„Kultur kollaborativ produzieren“

Das Lehrkonzept zu „I am a Cultural Producer“
Eine Lehrveranstaltung im Rahmen des Studienschwerpunktes Cultural Production & Arts Management an der Universität Salzburg in Kooperation mit der Universität Mozarteum

In loser Anlehnung an die von den Studien-AutorInnen definierten vier Formen einer „participatory culture” – affiliations, expressions, collaborative problem-solving und circulations (Jenkins et al. 2006)star (* 3 ) – haben wir  folgende Parameter innerhalb der LV umzusetzen versucht:

  • Affiliations (als Aufbau einer temporären „Community“): Es gab von Beginn an die klare Ausrichtung auf ein gemeinsames Ziel, nämlich die öffentliche,  gemeinsam konzipierte und realisierte Gestaltung einer Veranstaltung zu „I am a Cultural Producer“ bei der 50-Jahr-Feier der Universität. Durch die laufende Involvierung der Studierenden in die Aufgabenstellungen, zahlreiche Gruppenarbeiten, Workshops und den kontinuierlichen Austausch im Blog hat sich rasch das Gefühl einer Zugehörigkeit zum Projekt und zur Lehrveranstaltungsgruppe als „Community“ entwickelt. Dieses Zugehörigkeitsgefühl hat im Januar 2012 in der – eigenständigen – Benennung der Gruppe zu „Die Kulturproduzentinnen“ geführt. Unter diesem „Label“ fand der Round Table am 2. Juni 2012 im Furtwänglerpark beim Altstadtfest in Salzburg statt.
  • Expressions (als produktive (Mit-)Gestaltung neuer kultureller Formen): Die Studierenden werden nicht nur selbst zu (Mit-)OrganisatorInnen des Round Tables, sondern gestalten als ProduzentInnen künstlerischer und kultureller Interventionen aktiv die thematische Auseinandersetzung und zeichnen für die öffentliche Aufbereitung der Forschungs- und Lehrinhalte (mit-)verantwortlich. Sie lernen dabei, die besprochenen Inhalte der Lehrveranstaltung für die Öffentlichkeit aufzubereiten und setzen das erlernte Wissen unmittelbar in die Praxis um.
  • Collaborative Problem-solving (als gemeinschaftlicher Prozess): Schrittweise wurden die Studierenden in der Lehrveranstaltung und durch moderierte Gruppenaufgaben und -gespräche dabei unterstützt, selbst eine Definition von „kultureller Produktion“ im Kontext eines individuellen Handlungsraums zu entwickeln. Dabei wurden zahlreiche Einzelperspektiven eingebracht, die im Diskurs auf ein komplexes und weit reichendes, aber dennoch klar konturiertes Determinationsfeld abgestimmt wurden. Eine gemeinsame Definition von „Cultural Production“ war eines der zentralen Resultate der Lehrveranstaltung.
  • Circulations (als Zirkulationsprozess): Die kontinuierliche Erweiterung des Kommunikationsraumes über die Lehrveranstaltung hinaus (in Form von Facebook-Einträgen, eines eigenen Blogs und zuletzt eines öffentlichen Transfers in Form der Veranstaltung bzw. auch Ausstellung) erweitert den Rahmen der Lehrveranstaltung um und in den öffentlichen Raum. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass dadurch nicht nur ein externer Wissenstransfer ermöglicht wird, sondern die Studierenden ihre Aufgaben im eigenen Projekt auch viel verantwortungsbewusster und konzentrierter wahrnehmen.

Die verschiedenen Lehr- und Lernaktivitäten wurden mit dem Lernziel – der Umsetzung des anwendungsorientierten Wissens zum Themenfeld „Cultural Production“ anhand der Realisierung eines eigenen Projektes – abgestimmt. Die kritische Reflexion des theoretischen Hintergrundes mit der praktischen Umsetzung von Plakatgestaltung, Zine- und Jingleproduktion führte zur erfolgreichen Entwicklung des Konzeptes des Round Tablefür das Altstadtfest, in dem die Studierenden selbst als „Die KulturproduzentInnen“ ihre Fragestellungen für die Öffentlichkeit aufbereitet, kulturelle Interventionen entwickelt und auf diese Weise einen öffentlichen Diskurs über die Mitsprache des Individuums in kulturellen Fragen initiiert haben.

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du Gay, Paul/ Hall, Stuart/ Janes, Linda/ Mackay, Hugh/Negus, Keith (1997): Doing Cultural Studies: The story of the Sony Walkman Milton Keynes: Open University; Thousand Oaks, CA: Sage.

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Hepp, Andreas (2009): Richard Johnson: Kreislauf der Kultur. In: Hepp, Andreas/ Krotz, Friedrich/ Thomas, Tanja (Hg.): Schlüsselwerke der Cultural Studies. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. S. 247-256.

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Jenkins, Henry/ Puroshotma, Ravi/ Clinton, Katherine/ Weigel, Margaret/ Robison, Alice J. (2006): Confronting the Challenges of Participatory Culture: Media Education for the 21st Century. Online unter http://www.newmedialiteracies.org/files/working/NMLWhitePaper.pdf.

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Johnson, Richard (1986): What is Cultural Studies anyway? In: Social Text, 16, S. 38-80.

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Johnson, Richard et al. (2004): The Practice of Cultural Studies. A Guide to the Practice and Politics of Cultural Studies. London u.a.: Sage.

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Schweizer Bundesamt für Kultur und Kulturdefinitionen. Online unter: http://www.bak.admin.ch/kulturerbe/04335/04337/index.html?lang=de (28.2.2012) (=Schweizer Bundesamt für Kultur und Kulturdefinitionen o.J.).

Elke Zobl, Siglinde Lang ( 2012): „Kultur kollaborativ produzieren“. Das Lehrkonzept zu „I am a Cultural Producer“ Eine Lehrveranstaltung im Rahmen des Studienschwerpunktes Cultural Production & Arts Management an der Universität Salzburg in Kooperation mit der Universität Mozarteum . In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 01 , https://www.p-art-icipate.net/kultur-kollaborativ-produzieren/