Von der Kunst die Kunst zu ergründen

Artikel von Jana Winkelmayer, Forschungsberichte von Agnes Amminger, Frederik Friesenegger, Amina Haider, Eva Kraxberger, Nora Moritz / Viktoriia Nasibullina, Renate Oberbeck, Sebastian Redlich, Erik Schneider, Manuela Seethaler / Günther Jäger, Christina Tosoni, Judith Rafaele Waizenegger, Clara Widerin – Studierende der praxisorientierten Lehrveranstaltung „Die Ausstellung verhandeln“ – Lehrende Luise Reitstätter

Dass die Raumgestaltung ein wesentlicher Faktor bei der Ausstellungskonzeption ist, zeigte sich in vielen Forschungsprojekten. Erik Schneider erweiterte die reine Raumanalyse um die These, dass der Einfluss der Kuratoren und Kuratorinnen in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist. Er hat sich unter Verwendung eines standardisierten Fragebogens damit befasst, wie sich dieses Phänomen konkret äußert und erkannt, dass vor allem in den Hängungsentscheidungen die Macht des Kurators, der Kuratorin hervortritt. Bei 83 Prozent der ausgestellten Werke entschied Katja Mittendorfer-Oppolzer entweder alleine oder in Zusammenarbeit mit den Künstlern und Künstlerinnen über die Gestaltung. Mehr als die Hälfte der Entscheidungen wurden dabei gemeinsam getroffen. „Das Spektrum reicht hier von der kurzen persönlichen Rückfrage seitens der Kuratorin beim Künstler bis hin zum längeren Verhandlungsprozess, der mit einem Kompromiss endete“, berichtet Erik Schneider.

Wie sich diese Hängungsentscheidungen auf die subjektive Wahrnehmung der Besucher und Besucherinnen auswirken, hat Clara Widerin in einem Experiment untersucht: Maximal fünf Minuten hatten die Testpersonen Zeit, um sich mit der Hängung zu befassen. Danach wurden sie gebeten, die Kunstpräsentationen zu beschreiben und ihre persönlichen Eindrücke zu schildern. Dabei wurde die raumfüllende Installation von Lukas Birk mit einer Vielzahl von Exponaten durchwegs als verwirrend und überladen, aber auch als Interesse weckend und neugierig machend wahrgenommen. Die lineare Hängung von Krysztof Pijarski, bei der kleinere und größere Formate alternieren, war im Gegenzug jene, der die meisten Probanden Klarheit, Strukturiertheit, aber auch Ausgeglichenheit und Abwechslungsreichtum adjustierten. Die Block-Hängung von Isa Rosenberger hingegen erschien als die „bravste“ und erweckte sowohl Desinteresse als auch angenehme Ruhe.

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Installationsansicht „Lives of the Unholy“ von Krzysztof Pijarski, Foto Clara Widerin

Bewegt durch die Frage, welche Emotionen bei den Rezipienten und Rezipientinnen durch Kunstwerke ausgelöst werden, hat Agnes Amminger die Thinking-Aloud-Methode angewandt und zwei Besucher und eine Besucherin durch die Schau begleitet. Die Werke Das Verschwinden“von Markus Oberndorfer, sowie Das Drei-Schluchten-Projekt von Markus Krottendorfer erhielten hierbei den größten Zuspruch. Die museale Präsentation, die Clara Widerin gezielt thematisiert hatte, trat deutlich in den Hintergrund und wurde beim „Laut Denken“ von den Probanden kaum verbalisiert. Agnes Amminger formuliert dahingehend die Hypothese, dass die wenigsten Besucher und Besucherinnen der Ausstellung Under Pressure ihr Augenmerk vorsätzlich auf die (bewusst reduzierte!) museale Präsentation richten und daher umgekehrt auch kaum ein Lob in dieser Hinsicht zu erwarten ist.

( 2014): Von der Kunst die Kunst zu ergründen. Artikel von Jana Winkelmayer, Forschungsberichte von Agnes Amminger, Frederik Friesenegger, Amina Haider, Eva Kraxberger, Nora Moritz / Viktoriia Nasibullina, Renate Oberbeck, Sebastian Redlich, Erik Schneider, Manuela Seethaler / Günther Jäger, Christina Tosoni, Judith Rafaele Waizenegger, Clara Widerin – Studierende der praxisorientierten Lehrveranstaltung „Die Ausstellung verhandeln“ – Lehrende Luise Reitstätter . In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 04 , https://www.p-art-icipate.net/von-der-kunst-die-kunst-zu-ergrunden/