Zur Lage der freien Kunst- und Kulturschaffenden

Eine explorative Studie über Arbeitsbedingungen in der freien Kunst- und Kulturszene in und um Salzburg

Ihre Arbeitsbedingungen beschreiben fast alle Befragten als erfüllend, bereichernd und kollegial. Die Studienteilnehmerinnen sind sich einig, dass Handlungsspielraum und Selbstgestaltung in ihrer Tätigkeit gegeben sind. Auch ihr positives Umfeld trage zur Zufriedenheit bei. Weniger bis gar nicht treffen Beständigkeit und Planungssicherheit zu sowie Absicherung und entsprechende Entlohnung. So wünschen sich 75 Prozent der Teilnehmerinnen eine bessere Bezahlung. Von hoher Bedeutung und gewünscht sind darüber hinaus Wertschätzung und Anerkennung sowie bessere Rahmenbedingungen für faire Anstellungen und langfristige Verträge.

Auswertung Frage 6: Wie würden Sie Ihre Arbeitsbedingungen beschreiben?

Auswertung Frage 7: Was wünschen Sie sich in Bezug auf Ihre Arbeitsbedingungen?

Interessant ist, dass alle Teilnehmerinnen der Befragung angaben, noch weiteren kunstnahen oder kunstfernen Tätigkeiten nachzugehen. Denn erst dadurch oder aufgrund der Querfinanzierung und Absicherung durch Ehe-/Lebenspartner*innen mit stabiler Beschäftigungs- und Einkommenssituation ist es ihnen überhaupt möglich, im Kunst- und Kultursektor tätig zu sein. Wie die Studien zur sozialen Lage Kunstschaffender in Österreich aus 2008 und 2018 belegen, ist die soziale Lage von Kunstschaffenden durch „prekäre und diskontinuierliche Arbeitsverhältnisse, unsichere Einkommensperspektiven und mangelnde soziale Absicherung“star (*6) geprägt. Bei der Betrachtung der Einkommenssituation wird sogar deutlich, dass der Lebensstandard von Kunstschaffenden im Vergleich zu anderen Bevölkerungsteilen niedrig ist, über 30 Prozent wurden in den Studien als einkommensschwach beurteilt und gelten als armutsgefährdet.

In unserer explorativen Studie haben wir versucht, Gründe für die prekären Arbeitsbedingungen in der freien Kunst- und Kulturarbeit zu erfahren und Handlungsbedarf zu eruieren.

 

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L&R Sozialforschung und österreichische Kulturdokumentation: Studie im Auftrag des Bundeskanzleramtes, September 2018: Soziale Lage der Kunstschaffenden und Kunst- und Kulturvermittler/innen in Österreich 2018, ein Update der Studie Zur sozialen Lage der Künstler und Künstlerinnen in Österreich 2008. Online unter: https://www.kunstkultur.bka.gv.at/kunst-studien-berichte

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Angerer, Marie-Luise (1999: 26), zit. n.: Ellmeier, Andrea (2003): Prekäre Arbeitsverhältnisse für alle? Kunst, Kultur, Wissenschaft als (negative) Avantgarde (alt-)neuer (Erwerbs)Arbeitsverhältnisse oder „Selbständig waren wir ja schon immer“. Online unter: https://www.igkultur.at/artikel/prekaere-arbeitsverhaeltnisse-fuer-alle-kunst-kultur-wissenschaft-als-negative-avantgarde

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IG Kultur Magazin (2008): Schwerpunktausgabe: Prekäres Leben. Online unter: https://www.igkultur.at/artikel/kultur-ist-arbeit

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Mayerhofer, Elisabeth/Mokre, Monika (2017): Geniekünstler und KulturarbeiterInnen – von der Freiheit der Kunst zur Wertschöpfung durch Kreativität. In: SWS Rundschau (47. Jg.), Heft 3/2007, S. 292-311). Online unter: http://www.sws-rundschau.at/archiv/SWS_2007_3_mayerhofer-mokre-artikel.pdf

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Lorey, Isabell  (2007): „Vom immanenten Widerspruch zur hegemonialen Funktion. Biopolitische Gouvernmentalität und Selbst-Prekarisierung von KulturproduzentInnen.“ In: Raunig Gerald / Wuggenig Ulf  (Hg.): Kritik der Kreativität. Wien: eipcp, S. 121-136.

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Siehe Schelepa, Susanne/Wetzel, Petra/Wohlfahrt, Gerhard, unter Mitarbeit von Anna Mostetschnig (2008): Zur sozialen Lage der Künstler und Künstlerinnen in Österreich. Endbericht L&R Sozialforschung im Auftrag des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur, Wien.

Informationen zum Studiendesign sind hier zu finden: Studiendesign

Patrizia Bieber, Anita Bruckschlögl ( 2019): Zur Lage der freien Kunst- und Kulturschaffenden. Eine explorative Studie über Arbeitsbedingungen in der freien Kunst- und Kulturszene in und um Salzburg. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 10 , https://www.p-art-icipate.net/zur-lage-der-freien-kunst-und-kulturschaffenden/