BK: Würden Sie sagen, dass auch in den einzelnen Beispielen, die Sie geben, wie z.B. Richard Long, der durch die Bewegung seines Körpers Felder absteckt, das Feld als Modell der Wissensbildung fungiert?
EB: Richard Long erschließt sich die Landschaft, indem er sich in ihr bewegt. Seine Arbeiten zeigen stets Spuren der Beziehung zwischen seinem Körper und der Landschaft. Das Wissen, das wir als BetrachterInnen von der Landschaft gewinnen, vermittelt sich nicht als objektive Beschreibung eines souveränen Subjekts, aber auch nicht als bloß subjektive Empfindung, sondern als eines, das aus einer Beziehung hervorgeht.
BK: Was er uns anbietet, ist eine Transkription seiner Aktionen, eine Spur der Zustände beim Gehen. Das ist natürlich etwas anderes als der performative Akt selbst.
EB: Die Betrachtung von den Fotos oder Steinen, die er anbietet, ist aber dann doch auch wieder ein performativer Akt, und da gibt es natürlich auch noch eine andere Rahmung.
BK: Sie meinen die Installationen, die er in Museen macht? Ja, die provozieren die räumliche Bewegung der BetrachterInnen oder setzen sie sogar voraus. Das ist ein interessanter Aspekt. Einer Ihrer Punkte ist, dass die Landschaftsmalerei den Erfahrungsraum ausklammert, was beim Feld nicht der Fall ist. Inwieweit ist die Selbsterfahrung der BetrachterInnen von Relevanz?
EB: Ich glaube, mir geht es dabei weniger um die Selbsterfahrung als vielmehr um die Zeitlichkeit. Ich habe mich damit im Zusammenhang der seriellen Arbeiten der Minimal Art befasst. Michael Fried hat die Minimal Art in kritischer Absicht als theatralisch beschrieben, weil sie Dauer thematisiere und nicht die Erfahrung der Augenblicklichkeit (Fried spricht von Gegenwärtigkeit zeitloser Gegenwart, ‚presentness‘). Hierdurch würden die tatsächlichen Umstände berücksichtigt und die BetrachterInnen begegneten den Arbeiten, d.h. sie würden sie in einer spezifischen Situation erfahren. Gerade diesen Aspekt finde ich für die Konzeptualisierung von „Feld“ inspirierend, ich erfahre mich in einer spezifischen, d.h. in einer historisch und institutionell bedingten Situation und als Teil eines Beziehungsgefüges.
BK: Herzlichen Dank für das Gespräch.
Brigitte Kovacs, Elke Bippus ( 2017): Felder zeichnen als künstlerisch-wissenschaftliche Praxis. Elke Bippus im Gespräch. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 08 , https://www.p-art-icipate.net/felder-zeichnen-als-kunstlerisch-wissenschaftliche-praxis/