„Geschichten ‚mit Zukunft‘. Super Food!?“ und „Stadt von morgen“

Einblicke in zwei Experimentierräume im Rahmen des Forschungsprojektes „Räume kultureller Demokratie“

Culture Jamming und Zine-Redaktion

Eine große Wandzeitung mit Ideen und Forderungen für die Stadt von morgen produzierten Studierende und Teilnehmer:innen der Lebenshilfe im DIY-Labor von und mit Elke Zobl und Timna Pachner. Gestaltet als ein großes Zine (kurz für engl. „magazine“) und mit der Methode des Culture Jamming näherte sich die Gruppe ihren Ideen für eine soziale, ökologische, ökonomisch und kulturell nachhaltige Stadt an. Welche Themen brauchen mehr Platz und wie können wir sie angehen? Wie können wir die Stadt mitgestalten und verändern? Wie sieht eine Stadt von morgen aus, in der wir als vielfältige Gesellschaft zusammenleben können? Ausschnitte aus alten Zeitschriften und Teile von Werbeplakaten wurden mit Schere und Stift umgedeutet und zu neuen Botschaften transformiert, die die Menschen der Stadt zum Nachdenken anregen sollten. Im Stadtraum wurden Fußgänger:innen dazu eingeladen, sich mit ihren eigenen Visionen auf der aus Holz gefertigten Wandzeitung einzubringen. Schließlich wurde das Studio Geschichte im Salzburg Museum die neue Heimat der Wandzeitung. Sie wird ins Vermittlungsprogramm integriert und kann nun durch Beiträge der Museumsbesucher:innen weiter wachsen und Ideen für ein zukunftsfähiges Salzburg dokumentieren.

Wissenschaftliche Begleitung

Auch die DIY-Labore wurden wissenschaftlich begleitet. Neben Audioprotokollen der beteiligten Künstler:innen wurde die Perspektive der Teilnehmenden der Lebenshilfe und der Studierenden mittels zweier Fokusgruppengespräche ermittelt. Die Auswertung dieser Gespräche ist in Arbeit. Klar ist, dass sich – nicht nur in den DIY-Laboren, sondern auch in den anderen Experimentierräumen – ein Kunstbegriff herauskristallisiert, der künstlerische Praktiken als kommunikative Prozesse versteht, die vor Ort einen temporären Raum des gemeinsamen Handelns schaffen. Stephanie Müller fragte sich dahingehend im Anschluss an das Labor: „Was macht das, wenn du als Künstler:in dein eigenes Schaffen nicht so in den Vordergrund stellst?“ Und sie ergänzte: „Was bei unserem Workshop passierte, war diese Auseinandersetzung mit: Wo kann ich selber wirklich wirksam werden? Und wenn ich dann mit den anderen zusammenarbeite, was sind Themen, die mich reizen und interessieren?“ Für Klaus Erika Dietl kristallisierte sich die Spur des Erforschens des „ganz normalen menschlichen Miteinanders“ und des Verwischens von Grenzen heraus. Er nennt beispielhaft den Kommentar eines Teilnehmers der Lebenshilfe: „‘Einen tollen Workshop haben wir gemacht, ja!‘ Es war so ein: ‚Wir haben den gemacht‘ und nicht: ‚Ihr habt den angeboten.‘“ Dieser Perspektivenwechsel von einer bestimmten Zielgruppe hin zu den Menschen und ihren Erfahrungen und zu oft marginalisierten oder nicht wahrgenommenen Wissensbestände erfordert von den Künstler:innen eine große Offenheit gegenüber den individuellen Bedürfnissen und Arbeitsweisen der Menschen wie auch ein totales Loslassen von vorab geplanten Abläufen und Zeitplänen.

Auf die Frage, ob sie noch Vorschläge hätten, antwortete ein Lebenshilfe-Klient: „Dass wir sowas öfter machen, dann kommen mehr Ideen rein. Und dass die Bevölkerung mitreden kann, weil dann käme noch mehr raus.“ In diesem Sinne hoffen wir auf weitere Kooperationen und Möglichkeiten, um Ideen zu schmieden!

Katharina Anzengruber, Timna Pachner, Elke Zobl ( 2022): „Geschichten ‚mit Zukunft‘. Super Food!?“ und „Stadt von morgen“. Einblicke in zwei Experimentierräume im Rahmen des Forschungsprojektes „Räume kultureller Demokratie“. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 13 , https://www.p-art-icipate.net/geschichten-mit-zukunft-super-food-und-stadt-von-morgen/