Über das Projekt

Ausgangspunkt

Das Projekt Kulturelle Teilhabe in Salzburg geht von der Annahme aus, dass kulturelle Teilhabe und in Folge die Gestaltung des kulturellen Lebens eine gemeinsame Aufgabe von institutionellen Vertreter*innen, Kunst- und Kulturschaffenden als auch von zivilen Personen ist. Ausgangspunkt des Projekts war die Beobachtung, dass es in Salzburg an wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Voraussetzungen und Bedingungen solcher gemeinsamen Prozesse mangelt. Diese Lücke will das Projekt füllen.

 

Projektziele

Vor diesem Hintergrund setzten wir zwei Ziele für die Projektarbeit:

  1. Zum einen sollte im Rahmen eines kritischen Forschungsansatzes der derzeitige Wissensstand zu kultureller Teilhabe allgemein und insbesondere im Raum Salzburg aufgearbeitet werden. Wir identifizierten dabei spezifische Themenfelder, die von besonderer Relevanz für kulturelle Ein- und Ausschlüsse sind, wie etwa „Diversität und Intersektionalität“, „Besonderheiten des kulturellen Angebotes am Standort Salzburg“ oder „digitale Teilhabe“.
  2. Zum anderen entwickelten wir Angebote für die Vermittlungsarbeit: Die P-ART Akademie für dezentrale und transdisziplinäre Kulturkonzepte fand im Oktober 2018 statt. Außerdem wurden während der Laufzeit des Projektes im Rahmen von Lehrveranstaltungen sowie von Kooperationen mit diversen gesellschaftlichen Kunst-/Kulturinstitutionen Teilhabe-sensitive Ansätze diskutiert und erprobt.

Zentrale Forschungsfragen

Den Forschungsprozess nahmen wir mittels vier zentraler Fragestellungen auf, die aus unterschiedlichen Perspektiven analysiert, erforscht und vermittelt wurden:

  1. Wie sieht künstlerische, kulturelle und zivilgesellschaftliche Teilhabe in Stadt und Land Salzburg aus, welche Ausschlüsse sind hier wirkmächtig, wo ergibt sich Handlungsbedarf und wie können Impulse für eine Veränderung aussehen?
  2. Welche gesellschaftlichen und kulturellen, welche standortspezifischen Themenfelder sind von besonderer Relevanz für kulturelle Teilhabe in Salzburg und welche regionalen, nationalen und internationalen Beispiele für Teilhabe-orientierte Aktivitäten können hier neue Impulse geben?
  3. Wie können neuartige Vermittlungsformate an den Schnittstellen von künstlerischer Teilhabe, kultureller Mitgestaltung, zivilgesellschaftlichem Wissen und partizipativer Forschung geschaffen und gestaltet werden? Welche konkreten Strategien und Vernetzungen braucht es dazu?
  4. Welche partizipativen Zugänge und Methoden ermöglichen die Initiierung von kulturellen Prozessen, in denen künstlerisches, zivilgesellschaftliches und akademisches Wissen sich vernetzt und verschränkt? Welche Formate und Materialien werden für eine solche ganzheitliche Vermittlungs- und Kulturarbeit gebraucht?

Umsetzung

Gearbeitet haben wir in einem transdisziplinären Team, dessen Mitglieder aus den Bereichen Kunstgeschichte, Kulturvermittlung, Kulturmanagement, Kommunikationswissenschaft, Politikwissenschaft und Kritische Diversity Studies stammen und diese Zugänge in Theorie und Praxis verbinden.

Zur Beantwortung der Fragen gliederte sich die Projektarbeit in vier Arbeitsbereiche:

