Weiters soll ein Walking Interview mindestens zehn Minuten und maximal zehn Tage lang sein. Innerhalb dieser Zeitspanne ist es der/dem Interviewten überlassen, die konkrete Dauer zu bestimmen. Mit diesen Bedingungen wird bereits im Vorfeld des Walking Interviews eine Situation geschaffen, die es außerhalb der Alltagsroutine situiert und durch die Verortung im öffentlichen Raum für Unvorhersehbares öffnet. Sollte die/der eingeladene KünstlerIn mit diesen Bedingungen einverstanden sein, wird ein Treffpunkt innerhalb Europas vereinbart. Meine Anreise zu den oftmals entlegenen Orten, wie beispielsweise Penryn im Südwesten Englands*7 *(7), sehe ich dabei als ersten Schritt meines ‚Feldgangs’ und somit als ein Segment der Kontur des zu zeichnenden Felds. Bereits am Weg zu dem vereinbarten Treffpunkt dokumentiere ich meine Gedanken, indem ich sie während des Gehens auf Band spreche. Diese Tonaufnahmen bleiben jedoch unveröffentlicht und dienen lediglich dazu, den inneren Monolog, der meine Perspektive auf das Walking Interview darlegt und Teil des Transkripts wird, zu einem späteren Zeitpunkt erfahrungsgetreu verfassen zu können. Auch während des Walking Interviews selbst werden Tonaufnahmen gemacht. Durch die Verkabelung sind meine InterviewpartnerInnen und ich während der gesamten Dauer des Walking Interviews in enger Gehdistanz miteinander verbunden. Dies bewirkt oftmals eine Anpassung des Gehrhythmus.
Im Gleichklang der Schritte entwickelt sich ein Gedanken- und Redefluss, der zwar durch meine Fragen gelenkt, jedoch nicht von ihnen dominiert wird. Vielmehr ist es mein primäres Anliegen, der Künstlerin bzw. dem Künstler eine (Rede-)Plattform zu bieten, um ihren/seinen spezifischen Standpunkt bzw. Zugang zum Gehen zu erläutern.
Brigitte Kovacs ( 2017): Feldgänge. Das (Be)Zeichnen des Felds der Walking Art. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 08 , https://www.p-art-icipate.net/feldgange/