„Lokale Kunst sollte gefördert werden wie regionale Nahrungsmittelherstellung auch.“

Ein Interview von Dilara Akarçeşme mit Young Krillin.

Welchen Bedarf siehst du im Bereich der Musik für Jugendliche oder auch ältere Personen, die etwas auf die Beine stellen wollen? 

Förderungen. Das Problem ist, dass man am Anfang immer Startkapital braucht, wenn man etwas Nices auf die Beine stellen will. Bei Künstlern sagt man nicht ehrenamtlich aber for free. Du willst ja nicht unbedingt viel Geld damit verdienen, aber du kannst auch nicht in so etwas sehr viel Geld hineinstecken und dann alles verlieren. Dass man da ein bisschen eine Sicherheit hätte, wäre sehr gut. Es ist dann auch klar, dass die Stadt vielleicht bestimmte Richtlinien hat, was sie unterstützt, damit es bestimmten Kriterien entspricht. Und dass das dann auch qualitätsmäßig einen Anspruch haben sollte, ist klar. Aber es wäre wichtig, dass die Jurys aus Leuten bestehen, die vielleicht mehr Bezug dazu haben. Also Leute, die vielleicht nicht unbedingt von der Klassik kommen. Es wäre auch gut, einfach mal Musiker oder Schriftsteller aktiv zu bewerben, wie man etwa einen Naturschutzpark bewirbt, damit es auch der Stadt zugutekommt.

Kann man quasi sagen, die Stadt soll ihre Potenziale nutzen?

Genau. Es muss nicht mal ein Wettbewerb sein, aber die Stadt könnte zum Beispiel einfach Open Air Bands von irgendwo herholen und eine Art Local Heroes Festival organisieren. Das ist dann auch weniger kostspielig als andere Veranstaltungen und wäre etwas sehr Nices. Ich glaube nämlich, dass viele Leute und auch ältere Leute sich dafür interessieren würden, was hier geschieht und könnten Salzburg so auch von einer anderen Seite entdecken. Ich glaube, dass das Interesse eigentlich schon groß ist. Es geschieht nur nicht so viel Austausch, weil die Subkulturen beziehungsweise die Szenen in ihrer eigenen Welt sind, weil sie offenbar keine Möglichkeiten haben.

Woran erkennst du, dass das Interesse groß ist?

Ich merke es zum Beispiel an mir. Früher haben mich, wenn überhaupt, nur die Leute aus der Hiphop-Szene gekannt. Danach hatten wir einmal einen Fünf-Minuten-Beitrag bei Salzburg heute und danach sprachen mich so viele Leute an, von denen ich es mir nie gedacht hätte. Sie sagten: „Ich selber höre so etwas überhaupt nicht, aber cool, dass du das machst. Voll interessant. Ich habe es mir angehört und gar nicht gewusst, dass es sowas gibt.“ Daher glaube ich schon, dass es für die Leute interessant ist.

Kannst du uns mehr über deine Arbeit erzählen? Wie habt ihr angefangen? Was waren die Hürden? Ihr seid ja mittlerweile schon ziemlich bekannt und hier vor unserem Gebäude steht sogar „Hanuschplatzflow“ auf der Wand.

Für mich gab es am Anfang nicht so viele Hürden, weil alles zuhause geschehen ist. Ich hatte ein Homestudio und einfach irgendein Mikrofon und das war es schon. Die Hürden kommen eigentlich eher jetzt, wo ich merke, dass wir auf ein Level gekommen sind, wo wir mehr machen könnten und ab diesem Punkt beginnen die Schwierigkeiten. Man merkt zum Beispiel, dass das meiste Feedback nicht aus der Stadt Salzburg selber kommt, sondern hauptsächlich aus Deutschland und Wien. Du hast auf Online-Plattformen zum Beispiel Statistiken, die du ansehen kannst. Da merken wir, dass Salzburg nur einen geringen Teil ausmacht. Magazine fallen mir gerade auch keine ein. Fräulein Flora und Salzburg heute waren jetzt, glaube ich, die einzigen Sachen aus Salzburg, die jemals über uns berichtet haben. Da wäre es gut, auf Förderungen zugreifen zu können. Problematischer ist es wahrscheinlich, wenn du wirklich irgendwo proben musst.

Woran glaubst du, liegt es, dass man euch in anderen Städten viel besser kennt als in Salzburg, beziehungsweise dass ihr anderswo eine größere Resonanz habt als hier vor Ort?

Ich glaube, es liegt daran, dass wir eben nur die Leute erreichen, die sich wirklich dafür interessieren. Also wirklich die Fans und Genre-Fans. Die anderen Städte sind auch größer und deswegen leben dort mehr Leute. Aber normalerweise, finde ich, sollten in einer Stadt lokale Sachen viel mehr Wert haben als die von einer anderen Stadt. Wenn man zum Beispiel nach Bayern hinüberschaut, habe ich den Eindruck, dass dort lokale Bands von den Städten oder Regionen viel mehr gefördert werden, öfter live spielen oder ins Fernsehen kommen als bei uns. Solche Möglichkeiten existieren bei uns kaum. Im deutschen Fernsehen gibt es auch Jugendformate, die nicht peinlich oder schlecht sind. Es gibt die bayrischen Formate Das Ding oder Startrampe. Bei uns gibt es das eigentlich nicht. Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gibt es nur normale Magazine und Formate für ganz kleine Kinder, aber es gibt nichts, was Jugendliche oder junge Erwachsene anspricht, kommt mir vor.

Dilara Akarçeşme, Young Krillin ( 2019): „Lokale Kunst sollte gefördert werden wie regionale Nahrungsmittelherstellung auch.“. Ein Interview von Dilara Akarçeşme mit Young Krillin.. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 10 , https://www.p-art-icipate.net/lokale-kunst-sollte-gefoerdert-werden-wie-regionale-nahrungsmittelherstellung-auch/