Das Projekt Coding da Vinci: „Ein einziger großer Experimentierraum.“

Welche Methoden und Formate der Vermittlung werden beim Projekt Coding da Vinci spezifisch eingesetzt?

 

Wir haben einerseits die bereits angesprochenen Info-Veranstaltungen für die Kulturinstitutionen, die dem Kick-Off vorgelagert sind. Das sind klassische Informationsvermittlungsformate wie Präsentationen, Gespräche oder Frage-Antwort-Settings. Beim Kick-Off selbst ist es die Aufgabe für Kulturinstitutionen, ihre Daten zu präsentieren. Das ist für viele eine große Herausforderung, weil wir ihnen im ersten Schritt nur eine Minute Zeit dafür geben. Das ist die sogenannte One-Minute-Madness, in der alle Kulturinstitutionen in direkter Folge ihre Datensets auf den Punkt bringen sollen, um Lust zu machen und Interesse zu wecken. Daraufhin gibt es noch ausführlichere Slots zur Vorstellung der Datensets. Am Ende des Prozesses, bei der Preisverleihung, stehen die Präsentationen der Projekte, die wiederum als Kurzpräsentationen von fünf bis sieben Minuten über die Bühne gehen. Andererseits gibt es aber im Anschluss daran einen Marktplatz, wo man die Projekte tatsächlich ausprobieren und mit den Entwickler*innen ins Gespräch kommen kann.

Vermittlung geschieht aber auch innerhalb der entstehenden Projekte, von denen viele vermittelnden Charakter haben. Um ein aktuelles Beispiel zu nennen, gibt es gegenwärtig ein Projekt, das Demokratie erLeben heißt. Das Team hat sich einer Datensammlung des Archivs der Arbeiterjugendbewegung angenommen, die in den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts Zeltlager durchgeführt hat, die sich Kinderrepublik nannten. Dabei ging es darum, der Jugend durch eigenes Erleben demokratische Strukturen zu vermitteln. Das Team hat sich der Fotos dazu – es ist hauptsächlich Bildmaterial, das zur Verfügung steht – angenommen und über Storytelling, Animation und Videos eine Website gestaltet, die die Arbeit der Arbeiterjugendbewegung sehr anschaulich und sehr niedrigschwellig vermittelt.

Unsere Aufgabe ist es auch, die Idee von Open-Data und von einem offenen Zugang zu Kulturerbe einem breiteren Publikum nahezubringen. Das geschieht über Öffentlichkeitsarbeit, über die einzelnen Veranstaltungen, über Vorträge und so weiter.

 

Was denken Sie über Kommunikations- und Vermittlungsmöglichkeiten im digitalen Raum? Wo könnten Potenziale, aber auch Schwächen liegen?

 

Ich sehe die Chancen von Vermittlung im digitalen Raum darin, dass er wenig Hürden aufweist, sofern man ihn richtig nutzt. Selbstverständlich muss man dabei auf Barrierefreiheit, oder zumindest Barrierearmut achten. Er bietet die Möglichkeit, mit geringen Mitteln potenziell ein breites Publikum ansprechen zu können. Der Zugang ist niedrigschwellig und für viele Menschen gegeben. Hierin spiegelt sich aber auch der Nachteil. Mit klassischen kommunikativen Mitteln wie Veröffentlichungen oder Videos kann man zwar viele Menschen erreichen, allerdings sehr wenig individuellen Zuschnitt der Vermittlung gewährleisten. Das heißt, man streut mit der Gießkanne und hofft, dass die Botschaft ankommt. In analogen Formaten, in denen man persönlich auf Menschen trifft, ist es viel einfacher, Vermittlung durch die Interaktion individueller zu gestalten. Das geht in sozialen Medien besser, weil dort die Möglichkeit zur Interaktion besteht. Auch dort ist sie aber eingeschränkt, weil man sich nicht gegenübersteht und nonverbale Reaktionen oft unter den Tisch fallen. Man weiß ja, dass in sozialen Medien häufig Missverständnisse entstehen, weil Elemente wie Humor und Ironie oft nicht funktionieren. Das heißt, es gibt ein großes Potenzial in der digitalen Sphäre für Vermittlungsarbeit. Ich finde aber, dass sie umso mehr Sorgfalt in der Aufbereitung der Inhalte erfordert. Man darf sich auch nicht der Illusion hingeben, dass man eine einzige Aufbereitung oder eine Art der Vermittlung zur Verfügung stellt und damit sein Werk getan hat.