Schulische Experimentierräume im Spannungsfeld von Kunst und Wissenschaft

Ein interdisziplinärer Ansatz zur Vermittlung experimenteller Musik im Unterricht der Sekundarstufe II: Pädagogische Leitideen und Einblicke in das Projekt KLANGKÖRPER – KÖRPERKLANG

PHASE IV:

Gegenwärtig befindet sich das Projekt in Phase IV, der tatsächlichen ‚Experimentierphase‘. Die SchülerInnen entschieden sich Anfang Mai 2017 für ein spezifisches Experimentierfeld, dem sie sich intensiv widmen möchten. Sie formierten sich zu Arbeitsgruppen, in denen sie seither selbsttätig – je nach gewähltem Experimentierfeld – im Wesentlichen an drei Aufgaben arbeiten:

  • Sie entwickeln zum Projektthema 80-minütige Experimentier-Workshops für SchülerInnen im Alter von zwölf bis fünfzehn Jahren.

 

Workshop Klangkörper

Workshop Klangkörper

Titel: Freemotional
Bereich: Tanz
Ausführende: Lili, Melissa, Victoria, Ida, Kordula, Elena
Teilnehmer/innenanzahl: max. 20
Alter: 12-15 Jahre
Dauer: 80 Minuten
Kurzbeschreibung/Abstract:
Du hast dich schon immer gefragt, was es heißt, in den Künsten zu experimentieren, im Speziellen im Tanz? Du wolltest schon immer Unkonventionelles ausprobieren? Dann bist du in diesem Workshop genau richtig! – Wir versuchen, dir unter Einbezug von verschiedenen Tanztechniken ganz neue und ungewöhnliche Zugänge zum Tanzen zu bieten. Es werden Kurzperformances entwickelt und zum Abschluss präsentiert.

Informationen zum Tanzworkshop, den die SchülerInnen für das Programmheft zum SchülerInnensymposium entwickelt haben.

  • Sie konzipieren und gestalten eine eigene intermediale künstlerische Performance zum Projektthema. Im Zuge dessen haben sie sich zur Gruppe AG EXP.ART formiert und stellen ‚Gießkannen-Experimente‘ in den Mittelpunkt ihrer Performance.
  • Zudem konzipieren sie eine Ausstellung, die zum einen die Dokumentation des gesamten Projektverlaufs zum Ziel hat, in der zum anderen aber auch Installationen und Bilder präsentiert werden sollen.

PRÄSENTATION:
Die Ergebnisse werden im Rahmen eines öffentlichen SchülerInnensymposiums präsentiert, das am Kooperationsschwerpunkt Wissenschaft und Kunst stattfindet und an dem etwa 100 SchülerInnen verschiedener Salzburger Schulen teilnehmen werden. Am Abend desselben Tages findet im Großen Studio der Universität Mozarteum Salzburg eine Aufführung der Performance statt. Diese Aufführung wird durch Darbietungen der AG Neue Musik des Hertzhaimer-Gymnasium Trostberg (Bayern) unter der Leitung von Bernhard Zörner und der AG Neue Musik des Leininger-Gymnasiums Grünstadt (Rheinland-Pfalz) unter der Leitung von Silke Egeler-Wittmann ergänzt. Den Abschluss der Veranstaltung bildet eine Ausstellungseröffnung, in der Galerie enter: Raum für Kunst im KunstQuartier.

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Bacon, Francis (1620): Neues Organon: lateinisch–deutsch. Herausgegeben von Wolfgang Krohn (1990). Hamburg: Meiner.

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Blumröder, Christoph von (1981): Experiment, experimentelle Musik. In: Eggebrecht, Hans Heinrich (Hg.): Handwörterbuch der musikalischen Terminologie. Wiesbaden: Franz Steiner Verlag.

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Brandstätter, Ursula (2011): Experimentelle Musik braucht experimentelle Didaktik. Das Projekt „QuerKlang“ an der Universität der Künste Berlin. In: Diskussion Musikpädagogik, Heft 51. Hamburg: Hildegard Junker Verlag, S. 12–16.

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Brandstätter, Ursula (2013): Erkenntnis durch Kunst. Theorie und Praxis der ästhetischen Transformation. Wien u.a.: Böhlau.

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Brockhaus(Hg.) (2006): Experiment. In: Brockhaus. Enzyklopädie in 30 Bänden. Band 8. Mannheim u.a.: Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, S. 648.

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Handschick, Matthias (2014): Künstlerische Freiheit pädagogisch anleiten? Überlegungen zum Problem der Betreuung individueller und kollektiver schöpferischer Prozesse im Musikunterricht sowie zum didaktischen Potential offener Wahrnehmungssituationen. In: Schwarzbauer, Michaela/ Hinterberger, Julia (Hg.): Individuum – Collectivum. Dokumentation eines Projekts im Rahmen des Forschungsprogramms „Sparkling Science“. Wien: UE, S. 297–309.

