Kunstauftritt transnational: Kunstmanagement und Textgestaltung für KünstlerInnen

Wie lange arbeitest du bereits kreativ? Wann und warum hast du begonnen, Kunst zu machen?

Als Kind habe ich mich zunächst sehr für Kunsthandwerk interessiert. Schon im Alter von zehn Jahren habe ich eigene Deko-Objekte und Schmuck entworfen, angefertigt und anschließend verkauft. Nachdem ich eine dreijährige Designausbildung absolviert habe, habe ich mich 2011 schließlich an der Kunstuniversität Ioannina eingeschrieben und mein Studium dort 2016 erfolgreich abgeschlossen. Nun befinde ich mich gerade am Beginn meines Masterstudiums an der Athens School of Fine Arts. Insgesamt kann ich also bereits auf eine neunjährige akademische Kunst- und Designausbildung zurückblicken.

Was hat dich dazu bewogen, Kunst zu studieren und dich nicht nur in deiner Freizeit damit auseinanderzusetzen?

Mit Kunst habe ich mich von Kindheitstagen an ganz spontan und ohne Hintergedanken oder Ziele befasst. Es war alles ein ganz natürlicher Prozess. Ich empfand es als notwendig, mich mit den einfachsten Mitteln auszudrücken. Ich war sozusagen auf der Suche nach einer eigenen Art der Kommunikation und wollte eine neue Realität erschaffen. Aber ich wusste irgendwann auch, dass das Studium an einer Kunsthochschule ausschlaggebend für die Bildung meines künstlerischen Charakters sein würde. Glücklicherweise haben dies auch meine Familie und mein privates Umfeld erkannt und mich von Beginn an bis zum heutigen Tage immer unterstützt.

Während deiner Zeit an der Kunstuniversität Ioannina hast du aber nicht nur Wissen vermittelt bekommen, sondern es haben sich auch andere Möglichkeiten für dich aufgetan. Wir denken da an deine Teilnahme am Workshop epitopou15 – einem Projekt auf der Insel Andros, bei dem KünstlerInnen Installationen aus vergänglichen Materialien herstellen, und diese unter Einbeziehung der Bewohner der Insel ausstellen. Möchtest du uns darüber erzählen?

Sehr gerne. Ja, genau, neben erfahrenen KünstlerInnen hatten auch Studierende bei dem Workshop die Möglichkeit, ihre Werke bei den OrganisatorInnen einzureichen und ich befand mich unter den drei StudentInnen, die ausgewählt wurden, daran teilzunehmen. Epitopou15 war für mich eine der besten Erfahrungen, die ich bisher in meinem Leben gemacht habe. Aber selbstverständlich war dieser Workshop auch in Bezug auf mein künstlerisches Schaffen sehr prägend für mich. Leider werden jedoch in Griechenland Veranstaltungen wie epitopou15 nur äußerst selten organisiert.

Das Wort ‚Golden‘ im Titel deiner ersten Einzelausstellung Golden Aid bezieht sich auf das goldene Zeitalter Athens, also das antike Griechenland. Welche Rolle spielt das antike Griechenland heute noch in der griechischen Gesellschaft und welche für dich und deine Kunst?

Im Titel der Ausstellung nahm ich auf das antike Griechenland Bezug, behielt das ‚Golden‘ (von Golden Age) und fügte ‚Aid‘ (first aid) hinzu. Im Grunde habe ich versucht, die Vergangenheit mit der Gegenwart zu verbinden, wobei diese Verbindung eher ironisch gemeint ist. Meine Werke thematisieren die ungerechte Verteilung des Reichtums sowie die Krise, die nicht nur wirtschaftlich, sondern auch moralisch ist. Der spirituelle Geist und der Fortschritt der Antike können mit der heutigen Situation eigentlich nicht mehr verglichen werden. Doch obwohl die griechische Antike weit von der gegenwärtigen Realität entfernt ist, fließt sie in mein Werk ein. Ich spreche gegenwärtige Probleme auf ungezierte Art und Weise an und versuche, die Menschen mit dem Titel Golden Aid dazu zu bewegen, sich an die Vergangenheit zu erinnern, und gleichzeitig möchte ich auf Verbindungen, Ähnlichkeiten und Unterschiede zur Gegenwart aufmerksam machen.

Golden Aid. Foto: Offspring Young Artists

Ein herzliches Dankeschön an alle KünstlerInnen und KunstvermittlerInnen, die sich mit Input und als InterviewpartnerInnen in diese Lehrveranstaltung miteingebracht haben: Eleanna Balesi, Sepp R. Brudermann, Lina Damoula, Nora Friedel, María Galván, Nina Hellmuth, Bernhard Hetzenauer, Eva Isleifs, Martha Jungwirth, Fotini Kapiris, Noemi Niederhauser, Maria Papanikolaou, Christiane Peschek und Nikolas Ventourakis. Ein besonderer Dank gilt Michaela Prinzinger für die Veröffentlichung ausgewählter Beiträge auf diablog.eu, einer zweisprachigen Onlineplattform für deutsch-griechische Begegnungen. Danke auch an Jürgen Dehm (Museum der Moderne), Susanne Knauseder (Salzburger Kunstverein) und die Galerie Thaddaeus Ropac in Salzburg für die ausführlichen Rundgänge durch ihre Häuser!

Dieses Gespräch fand im Januar 2017 via Skype statt. Bei der Übersetzung vom Griechischen ins Deutsche und retour half Pavlos Kapounis.

Antonia Rahofer, Victoria Fahrengruber, Mario Eder, Eleanna Balesi ( 2017): Kunstauftritt transnational: Kunstmanagement und Textgestaltung für KünstlerInnen. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 08 , https://www.p-art-icipate.net/kunstauftritt-transnational-kunstmanagement-und-textgestaltung-fur-kunstlerinnen/