienna.at/lange-nacht-der-museen-2012-erlebte-grossen-besucheransturm/3377414 (02.03.2015).
Booklet der ORF Langen Nacht der Museen 2014
Presseaussendung Vienna Art Week vom 26.05.2014
Vienna Art Week: Kunstmarathon startet wieder, ORF.at vom 17.11.2014. Online unter http://wien.orf.at/news/stories/2679688/ (02.03.2015).
Deutscher Museumsbund e.V. und Bundesverband Museumspädagogik e.V. (Hg.) (2008): Qualitätskriterien für Museen: Bildungs- und Vermittlungsarbeit, Berlin: Deutscher Museumsbund e.V. S. 8-11, 15-19.
Salzburger Freilichtmuseum (o.J.): Salzburger Freilichtmuseum. Projekte für Volksschulkinder. Online unter http://www.freilichtmuseum.com/de/schulen/volksschule.html (01.03.2015).
Kollar, Elke (2013): Kultur vermitteln – Kultur verstehen. Didaktische Materialien der Klassik Stiftung Weimar. In: Bundesverband Museumspädagogik e.V. (Hg.): Standbein Spielbein. Museumspädagogik aktuell. Anleitung zum Selbstentdecken – didaktische Materialien im Museum, Nr. 96, 2013, S. 24-28.
Harrasser, Doris u.a. (2011): Wissen Spielen. Untersuchungen zur Wissensaneignung von Kindern im Museum. Bielefeld: transcript Verlag, S. 274.
Schratz-Hadwich, Barbara (1992): Lernen im Kindermuseum. Oder California dreaming…?. In: Hierdeis, Helmwart (Hg.): Mit den Sinnen begreifen. 10 Anregungen zu einer erfahrungsorientierten Pädagogik. Innsbruck: Österr. Studien-Verlag, S. 70-88.
Ritter, Manfred (1986): Vorwort. In: Ritter, Manfred (Hg.): Wahrnehmung und visuelles System. Heidelberg: Spektrum-d.-Wiss.-Verl.-Ges., S. 7-15.
Albers, Irene (2001): Prousts Photographisches Gedächtnis. In: Zeitschrift für französische Sprache und Literatur, 2001, 111. Jg., H. 1, S. 19-56.
Busch, Bernd (1995): Belichtete Welt: Eine Wahrnehmungsgeschichte der Fotografie. München: Fischer Taschenbuch Verlag.
Kravagna, Christian (1997): Vorwort. In: Kravagna, Christian (Hg.): Privileg Blick. Kritik der visuellen Kultur. Berlin: Ed. Id-Archiv, S. 7-14.
Wonisch, Regina (2002): Museum und Blick. Online unter http://www.iff.ac.at/museologie/service/lesezone/imblick.pdf (01.03.2015).
Palmer, Daniel S. (2014): Share and Share Alike (Part II): Sharing and Liking and Lacking. Online unter http://the-exhibitionist.com/share-and-share-alike-part-ii/#more-346c (01.03.2015).
Bublitz, Hannelore (2010): Diskurs II. In: Hedinger, Johannes M./Gossolt, Markus (Hg.): Lexikon zur zeitgenössischen Kunst von Com&Com. Sulgen: Niggli, S. 35f.
Mörsch, Carmen (2009): Am Kreuzungspunkt von vier Diskursen. Die documenta 12 Vermittlung zwischen Affirmation, Reproduktion, Dekonstruktion und Transformation. In: Mörsch, Carmen/Forschungsteam der documenta 12 Vermittlung (Hg.): Kunstvermittlung 2. Zwischen kritischer Praxis und Dienstleistung auf der documenta 12. Ergebnisse eines Forschungsprojektes. Zürich: diaphanes. S. 9-34.
Yi, Byung Jun (2013): Museum, Artefakte und informelles Lernen: Eine Herausforderung für die Erwachsenenbildung. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 16. Jg., S. 219-228.
Klein, Alexander (2004): Expositum. Zum Verhältnis von Ausstellung und Wirklichkeit. Bielefeld: transcript Verlag.
Hausmann, Andrea/Frenzel, Linda (2014): Kunstvermittlung 2.0: Konzeptionelle Überlegungen und empirische Ergebnisse. In: Hausmann, Andrea/Frenzel, Linda (Hg.): Kulturvermittlung 2.0: Neue Medien und ihre Potenziale. Wiesbaden: Springer, S. 1-16.
Mandel, Birgit (2014): Status quo zur Kunst- und Kulturvermittlung in und außerhalb des Web 2.0. In: Hausmann, Andrea/Frenzel, Linda (Hg.): Kulturvermittlung 2.0: Neue Medien und ihre Potenziale. Wiesbaden: Springer, S. 17-26.
Klein, Hans-Joachim/Bachmayer, Monika (1981): Museum und Öffentlichkeit. Fakten und Daten – Motive und Barrieren. Berliner Schriften zur Museumskunde Band 2. Berlin.
Hünnekens, Ludger: Weiterbildung. Schwerpunkt-Interview: Kunst verstehen lernen. Interview mit Ludger Hünnekens, ehemaliger Direktor des Museums Frieder Burda, 6/2012. Online unter http://www.personalwirtschaft.de/media/Personalwirtschaft_neu_161209/Produktfamilie/Weiterbildung/Aktuelle%20Ausgabe/Leseproben/WB_0612/126_Interview_H%C3%BCnnekens.pdf (01.03.2015).
Maximiliane Buchner ( 2015): Exzess der Vermittlung – und wie viel davon vertragen welche BesucherInnen?. Artikel von Maximiliane Buchner, Glossarbeiträge von Marlies Berger, Maximiliane Buchner, Andrea Kurz und Manuela Seethaler – Studierende der praxisorientierten Lehrveranstaltung „Exzess der Vermittlung“ – Lehrende Luise Reitstätter. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 06 , https://www.p-art-icipate.net/exzess-der-vermittlung-und-wie-viel-davon-vertragen-welche-besucherinnen/