Am 30. Oktober 2019 gab Stefania Pitscheider Soraperra, seit 2009 Direktorin des Frauenmuseums Hittisau, im Rahmen eines Vortrags mit Diskussion Einblicke in die Erfolgsfaktoren des Hauses und sprach über die positiven Seiten und die Herausforderungen von Kulturarbeit im ländlichen Raum.
Das Frauenmuseum Hittisau im Bregenzerwald (Vorarlberg) ist das erste und seit bald zwanzig Jahren einzige Frauenmuseum Österreichs. Es ist auch weltweit das einzige im ländlichen Raum. Gegründet im Jahr 2000 hat es sich zur Aufgabe gemacht, Frauengeschichte und Kulturschaffen von Frauen zu dokumentieren, zu erforschen und sichtbar zu machen – und dabei internationale, aber auch regionale Perspektiven zu berücksichtigen und breite Bevölkerungskreise vor Ort einzubinden. Wie kann das gelingen?
Im Vortrag stellte Pitscheider Soraperra verschiedene Beispiele aus dem Veranstaltungsarchiv des Museums vor, darunter die Ausstellung „DIE TOLLKÜHNEN FRAUEN“. Sie fand vom 13. Mai 2012 bis 31. März 2013 statt und hatte das Leben von Zirkuskünstler_innen des 19. und 20. Jahrhunderts zum Thema. Das Besondere dieses Berufsfeldes war, dass Frauen bereits im 19. Jahrhundert die Möglichkeit hatten, im Zirkus jede Position in der Hierarchie einzunehmen. So konnten sie nicht nur als Seiltänzerinnen oder Kunstreiterinnen arbeiten, sondern etwa auch den Posten als Zirkusdirektorin innehaben. Einen starken Kontrast dazu bildet jedoch die Tatsache, dass viele Frauen wegen körperlich „anormaler“ Merkmale zur Schau gestellt wurden.
Das Beispiel gab einen guten Einblick in die breite Thematik und den forschenden Zugang des Museums, der sich nicht nur während des Vortrages, sondern auch im Rahmen der anschließenden Diskussion von und mit Stefania Pitscheider Soraperra deutlich herauskristallisierte.
Fazit: Dieses Museum ist definitiv einen Besuch wert, da sich die Kunstvermittler_innen auf unterschiedlichste Art und Weise mit der Geschichte der Frauen von damals und heute auseinandersetzen und versuchen, mit den Bewohner_innen vor Ort diese erlebbar und begreifbar zu machen.
Organisation, Konzeption, Moderation: Anita Moser
Headerfoto: Außenansicht des Frauenmuseum Hittisau, © Angela Lamprecht
Fotos: Fabian Schober