Das AntikultiAtelier

Wir gestalten zusammen neue Interessen.

II. Perspektiven und Ziele – eine Definition im Prozess

Im Zuge der bisher mehr als dreijährigen Zusammenarbeit haben wir wesentliche Linien unserer Arbeit definiert – eine Definition, die sich wie unsere Reflexion immer im Prozess befindet:

• Wir sind keine homogene Gruppe, sondern definieren uns durch eine gemeinsame Tätigkeit. Wir haben verschiedene Geschichten und kommen aus unterschiedlichen Kontexten, aber wir leben alle hier in der Schweiz. In der AntikultiAteliergruppe versuchen wir, mit unserer Arbeit die Stimme gegen die rassistischen Verhältnisse, die uns aufteilen und isolieren, zu erheben und ausgrenzende Bilder, die über uns produziert werden, anzugreifen. Gemeinsam entwickeln wir eine politische Kunstpraxis, die uns ermöglicht, mit unseren unterschiedlichen Geschichten eine neue Position zu finden.

Wir wollen nicht „integriert“ werden, nur um ausgebeutet zu werden. Wir suchen nach alternativen Formen der (Selbst-)Integration: Wir nehmen uns die nötigen Werkzeuge, wie die Sprache, und die nötigen Räume. Wir wollen Integration, um hier aktiv unser Leben realisieren zu können. Das heißt auch, Kritik an den herrschenden Lebensrealitäten zu üben. Durch Aktivitäten und kritische Diskussionen lernen wir, Orte und Lebensrealitäten mit unseren unterschiedlichen Hintergründen in Verbindung zu setzen.

• Der Zugang zu kulturellen Aktivitäten ist eingeschränkt. Was wir im AntikultiAtelier tun, ist nicht nur Kultur zu konsumieren, sondern wir machen uns unsere Kultur. Wir organisieren selbst kulturelle Anlässe und realisieren unsere eigenen künstlerischen Projekte.

• Der Name der AntikultiAteliergruppe richtet sich bewusst gegen ein „Abfeiern“ von „Multi-Kulti“ – gerade in einer Stadt wie Zürich, in der einer folkloristisch inszenierten Weltoffenheit alltägliche rassistische Ausgrenzung gegenübersteht. Wir kritisieren die Festschreibung von Menschen auf eine homogene „Herkunfts-Kultur“ und das Reden von Kultur, wenn es um Politik und Menschenrechte geht. Antikulti bedeutet nicht „gegen Kultur“, sondern die Arbeit an Gegenkultur!

Wir lassen uns nicht in Kategorien pressen oder als „interessante Thematik“ missbrauchen, die, sobald sie nicht mehr aktuell ist, fallen gelassen wird. Auch wollen wir selbst niemanden auf ein Objekt reduzieren. Wir vernetzen uns mit anderen Projekten und in konkreten Aktionen. Bei jedem Projekt diskutieren wir gemeinsam, mit wem und in welcher Form wir zusammenarbeiten wollen. Es fanden und finden Kollaborationen mit der Autonomen Schule Zürich, dem Museum für Gestaltung und dem Institute for Art Education der ZHdK statt.

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Erdede, Niştiman/Ateliergruppe (2012): Kunst gegen die Fremdmacherei. In: Settele, Bernadett/Mörsch, Carmen et al.: Kunstvermittlung in Transformation. Perspektiven und Ergebnisse eines Forschungsprojektes. Zürich: Scheidegger & Spiess.

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Landkammer, Nora / Polania, Felipe (2012): Atelier. Ein Dialog über die Zusammenarbeit. In: Settele, Bernadett/Mörsch, Carmen et al.: Kunstvermittlung in Transformation. Perspektiven und Ergebnisse eines Forschungsprojektes. Zürich: Scheidegger & Spiess.

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Mörsch, Carmen (2009): Am Kreuzungspunkt von vier Diskursen: Die documenta 12 Vermittlung zwischen Affirmation, Reproduktion, Dekonstruktion und Transformation. In: Ebds. und das Forschungsteam der documenta 12 Vermittlung (Hg.): Kunstvermittlung 2. Zwischen kritischer Praxis und Dienstleistung auf der documenta 12. Ergebnisse eines Forschungsprojekts. Zürich/Berlin: diaphanes.

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Settele, Bernadett/Mörsch, Carmen et al.(2012): Kunstvermittlung in Transformation. Perspektiven und Ergebnisse eines Forschungsprojektes. Zürich: Scheidegger & Spiess.

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Sternfeld, Nora (2010): Das gewisse savoir/pouvoir. Möglichkeitsfeld Kunstvermittlung. In: Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine ADKV (Hg.), COLLABORATION. Vermittlung.Kunst.Verein. Köln: Salon Verlag.

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Stöger, Gabriele (2002): Wer schon Platz genommen hat, muss nicht zum Hinsetzen aufgefordert werden. In: Rollig, Stella/Sturm, Eva (Hg.): Dürfen die das? Kunst als sozialer Raum, Wien: Turia und Kant.

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Wieczorek, Wanda/ Güleç, Ayşe/Mörsch, Carmen (2012): Von Kassel lernen. Überlegungen zur Schnittstelle von kultureller und politischer Bildung am Beispiel des documenta 12 Beirat. Art Education Research No.6, online unter: http://iae-journal.zhdk.ch/files/2012/05/AER-no5-wieczorek_guelec_moersch.pdf

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Ahmad, Zuher Kara/Askar, Saleban Abdi/Ekator, Katy/Farzad, Tagharrobi/González, Fabiana/Haydari, Ibrahim/Hassan, Aras Hemn/Jafari Benjamin/Kengmoe, Marguerite /Khider, Karim/ Landkammer, Nora/Motina/ Njuguna, John Mwangi/ Polania, Felipe/Rose/ Shawkat, Nareeman/ Weibel, Marco (2010): Bleibeführer Zürich, Zürich: Institute for Art Education/ Bildung für Alle/Museum für Gestaltung Zürich. Online unter: http://antikultiatelier.blogspot.ch/p/blog-page.html

Forschungs- und Entwicklungsprojekt in Zusammenarbeit zwischen 4 Hochschulen und 6 Museen in der Schweiz, 2009-2011, gefördert vom Schweizerischen Nationalfonds. Vgl. die Publikation zum Projekt Settele/
Mörsch 2012, zur Arbeit des Ateliers insbesondere die Beiträge Landkammer/Polania und Erdede/Ateliergruppe.

An der Autonomen Schule Zürich finden Deutschkurse sowie Kurse in Informatik und im Kulturbereich statt, die mehrheitlich von Flüchtlingen – mit oder ohne Papiere – besucht werden. http://www.bildung-fuer-alle.ch/ (15.04.2012)

Skype-Gespräch und Videobeitrag zum Vortrag „Chewing the Borders, oder Kauen um wach zu bleiben, oder Widerstand im Widerspruch“ von Rubia Salgado, Chewing the Scenery, 54. Biennale di Venezia, 8.9.2011.

AntikultiAtelier ( 2013): Das AntikultiAtelier. Wir gestalten zusammen neue Interessen.. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 03 , https://www.p-art-icipate.net/wir-gestalten-zusammen-neue-interessen-das-antikultiatelier/