Voneinander Lernen

Schüler:innen als Klimabotschafter:innen.
Samira, Tibor und Lilien im Gespräch mit Elke Zobl und Timna Pachner

T: Auf Podio haben wir auch einen digitalen Methodenkoffer, wo Leute ihre Methoden eintragen können und wo man nach Methoden suchen kann. Aber das meiste, glaube ich, lernen die Menschen, wenn sie mit anderen Leuten teamen und dann Methoden ausgetauscht werden. Wenn es um klimaspezifische Methoden geht, gibt es für mich ein paar, die ich besonders gerne benutze. Eine heißt Welt im Seminarraum oder Space-Verteilungsspiel. Anhand von Stühlen und Personen im Raum wird die globale Verteilung von Ressourcen, Reichtum und Bevölkerung auf die verschiedenen Kontinente gezeigt. Es wird auch verdeutlicht, wie sich der CO2-Ausstoß verteilt, spezifisch auch auf Menschen. Eine andere Methode, die ich gerne verwende, heißt Klima Anno Domini. Dabei geht es um verschiedene Ereignisse, die im Klima-Kontext entweder schon passiert sind oder passieren werden. Workshop-Teilnehmer:innen müssen diese Ereignisse bestimmten Jahreszahlen zuordnen und schauen, ob etwas schon vor zehn Jahren passiert ist oder wahrscheinlich in dreißig Jahren erst passieren wird, um einen Überblick über den Stand der Dinge zu bekommen.
Was wir auch oft machen, ist, mit Basic-Methoden wie mit Brainstorming zu arbeiten, weil sie sich sehr divers einsetzen lassen. Wir leiten Workshop-Teilnehmende zum Beispiel an, einen inhaltlichen Kopfstand zu machen. Wir sagen: „Wir schauen uns an, wie wir unsere Schule klimafreundlicher machen können.“ Aber anstatt direkt darüber nachzudenken, überlegen wir uns erstmal, was die klimaunfreundlichste Schule wäre, die es geben könnte. Dann brainstormen wir zur klimaschädlichsten Schule überhaupt. Anschließend sehen wir uns die Sachen an, die wir gesammelt haben und finden anhand von negativen Dingen positive Möglichkeiten. Das ist gerade für jüngere Leute ein einfacher Weg, an ein Problem heranzugehen und viele Lösungswege zu erarbeiten. Die Methode ist auch viel handlicher, als direkt zu fragen, was man an einer Schule klimafreundlicher gestalten kann.

L: Die Methode Schulbegehung ist auch ganz gut. Die Gruppe geht dabei in der Schule herum und schaut, wo man konkrete Verbesserungen machen könnte. Wichtig ist auch, dass die Methoden nicht immer im Klassenraum und frontal sind, sondern dass die Gruppen gut durchmischt werden und viel Bewegung drinnen ist. Man geht hinaus und man verteilt sich. Digitale Workshops, wie sie jetzt aufgrund von Corona plötzlich wichtig geworden sind, stellen dahingehend eine besondere Herausforderung dar.
Wir benutzen gerne die Phrase, dass wir „teilnehmendenorientiert“ arbeiten. Wir schauen uns an, welche Art von Gruppe an einem Workshop teilnimmt und wie wir gut mit dieser Gruppe arbeiten können.
Manchmal tritt während eines Workshops ein Konflikt auf. Dann ist es sinnvoll, auf Augenhöhe zu gehen und diesen Konflikt anzusprechen. Wichtig ist, dass man sich nicht absetzt oder heraufsetzt, sondern versucht, auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden einzugehen.

T: Für mich ist ein essenzieller Punkt, dass man natürlich vor der Abhaltung des Workshops einen konkreten Zeitplan erstellt und die Methoden plant, aber sich dabei bewusst ist, dass die realistische Situation eigentlich immer vom Plan abweicht. Ganz oft passiert etwas, das man nicht erwartet. Das kann zum Beispiel ein Konflikt sein, oder eine rassistische Äußerung. Deshalb ist wichtig, die Pläne für den Workshop so zu halten, dass sie spontan angepasst werden können. Wenn man zum Beispiel merkt, dass es inhaltlich gerade zu wenig oder zu viel ist, dann ist wichtig, dass man die Pläne noch umschmeißen kann und den Inhalt anpassen. Ich mache es in Workshops gerne so, dass ich die Pausen vorher nicht richtig festlege, sondern dann mache, wenn die Teilnehmenden ein Pausenbedürfnis haben.

Schule Klima Wandel, Elke Zobl, Timna Pachner ( 2021): Voneinander Lernen. Schüler:innen als Klimabotschafter:innen.
Samira, Tibor und Lilien im Gespräch mit Elke Zobl und Timna Pachner . In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 12 , https://www.p-art-icipate.net/voneinander-lernen/