„Lokale Kunst sollte gefördert werden wie regionale Nahrungsmittelherstellung auch.“

Ein Interview von Dilara Akarçeşme mit Young Krillin.

Wir haben jetzt hauptsächlich über die Stadt geredet. Kannst du auch etwas zum Unterschied zwischen Stadt und Land Salzburg sagen?

Ich habe nie wirklich am Land gelebt oder dort Zeit verbracht, außer ein Jahr in Seekirchen, als ich vier oder fünf Jahre alt war. Ich weiß aber von Freunden, die am Land leben, dass sie für Veranstaltungen immer nach Salzburg in die Stadt kommen. Es passiert nie, dass jemand aus der Stadt auf‘s Land fährt, um dort an Veranstaltungen teilzunehmen, sondern es ist immer umgekehrt.

Welche Rolle spielen deiner Meinung nach Bevölkerung, Zivilgesellschaft, Amateure, Laien, Lainnen, wenn es um kulturelle Teilhabe geht?

Es kommt darauf an, worum es geht. Um das Wohlbefinden der Bevölkerung zu steigern, sind, glaube ich, schon die Stadt und das Land zentral. Lainnen und Laien sollten von ihnen aber mehr unterstützt werden oder Räume geboten bekommen. Fiftie-Fiftie sollte es eigentlich zusammenspielen. Und wenn es um die Außenwirkung und um den Ruf geht, wird sich in den nächsten 100 Jahren vermutlich nicht viel ändern. Ich denke, Mozart usw. wird immer so groß sein und Salzburg wird immer einen guten Ruf aufgrund der Festspiele haben, weshalb ja auch viele hierher kommen. Es täte der Stadt daher nicht schlecht, auch die Popkultur etwas mehr zu unterstützten. Oft gibt es einfach nur kommerzielle Events, wie dieses Gstanzl-gegen-Rap-Battle zum Beispiel. Das kostet aber sehr viel Eintritt und ist damit nicht für jedermann oder jedefrau. In diesem Zusammenhang wäre es toll, wenn man die Förderungen, die es in der Stadt für Künstler gibt, ein bisschen umverteilen würde. Viele Freunde von mir haben Bands oder Filmprojekte, es gibt aber nicht so viele Fördermittel. Aber gerade für Künstler aus dem klassischen Bereich gibt es umgekehrt viele zusätzliche. Das steht in keinem Verhältnis zueinander. Ich fände es wichtig, dass so etwas unterstützt wird. Man sieht es ja in Wien zum Beispiel, wo es Leute gibt, die in ganz Europa bekannt sind. Davon hat die Stadt dann auch etwas, schätze ich mal.

Du hast bereits das Projekt Picknick im Park als positives Beispiel genannt. Fallen dir noch andere Beispiele ein?

Ja, das Movida zum Beispiel. Das war ein Festival im Volksgarten. Es waren Zelte aufgebaut und in jedem Zelt gab es eine Station. Es gab Chill-Out-Zelte, Musikzelte, Bodypainting-Zelte, Strickzelte, Karate-Zelte usw. Da waren auch sehr viele Kinder, Jugendliche und Ältere dabei und es war auch alles ziemlich kostenfrei.

Alles, was in die Richtung Open Air geht, ist sehr fein. Das Sommerkino zum Beispiel. Oder Take the A-Train, das Bahnhofsfestival, oder der Jazzherbst. Solche Sachen sind einfach perfekt. Es sind auch viele kostenfreie Sachen dabei. Manche sind auch kostspieliger, aber da werden auch wirklich coole Leute hergeholt, was nice ist. Beim Jazzherbst kommen zum Beispiel oft wirklich coole Leute, wo man sich freut, dass so jemand mal in Salzburg ist.

Wir haben bereits besprochen, dass die Förderungen sehr unverhältnismäßig sind. Was fällt dir neben dem finanziellen Aspekt noch ein, beziehungsweise was muss getan werden, damit alle mitgestalten können?

Es läuft eigentlich immer auf das Finanzielle hinaus. Aber die meisten Sachen fallen mir zum Thema Barrierefreiheit ein, weil mich das betrifft. In Salzburg gibt es zum Beispiel viele Kulturangebote von Privatpersonen, die durchaus gewillt wären, ihre Orte barrierefrei zu machen. Das ist aber einfach extrem kostspielig, beziehungsweise es gibt keine richtigen Förderungen dafür. Oft darf in der Altstadt wegen Denkmalschutz auch gar nichts verändert werden. Da wäre es cool, wenn private Leute, die etwa einen Veranstaltungssaal haben, beim Ausbau vielleicht mehr unterstützt werden. Da hat die Stadt dann auch etwas davon, weil sie nichts organisieren muss, sondern einfach nur dafür sorgen muss, dass man das benutzen kann. So etwas wäre fein. Dann, noch einmal, dieses Ansprechen und mehr Werbung. Andere Sachen sind einfach Wunschträume, wenn es zum Beispiel so etwas wie Probe- oder Aufnahmeräume gäbe, die die Stadt zur Verfügung stellt. So etwas wäre natürlich super.

Dilara Akarçeşme, Young Krillin ( 2019): „Lokale Kunst sollte gefördert werden wie regionale Nahrungsmittelherstellung auch.“. Ein Interview von Dilara Akarçeşme mit Young Krillin.. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 10 , https://www.p-art-icipate.net/lokale-kunst-sollte-gefoerdert-werden-wie-regionale-nahrungsmittelherstellung-auch/