Topos
Um sich (urbanen) Raum anzueignen, verfolgt man gemeinhin zwei Strategien. Einerseits kann man das (neu gewonnene) Territorium markieren, die Grenzen sichtbar machen. Andrej Holm beschreibt anhand internationaler Beispiele und der aktuellen Situation in Berlin die Grabenkämpfe, die zwischen lokalen Initiativen und globaler Kapitalismuslogik in einzelnen Stadtgebieten ausgefochten werden. Jedoch gelingt es den kleinen und teilweise äußerst heterogenen Gruppen vermehrt, über nationale und internationale Zusammenschlüsse und die gemeinsame Forderung „Recht auf die Stadt“ eine Klammer zur Kooperation zwischen den verschiedenen stadtpolitischen Akteuren zu bilden.
Einem dieser lokalen Akteure widmet sich Andreas Mayer-Brennenstuhl, der sich als Teil der Künstlergruppe SOUP dem Protest gegen das Bahnhofsprojekt „Stuttgart 21“ anschloss. Eine räumliche Plastik wurde errichtet, um die Besetzung des Schlossgartens sowie einen Ort der Begegnung zu markieren. Später errichteten die KünstlerInnen einen Wall um das Gelände. Ironie der Geschichte: Teile des dafür verwendeten Bauzauns sind heute im Museum verwahrt, der Bahnhof hingegen wird auch unter einer neu gewählten Landesregierung weitergebaut.
Dass topografische Territorien auch sprachlich markiert werden können, zeigen Rosa Reitsamer und Rainer Prokop. Die beiden AutorInnen haben jugendliche Hip Hop-Musiker der zweiten Generation türkischer MigrantInnen in Wien interviewt, die ganz bewusst den globalen Musikstil mit lokalem Dialekt anreichern und sich so am diskursiven Kampf um die Bedeutung von Zeichen und Symbolen beteiligen – und letztlich ein Stück „Heimat“ erobern.
Andererseits kann neben der Strategie der Sichtbarmachung und dem Ziehen von Grenzen das Gehen der Stadtaneignung dienen. Elke Krasny beschreibt den subversiven Akt des Gehens aus historischer Perspektive und stellt ein Projekt vor, bei dem sie der städtebaulichen Zukunft und ihren Auswirkungen auf Körper und Subjekte im Hongkong des Frühjahres 2011 nachgegangen ist.
Florian Bettel ( 2013): Zum Thema „ENGAGE! Kunst, Politik und kultureller Widerstand“. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 02 , https://www.p-art-icipate.net/zum-thema-engage-kunst-politik-und-kultureller-widerstandart-politics-and-cultural-resistance/