Ins Bild setzen: an der Schnittstelle von privaten und öffentlichen Räumen Platz nehmen
Das Projekt „Test.Test.Liegen“
Text: Romana Hagyo, Fotografien: Romana Hagyo und Silke Maier-Gamauf
Die jüngste Entwicklung zeigt, dass Stadtraum in Europa sukzessive als produktiver Faktor im Standortwettbewerb genutzt wird und als Raum des Konsums und der Produktpräsentation dient (vgl. Ronneberger 2010) (*31)*18 *(18). Die problematische, dualistische Konzeption von öffentlichen und privaten Räumen zeigt sich etwa daran, dass Orte in Privatbesitz wie Einkaufszentren und Vergnügungsparks, deren Regulierungsstrukturen nicht demokratisch legitimiert sind, heute wichtige Orte öffentlicher Begegnung sind. Stadtraum fungiert in Zeiten von Globalisierung, mobiler Kommunikation und flexibler Arbeitszeiten verstärkt als Raum strukturierter Fortbewegung. Aufenthaltsmöglichkeiten sind (vor allem in zentralen Lagen) häufig konsum- und/oder eventorientiert gestaltet (Festivals, Gastgärten, Einkaufsstraßen). Stadtmöblierungen werden in österreichischen Städten auf eine Weise gestaltet, die das Sich-Hinlegen verhindern soll. Die Sitzflächen sind in solchen Fällen zu kurz zum Liegen, werden von Armlehnen unterbrochen oder gebogen gestaltet. Alternativ werden Sitzgelegenheiten von bestimmten Orten entfernt, um unerwünschte Personen fernzuhalten, beispielsweise auf den Vorplätzen des Wiener Westbahnhofs und des Salzburger Hauptbahnhofs (vgl. Reibenwein 2017). (*30) Dagegen bietet die umgebaute Wiener Mariahilferstraße (einer der Orte des Projekts) Sitzmöbel, übernachtet wird nach wie vor in Hauseingängen.*19 *(19) Zum Im-Freien-Schlafen wird ebenfalls der Grünstreifen zwischen den Fahrbahnen am Lerchenfelder Gürtel und am Margaretengürtel (in 1070 Wien und 1050 Wien) genutzt. Am Lerchenfelder Gürtel nächtigen Menschen, die auf tageweise Arbeit warten (vgl. o.V. 2012). (*26) Auf Jobs gewartet wird auch an der Straßenecke und im Park Ecke Herbststraße/Neumayrgasse (in 1160 Wien). Diesen kleinen Park nutzen auch Mütter mit Kindern, Jugendliche, alte Menschen und Drogenkonsument_innen.
Die Auseinandersetzung mit den ausgewählten Orten wird in Form von Rundgängen fortgeführt, beispielsweise im Rahmen der Wiener Bezirksfestwochen 2017.*20 *(20) Gemeinsam zu gehen kann unserer Erfahrung nach die Wahrnehmungsebenen des Sehens, Hörens, Riechens und Spürens aktivieren und einen Austausch ermöglichen. Auf diese Weise setzen sich die Teilnehmenden mit den Orten auseinander und tauschen Eindrücke und Informationen aus. Wir bekommen im Rahmen der Rundgänge wichtige Informationen über die Gegenden, die in unsere Weiterarbeit einfließen.*21 *(21)
Romana Hagyo, Silke Maier-Gamauf ( 2017): Ins Bild setzen: an der Schnittstelle von privaten und öffentlichen Räumen Platz nehmen. Das Projekt „Test.Test.Liegen“ Text: Romana Hagyo, Fotografien: Romana Hagyo und Silke Maier-Gamauf. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 08 , https://www.p-art-icipate.net/ins-bild-setzen-an-der-schnittstelle-von-privaten-und-offentlichen-raumen-platz-nehmen/