Filmrezension: Was wir träumen

Ein Film von Andrea Maurer in Zusammenarbeit mit Nicole Baïer und Peter Pfund zum gleichnamigen Theaterprojekt mit dem Clearing-house Salzburg. Das Theaterprojekt entstand auf Initiative des „Fachbeirates für Literatur im Landes-Kulturbeirat Salzburg“; realisiert wurde es von der Theater (Off)ensive Salzburg unter der Regie von Alex Linse; die Textgrundlage entwickelte und verfasste die Autorin Petra Nagenkögel.

Im Mai 2011 wurde in Salzburg das Theaterprojekt „Was wir träumen“ uraufgeführt. Auf der Bühne standen Jugendliche, die als so genannte „unbegleitete minderjährige Flüchtlinge“ in die Stadt gekommen sind. Salzburger SchülerInnen lernten einige der jungen Asylsuchenden kennen und trafen sich mehrmals mit ihnen im „Clearing-house“, einer Einrichtung des SOS-Kinderdorfs. Was die Jugendlichen erfahren und erfragt hatten, hielten sie in Texten fest und gestalteten so das Theaterprojekt mit. Zwei theaterbegeisterte Freundinnen blieben dabei und wurden Teil des fragilen Ensembles, zu dem auch drei professionelle SchauspielerInnen gehörten.

Der Film „Was wir träumen“ dokumentiert sowohl den Entstehungsprozess des gleichnamigen Theaterprojekts mit den jugendlichen Flüchtlingen des Clearing-house in Salzburg, als auch den Premierenauftritt in der Theater (Off)ensive. Es gelingt ihm, auf eindringliche Art und Weise zu zeigen, dass diese sogenannten „unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge“ Jugendliche wie alle anderen sind, die Träume, Wünsche und Hoffnungen in sich tragen, auch wenn sie ihnen als Luxus erscheinen. Sie versuchen sie zu verdrängen, um nicht von der harschen und harten Realität abermals enttäuscht zu werden, und sie altern schneller als Jugendliche, die in Europa aufwachsen und solche Existenzängste und Traumata im Normalfall nicht kennen.

Zu Beginn des Filmes sieht man nur Dunkelheit, die hin und wieder von Scheinwerferlichtern durchbrochen wird ‑ eine Dunkelheit, die die Jugendlichen nur allzu gut kennen. Ihre Zukunft ist dunkel, nebulös, unvorhersehbar, nicht planbar wenn sie sich denn überhaupt erlauben, an die Zukunft zu denken. Textausschnitte, die von den Jugendlichen selbst oder von anderen Personen vorgetragen werden, ermöglichen dem/der ZuschauerIn, sich ein wenig in die Lage dieser jungen und auf sich allein gestellten Menschen zu versetzen: Einigen wenigen wird nach einer langen Zeit des Wartens Asyl gewährt, vielen jedoch bleibt es verwehrt. Sie sehen sich weiterhin der Dunkelheit ausgesetzt, einem Gefühl, als wenn es kein Morgen gäbe. In den Nächten werden sie von Schlaflosigkeit geplagt; die Erinnerungen an die Vergangenheit, die Odyssee ins erträumte Europa, von dem sie glaubten, dort in Frieden leben zu dürfen, die Zeit mit der Familie in ihrer Heimat, aber auch die Probleme in ihren Heimatländern besetzen in den Nächten ihre Gedanken und machen sie schlaflos.

Veronika Aqra ( 2014): Filmrezension: Was wir träumen. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 04 , https://www.p-art-icipate.net/filmrezension-was-wir-traumen/