Salzburg – München – Zürich
Drei Fallstudien zu drei Orten, die exemplarisch Gemeinsamkeiten und Unterschiede künstlerischer Interventionen aufzeigen
Zusammenfassende Schlussfolgerungen zu den drei Fallstudien – Gemeinsamkeiten und Differenzen
Die hier vorgestellten Fallstudien haben intervenierenden Charakter auf verschiedenen Ebenen und weisen teils Gemeinsamkeiten und teils Differenzen auf, die wir abschließend zusammenfassen möchten.
Die Fallstudien zu „Erinnerungskultur und Gedächtnispolitik zur NS-Vergangenheit“ von Verena Höller und zu „mapping.postkolonial.net“ von Veronika Aqra beschäftigen sich mit künstlerischen Interventionen, die als Korrektive der Erinnerungskultur verstanden werden können, durch die unterrepräsentierte Diskurse sichtbar gemacht werden. In den beiden Fallstudien von Verena Höller und Veronika Aqra wird das Spannungsfeld zwischen öffentlicher Sichtbarkeit und Macht erkennbar, in welches die künstlerischen Interventionen durch die Initiierung längst überfälliger öffentlicher Diskurse eingreifen möchten. Zugleich lässt sich ein Zusammenhang zwischen der Un/Sichtbarkeit im öffentlichen Raum und den Möglichkeiten politischer Teilhabe erkennen, was am Beispiel der Idee einer “Urban Citizenship”/Stadtbürger*innenschaft verhandelt wird. Die Fallstudie von Stefanie Niesner zu „Die ganze Welt in Zürich“ setzt sich mit einer Intervention in die Realpolitik auseinander, mit dem Ziel Staatsbürgerschaft zu hinterfragen und StadtbürgerInnenschaft zu imaginieren und umzusetzen. Auch hier geht es um den Anstoß eines als notwendig erachteten Diskurses. Jedoch unterscheidet sich dieses Projekt von den anderen im partizipativen Ansatz, den es verfolgt. Hier ist der Grad der Partizipation zentral, wohingegen der partizipative Ansatz bei den anderen vorgestellten Projekten ausbaufähig erscheint. Ein Unterscheidungsmerkmal stellt zudem die Bedeutung des öffentlichen Raumes für die vorgestellten Projekte dar. Während die von Stefanie Niesner und Verena Höller vorgestellten Projekte direkt im öffentlichen Raum umgesetzt wurden und als konkrete Eingriffe im öffentlichen Raum sichtbar waren ‑ sei es in Form der Hafengespräche oder durch die Anbringung von Plaketten, ist das von Veronika Aqra vorgestellte Projekt vielmehr als eine Intervention in die Symbolpolitik der Stadt sowie als eine mediale Intervention in virtuelle Öffentlichkeiten zu verstehen. Der öffentliche Raum ist keiner konkret sichtbaren Veränderung in Form eines architektonischen oder sonstigen Eingriffes unterworfen, die diskursive Auseinandersetzung steht im Zentrum der Intervention.
An diesen drei Fallstudien lässt sich exemplarisch die Heterogenität künstlerischer Interventionen veranschaulichen. Trotz ihrer Vielfältigkeit lassen sich zugleich aber Gemeinsamkeiten künstlerischer Interventionen herausarbeiten, die auch an den hier vorgestellten Beispielen zu erkennen sind. So werden zur Umsetzung künstlerischer Interventionen zwar unterschiedliche Strategien und Methoden gewählt, es ist ihnen jedoch gemein, dass sie historisch gewachsene Machtverhältnisse und soziale Ungleichheiten thematisieren und eine kritische Reflexion des gesellschaftlichen Status Quo anstreben.
Veronika Aqra, Verena Höller, Stefanie Niesner ( 2016): Salzburg – München – Zürich. Drei Fallstudien zu drei Orten, die exemplarisch Gemeinsamkeiten und Unterschiede künstlerischer Interventionen aufzeigen. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 07 , https://www.p-art-icipate.net/salzburg-munchen-zurich/