The Whole World in Zurich / Die ganze Welt in Zürich
Kollaborative und transformative Strategien der Verhandlung von „StadtbürgerInnenschaft“.
Konkrete Interventionen, Öffentlichkeit und Nicht-Öffentlichkeit
Das Projekt arbeitete sowohl mit nicht-öffentlichen als auch mit öffentlichen Formaten, die von Martin Krenn und mir entwickelt wurden. Während in den so genannten „Hafengesprächen“ (nicht-öffentlich) die Umsetzung des Projekts im Dialog mit weiteren ExpertInnen und EntscheidungsträgerInnen konkretisiert wurde, boten die „Hafenforen“ die Möglichkeit der öffentlichen Debatte und Involvierung.
Während des Projektzeitraums fanden zahlreiche (nicht-öffentliche) Hafengespräche statt. Sie öffneten einen dialogischen Raum (Kester 2015), (*4) an dem Mitglieder der Arbeitsgruppe sowie eingeladene VertreterInnen von Interessensgruppen, EntscheidungsträgerInnen, StadtpolitikerInnen, MitarbeiterInnen öffentlicher Einrichtungen usw. teilnahmen. Die Hafengespräche begannen am „Opernsteg“, wurden auf einer Bootsfahrt auf dem Zürichsee fortgesetzt und wurden nach Ankunft im Hafen Wollishofen (in direkter Nachbarschaft der Shedhalle Zürich) in der Shedhalle weitergeführt. Die Gespräche fanden dezidiert unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, die Shedhalle fungierte so als ein geschützter Diskussionsraum.
In drei (öffentlichen) Hafen-Foren, die jeweils einen Tag dauerten, trafen lokale und internationale AkteurInnen aufeinander, führten Debatten und tauschten Erfahrungen aus (detailliertes Programm unter shedhalle.ch). Der Anspruch, Debatten auf Augenhöhe zu ermöglichen, fand seine Entsprechung in einer bewusst dafür angelegten Ausstellungsszenographie in Form von angedeuteten, miteinander verbundenen Stegen und einem Versammlungsort, der einer Agora glich, mit verschiebbaren, mehrstufigen Sitzelementen. Die Hafenforen fanden am 24. Oktober 2015, am 28. November 2015 und am 6. Februar 2016 statt. Während am ersten Hafenforum ein erster Einblick in die aktuellen Debatten um Urban Citizenship geboten wurde, verortete das zweite Hafenforum das Projekt historisch in der Geschichte der Shedhalle sowie in Debatten um das „Recht auf Stadt“. Die Künstlerin Katharina Lenz präsentierte das Projekt „8 Wochenklausur“ der Gruppe „Wochenklausur“, das für das Projekt „Die ganze Welt in Zürich“ wie bereits beschrieben eine wichtige Bezugsgröße darstellte. Das dritte Hafenforum bot Raum, die Fragestellungen und Ansprüche des Projekts aus den Perspektive von politischer Theorie, Stadtforschung, Kunsttheorie und Vermittlung zu durchleuchten und zu diskutieren: Kann ein Kunstprojekt gleichzeitig eine konkrete politische Intervention sein? Welchen Begriff des „Politischen“ braucht es in Auseinandersetzungen um gleiche Rechte für alle StadtbewohnerInnen? Wie können neue Formen des gemeinsamen, solidarischen Agierens gefunden werden? Und: Wie sehen ähnliche Debatten und Kämpfe andernorts aus? Ein viertes Hafenforum, an dem die entstandenen Projekte an die Stadt übergeben werden, findet im Herbst 2016 statt.
Katharina Morawek ( 2016): The Whole World in Zurich / Die ganze Welt in Zürich. Kollaborative und transformative Strategien der Verhandlung von „StadtbürgerInnenschaft“.. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 07 , https://www.p-art-icipate.net/the-whole-world-in-zurich-die-ganze-welt-in-zurich/