Das AntikultiAtelier

Wir gestalten zusammen neue Interessen.

I. Entstehungskontext und Projekte – die Bildung eines Kollektivs

Entstanden ist die AntikultiAteliergruppe aus einem Vermittlungsprojekt im Rahmen von Kunstvermittlung in Transformation.*1 *( 1 ) Das Projekt entstand in Kooperation zwischen drei Organisationen: dem Museum für Gestaltung Zürich, einem Museum für Design, visuelle Kommunikation und Architektur, der Autonomen Schule Zürich, einer selbstverwalteten Bildungsinitiative für Menschen, die vom Bildungssystem ausgeschlossen sind,*2 *( 2 ) und dem Institute for Art Education der Zürcher Hochschule der Künste, einem Forschungsinstitut für Vermittlung und kulturelle Bildung. Ausgangspunkt des gemeinsamen Modellprojektes war die Ausstellung Global Design am Museum für Gestaltung Zürich, die sich mit den gestalterischen Aspekten von Globalisierung entlang von Themen wie Kommunikation, Mobilität und Kapital beschäftigte. Felipe Polania und Nora Landkammer luden die TeilnehmerInnen der Deutschkurse in der Autonomen Schule zu einem Modul „Atelier“ mit Workshops zu gestalterischen Medien und Ausstellungsbesuchen ein. Auf diese Einladung hin fand sich die Ateliergruppe mit ca. 15 TeilnehmerInnen zusammen.

Bei den wöchentlichen Treffen im Vermittlungsraum des Museums und in der Ausstellung wurden die Möglichkeiten für Kommunikation und Mobilität und der Umgang mit Kontrolle im Leben als Flüchtling in der Stadt Zürich zum Thema von Austausch und Diskussion in der Gruppe. Aus dieser Auseinandersetzung entstand ein erstes kollektives Projekt: der Bleibeführer Zürich (Ahmad et al. 2010).star (* 8 )

Der Bleibeführer Zürich ist ein Orientierungsbuch für Zürich. Viele im Atelier kennen die Schwierigkeiten, keine Informationen zu bekommen. Das Buch gibt Meinungen von Flüchtlingen wieder, die anderen Flüchtlingen mit Erfahrungen und Information helfen können. In der reichen Stadt Zürich gibt es viele Reiseführer für reiche Leute. Die Ateliergruppe teilt im Bleibeführer Zürich ihr Wissen über die Stadt mit anderen Flüchtlingen und BewohnerInnen von Zürich. Der Bleibeführer Zürich enthält Informationen über Zürich für alle, die hier bleiben wollen: Wo kann man Deutsch lernen? Wo trifft man Leute? Wo gibt es gratis Internet? Mit wem kann man um Rechte kämpfen? Nach seiner Vorstellung im Vermittlungsraum am Museum für Gestaltung wurde der Bleibeführer Zürich in Notunterkünften, Asylheimen, Treffpunkten und an soziale Organisationen verteilt. Mittlerweile gibt es eine zweite Auflage.

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Bild: AntikultiAtelier

 

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Erdede, Niştiman/Ateliergruppe (2012): Kunst gegen die Fremdmacherei. In: Settele, Bernadett/Mörsch, Carmen et al.: Kunstvermittlung in Transformation. Perspektiven und Ergebnisse eines Forschungsprojektes. Zürich: Scheidegger & Spiess.

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Landkammer, Nora / Polania, Felipe (2012): Atelier. Ein Dialog über die Zusammenarbeit. In: Settele, Bernadett/Mörsch, Carmen et al.: Kunstvermittlung in Transformation. Perspektiven und Ergebnisse eines Forschungsprojektes. Zürich: Scheidegger & Spiess.

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Mörsch, Carmen (2009): Am Kreuzungspunkt von vier Diskursen: Die documenta 12 Vermittlung zwischen Affirmation, Reproduktion, Dekonstruktion und Transformation. In: Ebds. und das Forschungsteam der documenta 12 Vermittlung (Hg.): Kunstvermittlung 2. Zwischen kritischer Praxis und Dienstleistung auf der documenta 12. Ergebnisse eines Forschungsprojekts. Zürich/Berlin: diaphanes.

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Settele, Bernadett/Mörsch, Carmen et al.(2012): Kunstvermittlung in Transformation. Perspektiven und Ergebnisse eines Forschungsprojektes. Zürich: Scheidegger & Spiess.

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Sternfeld, Nora (2010): Das gewisse savoir/pouvoir. Möglichkeitsfeld Kunstvermittlung. In: Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine ADKV (Hg.), COLLABORATION. Vermittlung.Kunst.Verein. Köln: Salon Verlag.

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Stöger, Gabriele (2002): Wer schon Platz genommen hat, muss nicht zum Hinsetzen aufgefordert werden. In: Rollig, Stella/Sturm, Eva (Hg.): Dürfen die das? Kunst als sozialer Raum, Wien: Turia und Kant.

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Wieczorek, Wanda/ Güleç, Ayşe/Mörsch, Carmen (2012): Von Kassel lernen. Überlegungen zur Schnittstelle von kultureller und politischer Bildung am Beispiel des documenta 12 Beirat. Art Education Research No.6, online unter: http://iae-journal.zhdk.ch/files/2012/05/AER-no5-wieczorek_guelec_moersch.pdf

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Ahmad, Zuher Kara/Askar, Saleban Abdi/Ekator, Katy/Farzad, Tagharrobi/González, Fabiana/Haydari, Ibrahim/Hassan, Aras Hemn/Jafari Benjamin/Kengmoe, Marguerite /Khider, Karim/ Landkammer, Nora/Motina/ Njuguna, John Mwangi/ Polania, Felipe/Rose/ Shawkat, Nareeman/ Weibel, Marco (2010): Bleibeführer Zürich, Zürich: Institute for Art Education/ Bildung für Alle/Museum für Gestaltung Zürich. Online unter: http://antikultiatelier.blogspot.ch/p/blog-page.html

Forschungs- und Entwicklungsprojekt in Zusammenarbeit zwischen 4 Hochschulen und 6 Museen in der Schweiz, 2009-2011, gefördert vom Schweizerischen Nationalfonds. Vgl. die Publikation zum Projekt Settele/
Mörsch 2012, zur Arbeit des Ateliers insbesondere die Beiträge Landkammer/Polania und Erdede/Ateliergruppe.

An der Autonomen Schule Zürich finden Deutschkurse sowie Kurse in Informatik und im Kulturbereich statt, die mehrheitlich von Flüchtlingen – mit oder ohne Papiere – besucht werden. http://www.bildung-fuer-alle.ch/ (15.04.2012)

Skype-Gespräch und Videobeitrag zum Vortrag „Chewing the Borders, oder Kauen um wach zu bleiben, oder Widerstand im Widerspruch“ von Rubia Salgado, Chewing the Scenery, 54. Biennale di Venezia, 8.9.2011.

AntikultiAtelier ( 2013): Das AntikultiAtelier. Wir gestalten zusammen neue Interessen.. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 03 , https://www.p-art-icipate.net/wir-gestalten-zusammen-neue-interessen-das-antikultiatelier/