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Langbehn, Andreas (2001): Experimentelle Musik als Ausgangspunkt für Elementares Lernen. Saarbrücken: Pfau.

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Langer, Armin (2008): Stell dir vor, es wird Musik vermittelt, aber keiner macht mit. Aspekte zu einem häufig verwendeten Begriff. In: Malmberg, Isolde/ Wimmer, Constanze (Hg.): Communicating Diversity. Musik lehren und lernen in Europa. Festschrift für Franz Niermann. Augsburg: Forum Musikpädagogik, S. 187–193.

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Schulz, Andreas/Wirtz, Markus/Starauschek, Erich (2012): Das Experiment in den Naturwissenschaften. In: Rieß, Werner/Wirtz, Markus/Barzel, Bärbel/Schulz, Andreas (Hg.): Experimentieren im mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht. Schüler lernen wissenschaftlich denken und arbeiten. Münster u.a.: Waxmann Verlag, S. 15–38.

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Schwarzbauer, Michaela (2014): „Individuum – Collectivum“: der Forschungsprozess. In: Schwarzbauer, Michaela/Hinterberger, Julia (Hg.): Individuum – Collectivum. Dokumentation eines Projekts im Rahmen des Forschungsprogramms „Sparkling Science“. Wien: UE, S. 47–100.

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Stiller, Barbara (2008): Erlebnisraum Konzert. Prozesse der Musikvermittlung in Konzerten für Kinder. Regensburg: ConBrio.

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Thiers, Bettina (2016): Experimentelle Poetik als Engagement. Hildesheim: Georg Olms Verlag.

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Wieneke, Julia (2016): Zeitgenössische Musik vermitteln in Kompositionsprojekten an Schulen. Hildesheim u.a.: Georg Olms Verlag.

Vermittlung verstehe ich im Sinne von Barbara Stiller und Armin Langer als einen kommunikativen Prozess, an dem Lernende gleichermaßen wie Lehrende und KünstlerInnen aktiv beteiligt sind (vgl. Stiller 2008: 41; Langer 2008: 187–193).

Ich meine damit experimentelle Kunst aus den Bereichen der Musik, des Tanzes, der bildenden Kunst sowie der Literatur sowie auch intermediale Kunst.

„Es bleibt die reine Erfahrung, die, wenn sie zustößt, Zufall, wenn sie gesucht wird, Experiment heißt“ (Übersetzung zit. nach Langbehn 2001: 38).

Dieses Projekt ist nur aufgrund von Sondergenehmigungen durch den Schulgemeinschaftsausschuss sowie Kooperationspartner und finanzieller Unterstützung durch das Land Salzburg, Kulturkontakt Austria und den Programmbereich ConTempOhr. Vermittlung zeitgenössischer Musik auf die in diesem Abschnitt skizzierte Weise realisierbar. So kann es als Wahlpflichtfach – in den Regelunterricht integriert – stattfinden, es besteht die Möglichkeit, die vorgegebenen Unterrichtszeiten flexibel zu gestalten und die Unterrichtsorte dürfen variieren. Alle Kosten (Eintritte, Personal-, Material-, Fahrt- und Werbekosten) können mittels der finanziellen Zuwendungen abgedeckt werden und die benötigten Räumlichkeiten werden von der Paris Lodron Universität sowie der Universität Mozarteum Salzburg (welche als Kooperationspartnerinnen gewonnen werden konnten) zur Verfügung gestellt.

Folgende Kriterien haben mich bei der Auswahl dieser Beispiele geleitet: Die Werke werden in der Fachliteratur explizit dem Genre experimentelle Poesie beziehungsweise experimentelle Musik zugeordnet (vgl. Blumröder 1981; Thiers 2016: 70–80). Sie eignen sich für eine Betrachtung im Rahmen des schulischen Unterrichts. Zudem sind sie in ihrer Konzeption sehr unterschiedlich, beziehen sich aber alle auf unterschiedliche Weise auf das meinem Projekt zugrundliegende Thema KLANGKÖRPER – KÖRPERKLANG.

Katharina Anzengruber ( 2017): Schulische Experimentierräume im Spannungsfeld von Kunst und Wissenschaft. Ein interdisziplinärer Ansatz zur Vermittlung experimenteller Musik im Unterricht der Sekundarstufe II: Pädagogische Leitideen und Einblicke in das Projekt KLANGKÖRPER – KÖRPERKLANG. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 08 , https://www.p-art-icipate.net/schulische-experimentierraume-im-spannungsfeld-von-kunst-und-wissenschaft/