Mein Platz im Drumherum

Ein Workshop im Verein Viele

Zurück bei Viele

Um das Erlebte zu sammeln, wählten wir eine Form visualisierter Reflexion. Wir baten die Mädchen, den zurückgelegten Weg, die besuchten Orte und das, was besonderen Eindruck hinterlassen habe, auf ein großes Papier zu zeichnen oder aufzumalen bzw. zu schreiben, was ihnen gefallen oder auch nicht gefallen habe. Hierbei skizzierten die Mädchen auch Orte, an denen wir zwar nur vorbeigegangen waren, die für sie aber wichtig sind, wie zum Beispiel die Schule oder auch ein Einkaufszentrum. Wenngleich sich nicht alle am Malen beteiligen wollten, fiel ihr Urteil überwiegend positiv aus: „Es war sooo coool!“ und „Schade, dass es schon vorbei ist“.

Zum Abschluss besprachen wir anhand des gemeinsam gestalteten Plakats die gesammelten Eindrücke. Außerdem bedankten wir uns bei den Mädchen für die Teilnahme und gestanden, dass das unser erster Workshop gewesen sei. Eines der Mädchen stellte daraufhin fest: „Darum haben Sie so leise gesprochen!“ An unserer Stimmkraft müssen wir also noch arbeiten. Zudem ist die Transparenz bezüglich des Zwecks einer jeden Übung ein Aspekt, den wir in Zukunft besser berücksichtigen wollen. Um sicher zu stellen, dass die Mädchen die intendierten Inhalte mitnehmen können, reicht es wohl nicht aus, das Programm zu Beginn zu erläutern. Eine Möglichkeit könnten regelmäßig eingestreute und an die einzelnen Übungen gekoppelte Informationen sein. Die Freude an der Sache jedoch – auf der Seite der Mädchen und auf unserer –hatte für uns den höchsten Stellenwert. Und wir freuen uns festhalten zu können, dass diese ganz gewiss vorhanden war.

Anne-Marie: „Für mich war es eine neue Erfahrung, mit so vielen jungen Mädchen zu arbeiten. Ich bin positiv überrascht, wie bedacht manche Mädchen bereits in ihren jungen Jahren sind. Das Thema öffentlicher Raum ist nicht einfach zu greifen, dennoch haben die Mädchen mit persönlichen Erfahrungen versucht, sich das Thema anzueignen.“

Der Verein Viele beschreibt sich als Verein für einen „interkulturellen Ansatz in Erziehung, Lernen und Entwicklung.” Er umfasst sowohl ein interkulturelles Frauenzentrum als auch eine Beratungsstelle in Familienangelegenheiten, durch welche Frauen mit Migrationshintergrund das Einleben in Österreich erleichtert werden soll. Sprachkurse werden unter dieser Agenda ebenso angeboten wie Aufklärung über Ernährungskunde oder juristische Angelegenheiten. Siehe: Viele. Frauen/Zentrum/Integration. in URL: http://www.verein-viele.at/wir-uber-uns/. [24.02.2016]

Bei dem Begriff Craftivism handelt es sich um eine Komposition der Begriffe craft (Handwerk) und activism (Aktivismus). Er bezeichnet kreative, in der Regel im öffentlichen Raum angelegte Interventionen, die kritisch auf soziale sowie politische Umstände Bezug nehmen. Mithilfe traditioneller handwerklicher Techniken wird auf Missstände hingewiesen, die mit den verwendeten Gegenständen oder Örtlichkeiten in Bezug stehen. Hinsichtlich der gegebenen Materialien und Mittel steht besonders feministisch oder produktionstechnisch orientierte Kritik im Zentrum des Craftivism. Vgl. Greer, Betsy: “Craftivism.” Encyclopedia of Activism and Social Justice. 2007. SAGE Publications.

Es war kein leichtes Unterfangen, einen Ort für den Workshop zu finden, der für die Übungen mit den Mädchen geeignet erschien. Er sollte genug Platz bieten und Objekte vorweisen, die wir für unsere Übungen nutzen könnten, wie zum Beispiel Säulen oder Stiegen. Wir entschieden uns schließlich für den Vorplatz einer Kirche, der unseren Vorstellungen entsprach. Die religiöse Konnotation des Ortes war für uns in Anbetracht der kulturellen und religiösen Vielfalt der Teilnehmerinnen zwar Thema, wurde jedoch von den Mädchen nicht als Problem angesehen. Unsere Erfahrung zeigte uns außerdem, dass für diese Übung ein großer Platz für viel Bewegungsfreiheit von Vorteil ist, der aufgrund von Schnee und Eis jedoch nicht gegeben war.

Alix Michell, Anne-Marie Zeif ( 2016): Mein Platz im Drumherum. Ein Workshop im Verein Viele. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 07 , https://www.p-art-icipate.net/mein-platz-im-drumherum/