Woke für Transformation im Kulturbetrieb?

Eine Serie von Zeichnungen zur Veranstaltungsreihe von D/Arts 2021/22

Die Arbeiten sollen als weitere Kommentare und Denk-Impulse im Raum verstanden werden. Bei der Veranstaltung In D/ialog in der Kunsthalle haben wir zwei Bilder gezeigt, die verschiedene gesellschaftliche Situationen und Protagonist:innen darstellen. Beide zeigen kollektive Verhältnisse und das Miteinander-Wachsen in einem Leben voller Ambivalenzen auf. In der einen Arbeit wird eine Pyramide gebildet, übereinander-kletternd, stützend, unterstützend, im Zusammenwachsen, im Versuch, das Gewicht miteinander zu halten. Ob dieses „Gebilde“ als hierarchisch zuzuordnen ist oder als eine gegenseitige Unterstützung zu verstehen ist, ist offen. Die Pyramide baut sich nach oben, und somit wird sie zwar sichtbarer, aber auch instabiler. Sie baut sich auf den und von den verschiedenen Zugehörigkeiten und Identitäten auf. Die andere Arbeit stellt eine nicht-hierarchisch dargestellte Community von Schwarzen queeren Figuren dar, die als Kollektiv auftreten.
Frontal direkt in-your-face, selbstbestimmte Queers, virtuose Vouguer:innen, schreiende Meister*innen des Lebens. Eine „monströse Kraft“ voller Freude, Lust und Ironie.

Das sind so zwei vermeintlich gegensätzliche Motive, die aber Protagonist:innen am Podium von In D/ialog waren und dem Podium auch als Referenz dienen sollten.

In D/ialog – Politics of Resisting Voices / Politics of Listening. Druck: 1200 x 2440cm

In D/ialog – Politics of Resisting Voices / Politics of Listening. Druck. 1200 x 2440cm

 

Was findest du, ist D/Arts in diesem zweijährigen Prozess gut gelungen? Und wo siehst du noch Herausforderungen?

Ich fand D/Arts sehr sichtbar, sehr interventionistisch mit einem sehr starken und klaren inhaltlichen Schwerpunkt. Von der Konzeption der Veranstaltungen, der Einladungspolitik, den Zielen für die einzelnen Veranstaltungen sowie den Referent:innen und Sprecher:innen. Es sind Denker:innen und Macher:innen zusammengekommen, die die angesprochenen Institutionen dazu bewegen, sich zu positionieren. Interdisziplinäre und intersektionale Expertisen hineinzubringen und gezielt in spezifischen künstlerischen „Genres“ zu intervenieren, zu fördern und herauszufordern, ist eine sehr wichtige politische Arbeit.

Wo das alles tatsächlich angekommen ist, wer noch Zielpublikum ist, sowie wer die weiteren Verbündeten sind, gilt es im nächsten Schritt zu evaluieren. Es waren erfolgreiche Veranstaltungen, es waren viele Besucher:innen da, doch mein Eindruck war, dass BIPOC und Migrant:innen stark anwesend waren. Ihnen sind diese Diskurse und Politiken nicht neu, doch ist es wichtig, ihre Expertise und Stimme einzubringen, diese sichtbar zu machen. Das Stammpublikum der einzelnen Institutionen und die „Mehrheitsbevölkerung“ zu erreichen, wird eine weitere Herausforderung sein.

Petja Dimitrova, Dilan Sengül ( 2022): Woke für Transformation im Kulturbetrieb?. Eine Serie von Zeichnungen zur Veranstaltungsreihe von D/Arts 2021/22. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 13 , https://www.p-art-icipate.net/woke-fuer-transformation-im-kulturbetrieb/