Open Up! Ein- und Ausschlüsse in Kunst und Kultur

Expert_innen aus Kunst, Kultur, Medien und Aktivismus im Gespräch

Im Rahmen unseres Forschungsprojektes „Kulturelle Teilhabe in Salzburg“ führen wir mit Expert_innen Interviews, um unterschiedlichste Aspekte der kulturellen Teilhabe allgemein und insbesondere in Salzburg zu erfahren. Jedes Gespräch geht dabei von den gleichen Grundfragen aus: Was bedeutet kulturelle Teilhabe in Salzburg und darüber hinaus? Wie kann sie in Stadt und Land Salzburg umgesetzt werden? Welche Projekte kultureller Teilhabe gibt es bereits und welche Hürden sind noch zu meistern? Für das eJournal haben wir Interviewgespräche mit verschiedenen Expert_innen aufbereitet:

Im Interviewgespräch Wer hat die Deutungshoheit, die Herrschaftsmacht und die Sprech*position, um Kultur zu schaffen oder sie zu demokratisieren? teilt Eva Egermann ihre Expertise zu Kunst & DisAbility mit Dilara Akarçeşme und Persson Perry Baumgartinger. Im Fokus stehen dabei (Körper-)Normierungen als eines der wirkmächtigsten Konzepte der Moderne, Begrifflichkeiten, involvierende Kunstpraktiken sowie barrierearme Zugänge.

Karl Zechenter konzentriert sich im Interviewgespräch mit Persson Perry Baumgartinger und Dilara Akarçeşme auf die aktuellen Herausforderungen von Teilhabeprozessen und Förderpolitiken im Kunst- und Kulturbereich in Stadt und Land Salzburg. Der Titel „Die Anwesenheit von anderen kulturellen Prägungen ist in Salzburg kein Thema“ spricht bereits einen von mehreren Kritikpunkten von Zechenter an, wobei sowohl städtische als auch ländliche Aspekte, institutionelle wie individuelle Rahmenbedingungen zur Sprache kommen.

Mit einem spezifischen Fokus auf kulturelle Teilhabe in Salzburgs Regionen spricht Andrea Folie mit Dilara Akarçeşme über Potenziale und Herausforderungen im Rahmen regionaler Kulturarbeit in Salzburg. „Das Dorf wird noch globaler werden“ ‑ so der Titel des Interviews ‑ ist dabei kein Versprechen mehr, sondern umgesetzte Realität und zeigt die glokalen Möglichkeiten digitaler Teilhabe auf.

Martin Hochleitner, Direktor des Salzburg Museums, betont im Interview mit Persson Perry Baumgartinger und Dilara Akarçeşme den Statementcharakter eines Museums, bezieht sich auf Aspekte der zukunftsorientierten Digitalisierung und legt großen Wert auf das Thema des Wissenstransfers. Weiters unterscheidet er – wie der Titel „Kultur für alle“ als emanzipatorische Praxis verdeutlicht – die emanzipatorische Praxis der Kulturvermittlung von der partizipatorischen der Nullerjahre und geht auf die Spezifika des Standortes Salzburg für ein etabliertes Museum ein.

Dass Das inklusive Museum – eine Frage von Kooperation und Vernetzung ist, diskutieren Nadja Al-Masri-Gutternig und Monika Daoudi-Rosenhammer in ihrem Interviewgespräch mit Persson Perry Baumgartinger und Dilara Akarçeşme am Beispiel der langjährigen Kooperation der Lebenshilfe (Monika Daoudi-Rosenhammer) mit dem Salzburg Museum (Nadja Al-Masri-Gutternig). Im Mittelpunkt des Interviewgesprächs stehen unterschiedliche Aspekte der Barrierereduzierung in Museen.

Für Abdullah Karam, Künstler, Illustrator, leidenschaftlicher Gamer und Gestalter des Computerspiels Path Out, liegt ein Schlüssel in Bezug auf kulturelle und generell gesellschaftliche Teilhabe in der Kommunikation. Er plädiert im Gespräch mit Anita Moser für Begegnungsräume und – wie der Titel verrät – für „More communication, please!“. Auch umfassende digitale Teilhabe in Schulen und darüber hinaus sieht er als wichtig an, da diese nicht nur ermögliche, zeitgemäßer zu lernen und Situationen unmittelbarer erlebbar zu machen, sondern auch das Potenzial habe, Perspektiven zu verändern.

Aus der Perspektive eines Journalisten und Medienkritikers spricht simon INOU mit Anita Moser über kulturelle Teilhabe „aller“ und ortet dabei Rassismen und Vorurteile als größte Hürden. Selbstermächtigung sei in Medienkontexten zentral, was nicht nur bedeute, als Migrant_in selbst zu Wort zu kommen, sondern auch die Sprache zu bestimmen, in der über Migrant_innen gesprochen wird. Dabei unterstreicht INOU in Bezug auf konkrete Projekte der Kultur- und Medienarbeit dem Titel des Beitrags entsprechend: „Man muss jenseits der Politik agieren“.

Can Gülcü betont in dem Gespräch mit Anita Moser unter dem Titel „Radikalität findet dort statt, wo ich meine eigenen Regeln breche“, dass der Kulturbereich von einer Reihe von Grenzziehungen geprägt sei, wobei vor allem auch über Klassenverhältnisse Ausschlüsse und Ungleichheit produziert würden. Er sieht politische Kulturarbeit als Möglichkeit, Ausgrenzungen entgegenzuarbeiten, wobei jene, die Ausschlüsse produzieren, mit von Ausschlüssen betroffenen Menschen in ein „konfliktreiches Verhältnis“ zu setzen seien. Wichtig sei auch, dass das durch politische Kulturarbeit produzierte spezifische Wissen in den dominanten Kulturbetrieb Eingang finde.

 

Die Gesprächsreihe fand am Programmbereich Zeitgenössische Kunst und Kulturproduktion statt. Sie wurde von Elke Zobl, Elke Smodics, Dilara Akarçeşme und Laila Huber konzipiert. Der folgende einleitende Textabschnitt basiert auf einer von Elke Smodics und Elke Zobl verfassten Beschreibung dieser Gesprächsreihe.

Vgl. https://pride-parade.de

Persson Perry Baumgartinger, Anita Moser, Elke Zobl ( 2018): Open Up! Ein- und Ausschlüsse in Kunst und Kultur. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 09 , https://www.p-art-icipate.net/open-up-ein-und-ausschluesse-in-kunst-und-kultur/