Kultur für alle!?

Die zweite Lehrveranstaltung unter dem Titel Kultur für alle!? fand unter der Leitung von Elke Smodics statt und beschäftigte sich mit dem Aspekt der Entwicklung von Vermittlungsformaten im Kunst- und Kulturbereich. In Bezug auf den Slogan „Kultur für alle“ und unterschiedliche Vermittlungsformate wurden zwei große Fragen gestellt: „Wer sind Alle?“ und „Wer spricht?“

Im Zuge der Lehrveranstaltung sahen wir uns zum einen bereits bestehende Formate und Ausstellungen an und versuchten die Fragen nach der Narration (Wer spricht?) und den Adressat*innen zu beantworten. Zum anderen entwickelten wir unser eigenes kleines Zine.

Wir besuchten die Ausstellung Thick Time. Installationen und Inszenierungen von William Kentridge im Museum der Moderne und sammelten unsere Eindrücke und Assoziationen. In einer gemeinsamen Nachbesprechung gingen wir dann genauer auf die Narration, die Zielgruppen und die in den Werken dargestellten Themen ein. Hier war es sehr spannend zu sehen, welche unterschiedlichen Assoziationen dieselbe Ausstellung in den einzelnen Personen hervorrief.

Der Versuch, ein Vermittlungsformat zu entwerfen, war nicht weniger spannend. Gerade beim Entwickeln und Erarbeiten von Formaten muss man sich die Frage stellen, wen man damit ansprechen möchte und auch wie man die Personen ansprechen bzw. erreichen möchte. Der Forderung „Kultur für alle“ gerecht zu werden und mit einem Format alle anzusprechen, stellt sich schnell als Herkulesaufgabe heraus. Wenn man sich nun eingesteht, nicht alle gleichermaßen ansprechen zu können, tut sich auch schon das nächste Problem auf. Wenn man nicht alle ansprechen kann, muss man wohl oder übel gewisse Ausschlüsse produzieren, oder – etwas positiver formuliert – sich auf ein Zielpublikum beschränken. Bis das fertige Vermittlungsformat dann steht, ist es nicht immer einfach. Ich hatte eine Menge gute Ideen und musste viele davon auch recht rasch wieder verwerfen. Eines der großen Fettnäpfchen für mich war die Reproduktion von Ausschlüssen, Vorurteilen und Stereotypen. Man muss ständig die Perspektive, die man vertritt und aus der man spricht, kritisch betrachten und überarbeiten. Durch diese ständige Reflexion und das eine oder andere Fettnäpfchen lernt man jedoch sehr viel.

Ich habe mir persönlich sehr viel aus dieser Lehrveranstaltung und den Gastgesprächen mitnehmen können. Die unterschiedlichen Perspektiven nicht nur mittels Textlektüre zu erarbeiten, sondern zusätzlich die Gelegenheit zu haben, mit Personen aus dem Kunst- und Kulturbereich ins Gespräch zu kommen und anhand anschaulicher Praxisbeispiele zu sehen, wie es funktioniert oder auch nicht funktioniert, hat einen großen Mehrwert. Vor allem der Versuch, selbst ein Vermittlungsformat zu entwerfen, hat mir sehr viel Spaß gemacht und mein Interesse geweckt, mich weiterhin mit künstlerischen Herangehensweisen an Problemstellungen zu beschäftigen.

Links:

Podcast „Kulturelle Teilhabe in Salzburg“ (Audio und Video)

Podcast „Partizipative Kultur- und Medienarbeit in Salzburg“ (Video)

 

Claudia Simair ( 2018): Kultur für alle!?. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 09 , https://www.p-art-icipate.net/kultur-fuer-alle/