Überblick und Kontext
Unsere Gesellschaft ist von Diversität gekennzeichnet. Doch dies spiegelt sich im Kulturbetrieb nicht wider. Es bedarf hier dringend eines gesellschaftlichen Wandels, indem Diskriminierungen abgebaut und Kultureinrichtungen für unterrepräsentierte Gruppen relevant und zugänglich gemacht werden. Unerlässlich dabei ist das Zusammenwirken von Akteur:innen aus Kunst und Kultur, marginalisierten Gruppen, Medien und Wissenschaft. Welche Voraussetzungen braucht es für so einen transdisziplinären Austausch? Was sind notwendige Rahmenbedingungen für ein vernetztes Handeln zur Stärkung von Diversität in Kultureinrichtungen? Wie kann davon ausgehend ein Transformationsprozess in Gang gesetzt werden?
Mit diesen Fragestellungen setzten wir uns im Rahmen des Labors auseinander. Teil des Labors waren wir als Lehrende und Wissenschaftlerinnen, Studierende unserer Lehrveranstaltungen sowie die Kooperation mit der Radiofabrik, um begleitende Podcast zu produzieren. Es diente als Experimentierfeld, um dem Thema gemeinschaftlich und in konkreten lokalen Aktivitäten nachzugehen. Dies geschah beispielsweise im Rahmen von D_CONNECT: Kunst und Kultur im Aufbruch statt (weitere Informationen https://w-k.sbg.ac.at/zeitgenoessische-kunst-und-kulturproduktion/d-arts-goes-salzburg/). Die Veranstaltung wurde im Herbst 2022 als Kooperation vom Programmbereich Zeitgenössische Kunst und Kulturproduktion der IE Wissenschaft und Kunst, D/Arts – Projektbüro für Diversität und urbanen Dialog, der Österreichischen UNESCO-Kommission und der ARGEkultur Salzburg umgesetzt.
Im Anschluss daran fanden Reflexionen auf verschiedenen Ebenen statt: im Austausch zwischen uns Lehrenden, Studierenden verschiedener Fachbereiche sowie der beobachtenden Begleitung der Veranstaltung D_Connect.
Konzepte, Verständnis von Diversität
Diversität ist mit Fragen von Ungleichheiten verknüpft, Kultur und Medien sind in gesellschaftliche Prozesse der Exklusion sowie Privilegierung eingebunden. Die theoretische Auseinandersetzung mit verschiedenen Diversitätskonzepten wurden in den begleitenden Lehrveranstaltungen geleistet. Wichtig war die Verwobenheit verschiedener Ungleichheitskategorien auszuloten, etwa mittels der Konzepte der Intersektionalität und Queerversity. Begleitet, beobachtet und reflektiert wurde dann von den Studierenden die Veranstaltung D_Connect. Die verschiedenen Formate (World-Café, Podiumsdiskussion, künstlerische Performance) wurden hinsichtlich der benannten Konzepte von Diversität und den angesprochenen Diskriminierungsformen analysiert. Außerdem wurden die Prozesse der Gespräche, die Aushandlung und Inszenierung in den verschiedenen Formaten sowie die künstlerische Praxis reflektiert. So fand die Auseinandersetzung mit Diversität auf verschiedenen Ebenen statt: Diskurs (Text), künstlerische Performance sowie Inszenierung der gesamten Veranstaltung.
Status quo: Erfahrungen, Eindrücke und Beobachtungen
Die Studierenden verfolgten Themen und Fragen, die sie aus der Veranstaltung D_Connect mitnahmen, weiter. Sie vertieften und reflektierten diese, unter anderem im Rahmen von Gesprächen mit Expert:innen aus Kunst, Kultur, Medien und weiteren gesellschaftlichen Bereichen. Aus diesen wiederum resultierten die Podcastreihen Why diversity matters. Medien, Diversität & Politics of Belonging [verlinken] und Open up! Diversität im Kulturbereich [verlinken]. Die Podcast-Beiträge fungierten als Raum der Wissensverhandlung und -produktion, die den Studierenden ermöglichten, sich ausgewählten Fragestellungen gemeinsam mit Künstler:innen, Kulturarbeiter:innen, Medienschaffenden, Aktivist:innen und Citizens anzunähern.
Zentral war dabei für die Studierenden, nach Einschätzungen und Erfahrungen mit der aktuellen Situation im Kunst- und Kulturbetrieb in Bezug auf Diversität und Diskriminierungen zu fragen. Dabei zeigt sich, dass auf verschiedenen Ebenen positive Veränderungen beobachtet werden. Gleichzeitig führen aber immer noch zahlreiche Hürden und Ausschlüsse zu mangelnder Gleichberechtigung und Diversität in Kunst und Kultur.
Veränderungspotenziale und Maßnahmen
Ein weiterer inhaltlicher Strang, den die Studierenden in ihren Podcast-Beiträgen gemeinsam mit Akteur:innen aus Kunst, Kultur, Aktivismus und anderen Feldern verfolgten, ist die Frage nach Überlegungen und Maßnahmen für mehr Diversität in Kunst und Kultur. Dabei kamen unterschiedliche und zum Teil sehr konkrete Vorschläge zur Sprache. Sie reichen von (kultur-)politischen Maßnahmen über die Entwicklung neuer künstlerischer Formen, Formate und Programme bis hin zur Forderung danach, Diversität im (eigenen) Alltag immer mitzudenken, aber auch mit anderen gesellschaftlich dringlichen Themen wie etwa der Klimakrise zusammenzudenken.
Anita Moser
(
2023):
Experimentierfeld für Rahmenbedingungen zur Stärkung von Diversität in Kunst und Kultur.
In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten
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https://www.p-art-icipate.net/experimentierfeld-fuer-rahmenbedingungen-zur-staerkung-von-diversitaet-in-kunst-und-kultur/