Facebook Faces
Marlies Berger
Für meine künstlerische Referenz habe ich mir zwei Kunststudenten ausgesucht, die Facebook als Raum sehen und auf die Informationsflut und die Veröffentlichung von privaten Dingen aufmerksam machen wollen: Die Künstler Jonathan Pirnay und Jörn Röder verstehen Facebook als Kommunikationsportal und als einen leeren Raum, der gefüllt werden kann.
Facebook hat es geschafft, ein essentieller Part des grenzen-, häufig auch inhaltslosen Inputs zu werden, der täglich auf uns einstürzt. Diese Informationsflut, die unseren Raum (Umfeld, Soziale Netzwerke usw.) beherrscht, sehen die beiden Künstler als ihr Projekt, das sie auf künstlerische Weise umgesetzt haben. Sie verknüpften den Meta-Raum mit einem realen Raum, indem sie eine Tapete, bestehend aus unzähligen Facebook-Bildern produzierten. Die Künstler beschreiben ihre Assoziation mit der Tapete so: „Eine Tapete ist in einem Wohnraum allgegenwärtig.“ Irgendwann wird sie nicht mehr wahrgenommen – das kann man mit den Informationen, die in Facebook gepostet oder ausgetauscht werden gleichsetzen. Die Künstler haben mit 100.000 Profilbildern – jedes davon ist drei Zentimeter breit und keines kommt ein zweites Mal vor – die Wände eines Raums tapeziert. Diese große Anzahl an Profilbildern reicht für einen Raum mit 80 Quadratmetern. In Wirklichkeit gibt es keinen so großen Raum, der die ca. 700 Millionen Facebook-User fassen kann.
Die Künstler sprechen auch davon, dass sie einen Raum mit einer Bildüberflutung geschaffen haben, der sich verkleinert oder sogar verschwimmt, wenn man ihn von der Mitte aus betrachtet. Es verläuft alles zu einem Pixelhaufen zusammen. Aber wenn man einen Teil der Wand näher betrachtet, kann man genauere Details erkennen, doch die Bilder rundherum verschwimmen zu einer „Informationswolke“.
Die beiden Künstler beschreiben die Tapete auch als eine Art Illusion, denn auf einer Tapete sind oft Bilder abgebildet, die zum Beispiel eine Karibikinsel mit Palmen darstellen oder eine Blumenwiese, es geht also um eine Illusion. Das Facebook-Foto ist ebenso eine Art Wunschdenken, wie man sich gerne präsentieren möchte.
Ich habe mir diese künstlerische Referenz ausgesucht, weil mir das Projekt persönlich sehr gut gefallen hat. Pirnay und Röder sehen Facebook kritisch und wollen aufzeigen, dass man nicht alles preisgeben oder posten, sondern auch filtern und überdenken sollte, was wirklich von Bedeutung sein könnte.
Weiterführende Links:
( 2013): Kunst & Social Media. Ausgewählte künstlerische Positionen zum Web 2.0. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 02 , https://www.p-art-icipate.net/kunst-social-media/