sound:frame. Vermittlung zwischen den Stühlen

Pressearbeit

Zum einen konnten wir von Beginn an eine gute Bandbreite an Medien erreichen. Das hat sicherlich die Kooperation mit etablierten Institutionen wie dem Künstlerhaus oder dem MAK erleichtert. Zum anderen ist es natürlich auch unbedingt notwendig, spezielle eigene Pressekontakte aufzubauen und sie zu pflegen. In unserer Szene sind zahlreiche aktive Artists unter anderem auch als JournalistInnen tätig oder umgekehrt. Medienkooperationen entstehen in diesem Fall vor allem aus beiderseitigem inhaltlichem Interesse. Dabei lässt sich zur selben Zeit die richtige Zielgruppe erreichen. FM4, theGap, De:Bug oder Volume etwa zählen zu unseren wichtigsten Medienkooperationspartnern meist Musikmedien mit Interesse an Interdisziplinarität.

Alles in allem muss sich sound:frame darauf verlassen, dass das „word gespreaded“ wird. Pressearbeit ist wertvoll, gezielte Medienkooperationen sind wichtig, doch auch die Social Media sind ein bedeutender Faktor. Wobei etwa Facebook aktuell nicht mehr so viele Leute erreicht, wie noch vor ein, zwei Jahren.

Social Media

Seit den Anfängen des sound:frame Festivals 2007 hat das Publikum selbst in jedem Jahr an Wichtigkeit in Bezug auf die Öffentlichkeitsarbeit gewonnen. Die vieldiskutierten Social Media erreichen unsere Zielgruppe ganz gezielt. Facebook hat für uns von Beginn an sehr gut funktioniert, und wir gewinnen noch immer regelmäßig zahlreiche Fans. Die veränderte FB-Policy macht es jedoch immer schwieriger, viele UserInnen zu erreichen. Dabei besteht auch immer die Gefahr, die Grenze zum Spam zu überschreiten und damit das Publikum zu nerven, anstatt es anzuziehen.

Vermittlung

Was mir als Kuratorin äußerst wichtig ist, ist die Vermittlung des Programmes und vor allem der Ausstellung. Sei es im Festivalkatalog, der jedes Jahr erscheint, oder in der Ausstellungsvermittlung direkt vor Ort. Die wichtigsten Fragen müssen geklärt, oder zumindest gestellt werden. Was steckt dahinter? Wer steckt dahinter? Was ist das Ziel? Wohin geht der Inhalt? Wieso dieser Schwerpunkt?

Kunstvermittlung ist ein heikles Thema. Es geht dabei darum, dem/ der Interessierten das tiefere Eintauchen in die Hintergründe zu ermöglichen und zugänglich zu machen. Gleichzeitig darf man die Vermittlung nicht aufdrängen – Kunst muss auch ohne Beschreibung gelten können. Jedes Wort zählt, denn in kurzen Sätzen soll klar herauskommen, worum es sich handelt. Hier denke ich immer noch an die Worte meines Professors Friedrich Waidacher, der mich zu Beginn meines Kunstgeschichtestudiums die wichtigsten Grundlagen der Museologie lehrte: „Es ist bekannt, dass der durchschnittliche Besucher in Musealen Ausstellungen nur sehr wenig liest. Die meisten Menschen genießen es, einfach durch ein Museum zu gehen und haben überhaupt keine Leseabsichten. Daher lesen auch nur fünf Prozent der literaten Besucher sorgfältig jedes Wort jeder Beschriftung ohne Rücksicht darauf, wie lang oder fachlich sie sein mögen. Weitere fünf Prozent lesen überhaupt nichts, gleichgültig wie kurz, einfach und klug Texte auch sein mögen. Zielgruppe der Ausstellungstexte müssen die anderen neunzig sein, die oft nur wenige Sekunden dazu verwenden, einen Text zu streifen um zu entscheiden, ob er es überhaupt wert ist, sorgfältiger gelesen zu werden.“ (Waidacher 1999, S. 482)star (* 4 )

Design

Ob Professor Waidacher dem Design von Kommunikation und Vermittlung bereits einen so hohen Stellenwert beimaß, als er das Handbuch der Allgemeinen Museologie 1999 verfasste, wage ich in Frage zu stellen. Heute, vierzehn Jahre später, besteht kein Zweifel an der maßgebenden Bedeutung des Designs. Das grafische Auftreten und die Gestaltung aller Kommunikationsmedien und -maßnahmen sind wichtiger denn je. Mit einer auffallenden und im Gedächtnis verbleibenden Präsenz kann man eine große Öffentlichkeit erreichen.

Zahlreiche Projekte haben sich dazu entschieden, ihre Grafik über die Jahre hinweg nur geringfügig zu verändern, um einen höchstmöglichen Wiedererkennungswert zu generieren. Wir haben uns von Beginn an gegen den unveränderten Look entschieden. Nur das Logo bleibt annähernd gleich. Doch sowohl die Festivalplakate, die Website als auch die Social Media Kanäle kommen jedes Jahr aus einem neuen grafischen Guss. Der sound:frame Katalog wurde seit Beginn an als Designprodukt gesehen, das sich bewusst in jedem Jahr neu gestaltet. Ebenso wie das gesamte sound:frame Projekt ist auch die Grafik wandelbar und entwickelt sich mit dem Festival mit.

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Thun-Hohenstein, Christoph (2012): Zwischen den Stühlen. In: sound:frame. substructions, Festivalkatalog 2012, Wien 2012.

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Debord, Guy (1996): Die Gesellschaft des Spektakels. Berlin: Edition Tiamat.

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Kandinsky, Wassily (1952): Über das Geistige in der Kunst. Neuilly-sur-Seine 1952.

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Waidacher, Friedrich (1999): Handbuch der Allgemeinen Museologie. Wien, Köln, Weimar: Böhlau
1999, S. 482.

Eva Fischer ( 2013): sound:frame. Vermittlung zwischen den Stühlen. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 03 , https://www.p-art-icipate.net/soundframe-vermittlung-zwischen-den-stuhlen/