2. Projektentwicklung
2.1 Bestandsaufnahme
Als Erstes galt es eine Bestandsaufnahme zu machen: Das gegenseitige Zuhören und der Austausch über die verschiedenen Lebensrealitäten innerhalb der Workshopgruppe wurde wegen des engen Zeitrahmens ersetzt durch eine Voraus-Recherche über die Lebenswelten der women`s space-Teilnehmerinnen durch uns StudentInnen; sie musste somit hypothetisch bleiben. Diese Recherchen schienen zu bestätigen, was Elke Zobl im Handout der Lehrveranstaltung schreibt: Die jungen Frauen seien „ … mit dem Widerspruch einer Gleichstellungsverheißung und der tatsächlichen Ungleichheitserfahrung konfrontiert. Mädchen und junge Frauen erfahren dadurch Begrenzungen, die – da scheinbar nicht mehr vorhanden – von ihnen schwer einordbar sind und als individuelles Scheitern bewertet werden.“ (Zobl 2014) (*12)
2.2 Analyse
Eine eingehende Analyse des gesamten sozialen Feldes samt Hypothesen über die möglichen Widersprüche (soziologisch, psychologische, ökonomisch, politische), die in der Begegnung der „drei Welten“ von women`s space-Teilnehmerinnen, StudentInnen und PassantInnen sichtbar werden könnten, war auf Grund mangelnder Zeitressourcen nicht gemeinsam durchführbar. Daher handelt es sich hier um meine persönliche Hypothese:
In der Begegnung dieser „drei Welten“ gibt es einerseits Phänomene, die alle Frauen betreffen; in der Intensität der Ausprägung dieser Ungleichheitserfahrungen existieren zwischen den Herkunftsländern jedoch deutliche Unterschiede. Das kritische Potential der zu entwickelnden Intervention schien mir in diesen Diskrepanzen zu liegen. Deren Offensichtlich-Werden könnte ein Ergebnis der Intervention sein – oder auch nicht; die Moderation musste so angelegt werden, dass die Teilnehmerinnen in ihren Wahrnehmungen und Mitteilungen frei waren.
2.3 Zielsetzung und Thema
Das Thema „My profession in 20 years: Dreams, obstacles and possibilities – react and act!” war nicht aus dem Leben aller Teilnehmerinnen heraus von diesen selbst formuliert worden, sondern wurde von der Vorbereitungsgruppe vorgeschlagen. So war es wichtig, dass das Thema von den women`s space-Teilnehmerinnen frei gewählt werden konnte. Wer sich damit nicht befassen wollte, konnte sich in eine andere Gruppe melden.
2.4 Das Medium für die künstlerische Intervention
An sich wäre es spannend für einen kollaborativen Prozess, auch die künstlerische Form/ das künstlerische Medium völlig offen zu lassen, da Inhalt und Botschaft und die Form sich gegenseitig inspirieren und durchdringen sollten. Da der Workshop auf zweieinhalb Stunden begrenzt war, erschien es jedoch notwendig, eine gut vorbereitete und in der technischen Handhabung weitgehend durchstrukturierte künstlerische Form anzubieten. Dies schien uns gegeben mit der Möglichkeit, T-Shirts mit einer aus dem Prozess entstandenen Botschaft zu bemalen, und diese auf der nonverbalen Ebene durch eine Gruppenskulptur der T-Shirt-Trägerinnen zu intensivieren.
Somit musste die Projektplanung viele Entscheidungen offen lassen. Einmal, um die strukturelle Dominanz unserer Vorbereitungsarbeit auszugleichen. Und vor allem, um die women´s space-Teilnehmerinnen nicht zu degradieren zu Ausführenden einer von uns durchgeplanten Intervention.
Christine Tschötschel-Gänger ( 2014): Verstörende Zuversicht. Eine künstlerische Intervention im Bildungskontext. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 05 , https://www.p-art-icipate.net/verstorende-zuversicht/