4. Das besondere Erlebnis
Das Modell „das besondere Erlebnis“ bezieht sich auf Vermittlungsformate, die sich als außergewöhnliches Ereignis darstellen. Die Beurteilung als „besonders“ zeigt sich als abhängig von subjektiven Kriterien, kann jedoch auch einfach als relationales Vergleichsmaß zum üblichen Programm angesehen werden. Ein Beispiel ist etwa der ART CRASH im Kunsthaus Bregenz, der sich an die bislang wenig adressierten Jugendlichen im Alter von 14 bis 18 Jahren richtet und versucht, für diese Zielgruppe immer etwas Spezielles zur Ausstellung anzubieten. Die Kunstvermittlerin Kirsten Helfrich erzählt etwa von einem Ausflug mit den Jugendlichen zur Künstlerin Alexandra Vogt. Diese lebt einer alten Molkerei in der Nähe von Memmingen mit 20 Pferden und genau an diesem Ort entstanden auch die Fotosujets für die Kunsthaus Bregenz Billboards im Sommer 2009 (P18: 155). (* 7 )
So bietet „das besondere Erlebnis“ oft nicht nur die Möglichkeit, hinter die Kulissen zu blicken, indem KünstlerInnen kennen gelernt oder gar in ihrem Atelier besucht werden, sondern stellt etwa mit gemeinsamen Reisen auch ereignisreiche Zugänge zur Kunst her. Eine solche Kunstvermittlung in Form eines Events deckt sich naturgemäß häufig mit Marketinginteressen beziehungsweise sieht sich mit diesen konfrontiert, indem publikumswirksame Aktivitäten wie Vernissagen, Partys und VIP-Veranstaltungen für Sponsoren sich nahtlos in eine Logik des „besonderen Erlebnisses“ einreihen. Dass solche Veranstaltungen ebenso Zugänge zur Kunst eröffnen können, sei an dieser Stelle nicht abgesprochen, möglicherweise gewähren sie der Kunst selbst aber nur einen peripheren Status im Rahmen des Ereignisses. So zeigt etwa eine Studie der Universität Salzburg, dass die Kunst im Rahmen der Vernissage zugunsten einer Sichtbarmachung des Künstlers/der Künstlerin zurücktritt und sich die Veranstaltung gleichsam als Bühne für die BesucherInnen präsentiert. Insbesondere der Typus der „Prestige-BesucherInnen“ findet bei der Vernissage die größte Beglückung, da sowohl ihr Interesse an der Kunst, aber vor allem auch ihr Distinktions- und Lifestyle-Bedürfnis bedient wird (Bachleitner/Aschauer 2008). (* 1 )
Luise Reitstätter ( 2013): Verstehen Sie Kunst?. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 03 , https://www.p-art-icipate.net/verstehen-sie-kunst/