To make a difference? Künstlerische und mediale Interventionen im Kontext von Flucht
Ein Symposiumsbericht
Nach den Workshops entfachte der Begriff Kultur das Feuer der Abschlussdiskussion. Von Teilnehmer*innen des Museums-Workhops wurden die Phrasen „jedes Land hat Kultur“ und „jedes Land macht Kultur“ gegenüber gestellt. Darin sah man im Plenum eine Begriffsproblematik: Die Aussagen würden Menschen ausschließen und sie zum Repräsentationsmittel der Kultur machen. Hier wurde sofort eingeworfen, dass sich jede*r selbst und nicht die Kultur repräsentiert. Kultur gäbe es ja sowieso. „Das was ich mache, kommt von mir“, sagte Johnny Mhanna. Es solle nicht darum gehen, Kulturen zu mischen, sondern Menschen zusammenzubringen, die damit gemeinsam Neues schaffen können.
Schließlich lenkte sich die Diskussion auf den – vor allem in diesem Zusammenhang unumgänglichen – Begriff Rassismus. Die Aufklärung und die Kolonienbildung sind untrennbar mit diesem Diskurs verbunden. Zentral war in der Abschlussrunde auch, die gewohnte Perspektive klar darzustellen: Denn meist wird nach wie vor der westliche, mitteleuropäische Blick als Norm angesehen. Und nach wie vor stellt sich „der Westen“ explizit über andere Weltgegenden, sieht sich als Norm und übt dadurch eine paternalistische Machtposition aus. Einig waren sich die Diskutierenden, dass jede*r Vorurteile, Schubladisierungen, Stereotypisierungen anwendet, Rassismus jedoch immer mit Machtpositionen zusammenhängt. Zentral ist, sich dessen bewusst zu sein; der kritische Blick der Reflexion soll aus den Komfortzonen der scheinbar selbstverständlichen Sozialisierung locken. Es gehe – wie in der Einführung von Anita Moser bereits erwähnt – um das Verlernen von Vorurteilen, die u.a. durch Medienberichte verstärkt werden, und das kritische Hinterfragen rassistischer Strukturen.
Elisabeth Klaus machte am Schluss auf die Unterschiede der verschiedenen in den Workshops diskutierten Formate aufmerksam: Während es im Computerspiel vor allem darum ging, Verständnis und Empathie auf Seiten der Spielenden zu bilden, setzten die Medien auf Neutralität der Vermittlung für die Leser*innenschaft. Im Theater hingegen wurde gemeinsam erfahren, was es bedeutet ‚fremd‘ zu sein. Im Museumsworkshop waren wiederum Zielgruppen und deren Vermittlungsstrategien zentral.
Mit einem Plädoyer, nach Gemeinsamkeiten zu suchen und diese stärker zu betonen, wurde die Diskussion und somit das Symposium geschlossen. Deutlich wurde, wie wegweisend und zentral es ist, zusammenzukommen und über Ausgrenzung, Flucht, Intervention und Handlungsoptionen zu sprechen. In einem Symposium wie diesem – aber auch im Alltag von uns allen.
Anna Sophie Felser ( 2018): To make a difference? Künstlerische und mediale Interventionen im Kontext von Flucht. Ein Symposiumsbericht. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 09 , https://www.p-art-icipate.net/to-make-a-difference-kuenstlerische-und-mediale-interventionen-im-kontext-von-flucht/