  1. Die Grundlagenforschung befasste sich mit dem Status Quo kultureller Teilhabe. Welche Institutionen, Initiativen und Projekte gibt es, die kulturelle Teilhabe thematisieren? Wo und wie wird kulturelle Teilhabe in Salzburger Organisationen und Projekten bereits umgesetzt? Welche theoretischen Ansätze reflektieren Grundlagen, Barrieren und Möglichkeiten kultureller Teilhabe? – Neben der Auswertung wissenschaftlicher Literatur führten wir dazu insbesondere auch Interviews mit Expert*innen in Salzburg und darüber hinaus durch.
  2. Wir arbeiteten Themenfelder heraus, die für kulturelle Teilhabe in Salzburg besonders relevant sind. Dies geschah auf Basis der Grundlagenforschung. Zudem flossen unsere bisherige Arbeit zu kultureller Teilhabe, die in Lehrveranstaltungen erzielten Ergebnisse sowie jene aus dem Austausch mit Kooperationspartner*innen in die Identifizierung der Themenfelder ein. In diesem Arbeitsbereich interessierte uns insbesondere, welche Ein- und Ausschlüsse stattfinden und welche Themen von den Interviewten (siehe 1.) als besonders relevant gesetzt oder aber gar nicht benannt wurden.
  3. Vor dem Hintergrund dieser Arbeitsbereiche führten wir Aktivitäten und Medienproduktionen in Zusammenarbeit mit Expert*innen aus Theorie und Praxis durch. Das dabei generierte neue Wissen spielten wir in der Folge im Sinne von Erkenntnissen zu den Themenfeldern an das Projekt zurück.
  4. Alle Team-Mitglieder beschäftigten sich dabei vertieft mit bestimmten Themenbereichen und erarbeiteten empirisch fundierte Forschungsarbeiten. Dabei fokussierten wir das Anliegen, ein vielseitiges Publikationsformat zu entwickeln, das verschiedenen Personen Zugang zu dem erarbeiteten theoretischen und Praxis-orientierten Wissen ermöglicht.

Unser Forschungsprojekt konnten wir zwischen 2017 und 2021 in einem Kontext umsetzen, in dem die Anliegen und Herausforderungen rund um kulturelle Teilhabe äußerst aktuell erscheinen. So haben etwa die erstarkenden Protestbewegungen Fridays for Future und Black Lives Matter sehr deutlich auf die Notwendigkeit von mehr Mitbestimmung und sozialer Gerechtigkeit hingewiesen. Auch im 2018 in Kraft getretenen Kulturentwicklungsplan (KEP)[1] des Landes Salzburg zeichnet sich das Bestreben ab, Ansprüche wie Diversität, Mitbestimmung und Inklusion strukturell zu verankern. Auf staatlicher und institutioneller Ebene scheint sich im Land Salzburg eine Sensibilisierung für spezifische Zugänge und Praktiken einzustellen, die etwa im Kontext der kritischen Kulturvermittlung bereits länger thematisiert, erprobt und umgesetzt werden. Dadurch treten jene Kunst- und Kulturschaffenden, die sich für Teilhabegerechtigkeit einsetzen, sowie jene Personen und Communitys in den Fokus, die ihre Stimme gegen (zum Teil selbst erfahrene) Diskriminierung erheben und ermächtigende Räume schaffen. Ihre Ansätze und Perspektiven stellen einen zentralen Referenzpunkt unserer Untersuchung dar.

Die Interviews mit diesen diversen Expert*innen waren das entscheidende Arbeitsinstrument unseres Projekts. 37 davon sind nun auf unserer Projektwebsite als Interview-Booklets verfügbar.[2] Des Weiteren haben wir uns für eine Klärung von zentralen Begriffe und Konzepten eingesetzt, die in Zusammenhang mit kultureller Teilhabe stehen. Aus dieser Arbeit sind komprimierte Infoblätter und anwendungsorientierte Impulse entstanden, die ebenfalls auf der Website frei zugänglich sind. Zudem finden sich hier vier vertiefende Essays zu spezifischen Themen, die Mitglieder aus unserem Team basierend auf die empirischen Erhebungen erarbeitet haben.


 

[1] https://www.salzburg.gv.at/themen/kultur/kulturentwicklungsplan 26.2.2021.

[2] Insgesamt haben wir weit mehr als 37 Gespräche mit diversen Expert*innen aus dem Land Salzburg und dem deutschsprachigen Raum durchgeführt. Viele davon sind direkt in die Texte aufgenommen worden und nicht als Interviews publiziert. Wir bedanken uns bei allen Gesprächspartner*innen, die mit ihrer Bereitschaft, ihre Erfahrungen und Überlegungen zu teilen, unser Projekt grundlegend geprägt haben.


 

Das Drittmittelprojekt „Kulturelle Teilhabe in Salzburg“ ist am Programmbereich „Zeitgenössische Kunst & Kulturproduktion“ angesiedelt und dauert von 1. Oktober 2017 bis 31. Juli 2021. Es wird vom Land Salzburg – Wissenschaft, Erwachsenenbildung, Bildungsförderung gefördert.