Einbinden, aktivieren – Das Museum4punkt0
Ein zweites Beispiel für hybride Beteiligungsräume stellt die Initiative Museum4punkt0 dar. Dabei handelt es sich um eine Vernetzung von deutschen Kultureinrichtungen mit dem Ziel, gemeinsam über unterschiedlich ausgerichtete Projekte zur digitalen Kulturvermittlung zu diskutieren und zu reflektieren (vgl. Museum4punkt0). (*11) Das Teilprojekt RealDigital – Hybride Kultur-Veranstaltungen der Stiftung Humboldt Forum widmet sich dabei explizit Vermittlungsräumen an der Schnittstelle zwischen physischer und virtueller Welt. Es wird danach gefragt, wie hybride Veranstaltungen partizipativer werden könnten. Als Ziele werden der Austausch zwischen Referent:innen und dem Publikum und der Austausch zwischen den Teilnehmenden untereinander genannt, sowie Einbindungsmöglichkeiten der Teilnehmenden, beispielsweise die Mitentscheidung über den Veranstaltungsverlauf. Das Teilprojekt findet sich gerade noch im Aufbau, allerdings ist die mobile App Ping! Die Museumsapp bereits verfügbar und kann genutzt werden. Die App funktioniert ähnlich wie die Tinder-App. Es können Ausstellungsobjekte je nach individuellem Interesse „gematched“, besucht und es kann mit ihnen „gechattet“ werden.
Abbildung 2: Folie aus dem Vortrag von Johannes Bernhardt und Christiane Lindner, Badisches Landesmuseum, Screenshot (Webex) (Museum4punkt0) (*9)
Ping! Die Museumsapp konzentiert sich darauf, Besucher:innen mit Kunstwerken bekannt zu machen, der Umweltaspekt wird in dieser Version nicht fokussiert. Dennoch ist die App in diesem Zusammenhang interessant, denn es ließe sich eine ähnliche App für Ausstellungen konzipieren, welche das Thema Klimawandel oder das Verhältnis von Mensch und Natur thematisieren. Über eine App – so meine ich – könnte z.B. eine Beziehung zu bedrohten Arten hergestellt werden. So könnte das von Donna Haraway geforderte Verwandtmachen mit anderen Spezies über einen „Face Swap“ spielerisch ausprobiert werden: Wie sähe wohl ein Mischwesen aus mir und einem Alpenskorpion aus? Welche Spezialfähigkeiten hätte es? Wie würde es fühlen, sich bewegen, kommunizieren? Gerade im Bereich des Digitalen ließen sich lustvoll Zukunftsimaginationen spinnen, Sounds von morgen basteln, Kreaturen erschaffen. Wie würde sich wohl ein cyborgisches künftiges Miteinander gestalten? Welche Geschichten kämen darin vor? Ferner könnten über die App Hinweise gegeben werden, wie man selbst konkret handeln und zu ökologischer Gerechtigkeit beitragen kann.
Ebenfalls Teilprojekt von Museum4punkt0 ist das Projekt Landschaftsfotoportal: ERHALTEN. ERSCHLIEßEN. NUTZBAR MACHEN – ein Webportal, das es ermöglicht, Bürger:innenwissen in die Forschung miteinzubeziehen und den Wandel der Lebensräume im vergangenen Jahrhundert zu thematisieren. So können das Schmelzen der Gletscher, der Rückgang der Wälder, Bebauung oder Veränderungen durch die Agrarwirtschaft sichtbar gemacht werden. Online und unabhängig vom Museumsbesuch laden die Nutzer:innen analoge Landschaftsfotografien aus privaten Beständen hoch, die dann digitalisiert und öffentlich zugänglich gemacht werden. Durch diese Biodiversitätsforschung sollen neue Wege der Teilhabe erschossen und ökologische Zusammenhänge nachvollziehbar gemacht werden.
Martina Fladerer ( 2021): Hybride Vermittlungsräume, Partizipation und Umweltbewusstsein: Ein Match?. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 12 , https://www.p-art-icipate.net/hybride-vermittlungsraeume-partizipation-und-umweltbewusstsein-ein-match/