To make a difference? Künstlerische und mediale Interventionen im Kontext von Flucht

Ein Symposiumsbericht

Georg Hobmeier und Abdullah Karam haben gemeinsam mit dem Graphikdesigner Brian Maine und Wobblersound das Adventure-Spiel Path Out gestaltet. Im Game-Workshop stellten die beiden das Computerspiel vor und spielten es zusammen mit dem Plenum. Es basiert auf der persönlichen Fluchtgeschichte von Abdullah Karam: Ziel des Spiels ist es, aus Syrien in die Türkei zu fliehen. Dabei spielen Fluchtstrategien eine wichtige Rolle. Aufgaben sind zu lösen, Informationen müssen gefunden werden und dabei ist u.a. darauf zu achten, mit wem man sich unterhalten darf und wen man meiden sollte. Auf Englisch – ihrer gemeinsamen Sprache – erklärten Georg Hobmeier und Abdullah Karam ihre Zusammenarbeit und erzählten von ihren Erfahrungen mit dem Programmieren des Spiels. Die Konzeption, Details zum Design und das Aufbauen der Emotionswelt – nichts ist dem Zufall überlassen, alles ist durchkomponiert. Auf einer Metaebene im Spiel kommentiert Abdullah Karam direkt Vorkommnisse und dekonstruiert dabei westliche Klischees über den Osten. Die Gaming-Szene sei generell eher unpolitisch. Das bricht das Spiel, das unter das Genre „serious games“ fällt, auf. Bezeichnend sei die sehr intime Situation, in der sich die spielende Person wiederfindet, erklärte ein Teilnehmer. Es gehe darum, Empathie für die Fluchtfigur aufzubauen und gleichzeitig selbst zu dieser Figur zu werden. Das Spiel ermögliche einen Perspektivenwechsel direkt innerhalb des Fluchtdiskurses.*1 *(1)

Workshop mit Georg Hobmeier und Abdullah Karam

Workshop mit Georg Hobmeier und Abdullah Karam

Der Workshop von simon INOU beschäftigte sich mit Medien, deren Macht und Machtverhältnissen. Inwiefern beeinflussen die Medien das allgemeine Migrationsverständnis? Der Workshop war eine Fortführung seines Vortrags und griff das Element der selektiven Wahrnehmung in der Berichterstattung auf. Die Vorstellungen einer idealen Medienwelt wurden als Ausgangssituation verwendet. So sollen Themen wie Diversität – innerhalb der Berichterstattung, aber auch in Unternehmen auf der Personalebene selbst – sowie die allgemeine Reflexion gestärkt werden. Die Teilnehmenden beschäftigten sich mit der Erarbeitung einer Lösung dieser gesellschaftlich-medialen Probleme; ein fiktiver Verein wurde gegründet. Er soll die Aufmerksamkeit auf gute Berichte lenken, Gesprächsreihen veranstalten, in denen die Arbeit der Journalist*innen transparent erläutert und diskutiert wird, und auch Preise für hervorragende Berichterstattung vergeben.

Workshop mit simon INOU

Workshop mit simon INOU

Path Out steht kostenlos zum Download zur Verfügung. Dabei gilt „Name your own price” – sobald genügend Geld für ein weiteres Kapitel bzw. Level zusammengekommen ist, wird an einer Fortsetzung gearbeitet. Das Spiel hat bereits eine große Reichweite an Menschen erreicht und wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet.

Anna Sophie Felser ( 2018): To make a difference? Künstlerische und mediale Interventionen im Kontext von Flucht. Ein Symposiumsbericht. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 09 , https://www.p-art-icipate.net/to-make-a-difference-kuenstlerische-und-mediale-interventionen-im-kontext-von-flucht/