„Alle arbeiten alleine an gleichen Problemstellungen dahin“
Diana Schmiderer im Gespräch mit Dilara Akarcesme über LEADER Saalachtal und die Rolle der Vernetzung in der ländlichen Kunst- und Kulturarbeit.
Birgt die Digitalisierung Ihrer Meinung nach Potenziale für den ländlichen Raum?
Bei Querbeet hat die Arbeit mit digitalen Tools wie etwa Zoom-Meetings gut funktioniert. Daraufhin haben wir auch einen Workshop für LEADER-Manager*innen mit David Röthler organisiert. Wir wollten schauen, wie das in mehrere Projekte eingebaut werden kann. Es geht nämlich auch um die Vernetzung der LEADER-Manager*innen untereinander. Oft ist es schwierig, sie alle zu einem Vernetzungstreffen zusammenzubringen. So kommunizieren wir zum Beispiel auch über Zoom-Meetings. Man darf die digitalen Formate nicht als vollständigen Ersatz für persönliche Treffen sehen, weil das natürlich etwas anderes ist. Ich glaube aber, dass die Kluft an Angeboten zwischen Stadt und Land dadurch ein bisschen überbrückt werden könnte.
Der Kulturverein Binoggl ist zum Beispiel in einem digitalen Meeting mit einer Drohne vorgestellt worden, mit der etwa der genaue Standort des Vereins gezeigt wurde. Auch das Theater wurde präsentiert und darüber berichtet, wie es entstanden ist und wie der Kulturverein arbeitet. Ich denke, dass digitale Formate auch eine Möglichkeit bieten, dass sich Kulturvereine untereinander vernetzen und mehr austauschen. Es steckt so viel Potenzial in Vernetzung und Austausch!
Könnte es auch eine Chance sein, um weniger mobile Personen zu erreichen zum Beispiel?
Ich denke, dass man zum Beispiel Diskussionen oder Gemeindevertretungssitzungen übertragen und damit mehr Menschen daran teilhaben lassen könnte. Das habe ich unter anderem im Empfehlungskatalog für die Bürgermeister*innen erwähnt. Es sollte möglich sein, dass Personen, die aus beruflichen Gründen nicht anwesend sein können, oder Personen mit Betreuungspflichten an Sitzungen teilnehmen können.
Zudem könnte man Theater oder Konzerte übertragen. Das ist nicht das Gleiche wie das Live-Erlebnis, aber es ist mehr als nichts. Im Seniorenheim meiner Oma wurde zum Beispiel die Aufnahme des Bauerntheaters in Unken gezeigt. Die Menschen, die in dem Heim sind, kennen die, die mitspielen und das ist für sie sehr spannend. Die Ton- und Bildqualität war allerdings schlecht. Ich denke, es wäre eine große Bereicherung, wenn das auch in einer besseren Qualität gemacht werden könnte. Diese Menschen können sich tatsächlich zum Großteil nicht dorthin bewegen, wo eine Veranstaltung stattfindet, hätten in dieser Form aber noch ein bisschen Teil daran. Oft sind sie ja auch nicht mehr im eigenen Ort und bekämen dadurch noch etwas von „daheim“ mit. Im Senior*innenbereich braucht es natürlich auch die Übertragung von ganz traditionellen Dingen. Wenn sie zum Beispiel am Palmsonntag die Messe der eigenen Kirche mit den Kindern sehen könnten, wäre das etwas ganz Wertvolles.
Man kann auch in einer Schule am Land etwas übertragen, das in der Stadt passiert oder Ähnliches. Es gibt auch oft Filmvorführungen oder Vorträge mit anschließender Diskussion. Da könnte man auch digital Fragen stellen. Natürlich wäre das möglich. Oft gibt es aber die Sorge, dass dann gar niemand mehr kommt. Das Digitale ist zwar kein Ersatz, aber es ist besser, dass Leute in dieser Form teilnehmen, als wenn sie es gar nicht tun.
Dilara Akarçeşme, Diana Schmiderer ( 2020): „Alle arbeiten alleine an gleichen Problemstellungen dahin“. Diana Schmiderer im Gespräch mit Dilara Akarcesme über LEADER Saalachtal und die Rolle der Vernetzung in der ländlichen Kunst- und Kulturarbeit. . In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 11 , https://www.p-art-icipate.net/leader-saalachtal/