„Alle arbeiten alleine an gleichen Problemstellungen dahin“

Diana Schmiderer im Gespräch mit Dilara Akarcesme über LEADER Saalachtal und die Rolle der Vernetzung in der ländlichen Kunst- und Kulturarbeit.

 

Wie sieht die Struktur von LEADER Saalachtal aus?

Wir als LEADER-Management wurden in der aktuellen Periode auf 60 Stunden aufgestockt. Damit sind mehr Ressourcen vorhanden und wir können die Projektträger*innen wirklich unterstützen, weil es sehr viel bürokratische Arbeit ist, ein LEADER-Projekt einzureichen. Sie kommen auf uns zu und wir helfen ihnen dabei, ihre Projektanträge so aufzubereiten, dass sie dem Vorstand präsentiert werden können. Der Vorstand besteht aus Bürgermeister*innen und Personen aus unterschiedlichen regionalen Einrichtungen. Dazu gehören beispielsweise Akzente, die Wirtschaftskammer, das AMS, die Arbeiterkammer, das Studien & Management Center Saalfelden, SalzburgerLand Tourismus, der Verein Einstieg, die Landwirtschaftskammer und der Naturpark Weißbach.

Zum Glück haben wir eine Quotenregelung, sodass auch viele Frauen dabei sind. Ich glaube nicht, dass es ohne diese so wäre. Der Vorstand entscheidet, welche Projekte in unserer Region verwirklicht werden. Manchmal werden sie zur Bearbeitung eine Runde weitergeschickt, aber wenn wir selbst von den Projekten überzeugt sind, ist es meistens auch so, dass der Vorstand zustimmt. Sobald wir alle notwendigen Unterlagen für die Einreichung haben, kommt der Projektantrag zu unserer Sachbearbeiterin des Landes Salzburg. Danach geht er weiter an die AMA, die die auszahlende Stelle ist. Ich glaube, in den ländlichen Regionen ist LEADER wirklich etwas Wertvolles, weil es gerade in den Bereichen Soziales, Bildung und Kultur Dinge ermöglicht, die sonst nicht entstehen könnten. Dadurch, dass wir viel mit Regionalverbänden und Gemeinden zusammenarbeiten und die regionale Entwicklung bei uns liegt, sind wir stark vernetzt. Wir kennen die Leute in der Region. Diese Vernetzung untereinander ist einer unserer wichtigsten Aufgabenbereiche.

 

Können Sie einige Beispiele für kleine Kulturprojekte nennen?

Es gab zum Beispiel das DJ-Projekt Elektrotüte vom Kunsthaus Nexus. Die Ausgangslage war jene, dass wir kaum DJs in der Region haben, vor allem keine jungen. Darum gab es einen DJ-Workshop, an dem viele Junge teilnahmen, aber zum Beispiel auch eine ältere Dame. Es ging dabei nicht nur um die Techniken des Musikauflegens, sondern auch darum, wie man ein Event oder Ähnliches organisiert. Begleitend dazu gab es das Projekt Elektro rent von Akzente. Es wurde teures Equipment angekauft. Wir hatten nämlich die Vermutung, dass das fehlende, nicht leistbare Equipment einer der Gründe sei, warum es keine jungen DJs gibt. Dieses Equipment kann seither bei Akzente ausgeliehen werden, egal ob für private Partys oder für öffentliche Veranstaltungen in den Gemeinden. Dieses Angebot wird wirklich gut angenommen, die Geräte kommen stets in gutem Zustand zurück und funktionieren nach wie vor.

Zum Thema Jugend gibt es im Allgemeinen einige Projekte. MASH ist beispielsweise ein Kulturprojekt an Schulen, wo es um DIY, also um das Selbermachen im Kontext Kunst geht. Jugend vor Ort ist ein Gemeindeprojekt, das Jugendliche in die Gestaltung ihrer Gemeinde miteinbezieht, zum Beispiel in Form von Online-Befragungen. Des Weiteren gibt es noch die Initiative Neuland bespielen gemeinsam mit dem Theater ecce und Reinhold Tritscher, der die VOLXtheaterwerkstätten in Saalfelden macht.

Ein weiteres Beispiel ist das Projekt Alles Fakten? des Bildungszentrums, das Themen wie Fake News behandelt. Dieses Projekt lief im letzten Jahr und wurde gemeinsam mit dem Institut für Medienbildung und dem Projekt Lernende Region Oberpinzgau gemacht. Es gab verschiedenste Workshops, die in den Bibliotheken der einzelnen Gemeinden stattfanden. Es gibt ja viele Dinge nur in der Stadt Salzburg, die es im Pinzgau gar nicht gibt. Und wenn es etwas im Pinzgau gibt, dann nur in den Städten im Pinzgau, also in Saalfelden, Zell am See oder in Mittersill. Es gibt aber viele Gemeinden, die weit von diesen Zentren entfernt sind. Dazu kommt die schwierige Situation mit dem öffentlichen Verkehr, die es unmöglich macht, am Abend nach Hause zu fahren. Deshalb ist man mit Alles Fakten? in die örtlichen Bibliotheken gegangen. Zum Beispiel gab es das Argumentationstraining Paroli den Parolen vom Friedensbüro Salzburg oder Workshops zum kritischen Umgang mit modernen Medien und auch Trickfilmworkshops für Kinder. Teilweise hatten wir aber ein bisschen Probleme mit den Besucher*innenzahlen. Gerade die Auftaktveranstaltungen im Kongress Saalfelden waren sehr hochkarätig besetzt, sodass wir uns mehr Publikum erwartet hätten. In den Büchereien war es so, dass wir einige Veranstaltungen aufgrund geringer Anmeldungszahlen absagen mussten. Wir haben uns daraufhin überlegt, wie wir die Menschen erreichen und in der zweiten Runde hat es besser funktioniert.

Zu Deutsch: Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft

Das Gespräch wurde bereits Februar 2019 geführt.

Querbeet läuft mittlerweile ohne LEADER-Förderung mit Unterstützung des Salzburger Bildungswerks, des Landes Salzburg und der Gemeinden weiter und wird derzeit von Sabine Hauser (Obfrau des Kulturvereins Binoggl) geleitet.

Dilara Akarçeşme, Diana Schmiderer ( 2020): „Alle arbeiten alleine an gleichen Problemstellungen dahin“. Diana Schmiderer im Gespräch mit Dilara Akarcesme über LEADER Saalachtal und die Rolle der Vernetzung in der ländlichen Kunst- und Kulturarbeit. . In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 11 , https://www.p-art-icipate.net/leader-saalachtal/