„Wie wollen wir gelebt haben?“

Geschichten zum Gelingen eines sozial-ökologischen Wandel.
Dana Giesecke von FUTURZWEI im Gespräch mit Elke Zobl und Timna Pachner

Gutes Motto. Gefällt mir. Aber die Motivation muss man auch halten. Bei allem Optimismus und bei der Freude am Tun wird uns im Rahmen unseres Projektes immer wieder auch die Drastik des Themas und die Dringlichkeit, jetzt etwas zu tun, klar. Dass man eine positive Sichtweise behält und angesichts der Größe und Dimension des Ganzen auch noch etwas tut, ohne in eine Stockstarre zu verfallen, ist gar nicht einfach. Ich finde, FUTURZWEI zeigt da Lichtblicke auf, kann motivieren und Ideen anregen. Die FUTURZWEI-Geschichten sind oft auch lustig.

Genau, wir versuchen in unseren Geschichten so gut wie nie über die große Öko-Krise zu sprechen. Es kommt auch kaum Nachhaltigkeitsvokabular wie Resilienz oder erneuerbare Energien vor. Nachhaltiges soziales Handeln hat neben der offensichtlichen Auswirkung, der Vermeidung der Öko-Krise, auch noch ganz andere ‚Nebenwirkungen‘. Das sind Gefühle von Gemeinsamkeit, von Solidarität, von einem besseren Leben, von mehr Zeit oder mehr Entspanntheit. Es gibt ganz viele Aspekte. Wir versuchen immer, besonders diese Dinge herauszustellen und dringlich zu machen. Auch, um tatsächlich Angst zu nehmen und zu sagen: „Hey, versuch es doch auch mal! Mach mal einen ersten Schritt!“ Der erste Schritt ist noch schwer. Der zweite ist schon einfacher. Irgendwann ist man dann gar nicht mehr mit zwei Schritten zufrieden. Dann will man unbedingt weitermachen.

Ganz ehrlich, wir funktionieren intern auch so: Einen ‚großen Masterplan‘ haben wir bei FUTURZWEI auch nicht. Auch wir experimentieren, probieren aus und wagen Neues. Das betrifft die unterschiedlichen Formen und Formaten, mit denen kommunizieren, aber auch die Inhalte. Ob wir was machen wollen, entscheiden wir im Team diskursiv. Das hat bisher gut funktioniert.

Einzig die Geschichten des Gelingens wurden von Anfang an erzählt und werden es noch wohl auch noch weiterhin. Dann gab es den Almanach, unsere Buchreihe im S. Fischer Verlag. Der Almanach war ein Buchformat und gleichzeitig auch ein hybrides Produkt. Am Anfang jedes herausgegebenen Almanachs standen unsere Best-of-Geschichten, dann gab es einen Schwerpunkt, dann wurde durch Infografiken gebrochen und am Ende waren meistens noch Zukunftsszenarien enthalten. Man wusste gar nicht, ob man ein Sachbuch vor sich hatte, ein Märchenbuch, oder was das eigentlich überhaupt war. Das war tatsächlich auch so beabsichtigt. Auch die Ausstellung, die wir im vergangenen Jahr gemacht haben, ist konzeptionell entstanden und kuratiert worden – also auch ein entwickeltes Format. Für unser Online-Magazin war von vornherein geplant, dass wir mehrere Formate veröffentlichen. Es war aber nicht festgelegt, in welchem Umfang dies geschehen sollte. Das Online-Magazin ist ein bunter Teller von allem und lässt viel Freiraum. Vor allen Dingen soll es auch eine Plattform für junge, kreative Personen und Medienschaffende sein, die einfach mitmachen, sich ausprobieren oder experimentieren wollen. Es kommt auch vor, dass sie woanders keine Möglichkeit haben, zu veröffentlichen und sich deshalb an den mittlerweile sehr großen Freundeskreis und an die Fangemeinde von FUTURZWEI wenden.

Alles andere, worin wir uns ausprobiert haben, etwa Film, Audio oder Illustration, ist uns immer durch Menschen zugetragen worden, die wir kennengelernt haben. Es gab immer Leute, die sich an FUTURZWEI gewandt und gesagt haben: „Ich möchte auch gerne Teil davon werden. Was kann ich tun? Wollen wir nicht zusammen etwas entwickeln?“

Dana Giesecke, Elke Zobl, Timna Pachner ( 2021): „Wie wollen wir gelebt haben?“. Geschichten zum Gelingen eines sozial-ökologischen Wandel.
Dana Giesecke von FUTURZWEI im Gespräch mit Elke Zobl und Timna Pachner. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 12 , https://www.p-art-icipate.net/wie-wollen-wir-gelebt-haben/